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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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21

Bücherschau.

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Anfänge bürgerlichen Lebens, Reibereien und Prozesse zwi-
schen Bürgerschaft und Adel, kommunale und wirtschaft-
liche Verhältnisse werden anschaulich geschildert. Die viel-
fachen Beziehungen, welche Kiel in die nordische Politik
seit dem 30jährigen Kriege verwickelten, geben Anlass zu
historischen Kapiteln, welche im Rahmen der Stadtgeschichte
ein Spiegelbild der schleswig-holsteinischen Geschichte zeigen.
Die topographische Darstellung der Entwicklung der Stadt
fusst auf des Verfassers älterer Arbeit über „Kiels bildliche
und kartographische Darstellung in den letzten 300 Jahren".
Zugleich aber hat der Verfasser seine reichen und wohl
nahezu vollständigen ikonographischen Sammlungen zur
Geschichte der Stadt Kiel als Textillustrationen publiziert, die
Volkstypen und Kostünifiguren aus Dankwerth, Westfalen,
Torquatus neu abgedruckt und so nicht nur für die Popu-
larität seiner Arbeit das beste Mittel ausgenutzt, sondern
auch dem wissenschaftlichen Forscher ein Material zugäng-
lich gemacht, wie es in gleicher Vollständigkeit wohl für
keine andere deutsche Stadt vorliegt. Über 300 Zinkotypien
von Architekturen, Ansichten, Erinnerungsblättern und Por-
träts, darunter eine Reihe Inedita, sind an entsprechender
Stelle dem Texte eingereiht. Das Bild, welches uns hier
entgegentritt, ist das einer Kleinstadt. Selbst in der engeren
Heimat hat Kiel erst in unserem Jahrhundert begonnen, eine
entschiedene Führerrolle zu übernehmen; das Interesse an
seinen Bauten wird keinen Architekten nach Kiel locken;
das Kunsthandwerk hat hier weniger reiche Blüten entfaltet,
als in anderen Städten Schleswig-Holsteins. Gleichwohl hat
Kiels Geschichte ein mehr als lokales Interesse. Die Stadt-
chronik verfügt über ein so reiches Quellenmaterial für die
älteste Zeit der Stadt, wie es für wenige deutsche Städte
vorliegt, und die entsprechenden Kapitel des vorliegenden
Werkes sind von einem durch keine örtlichen Grenzen be-
dingten Interesse. Vor allem aber hat Kiel eine bedeutende,
zuletzt eine führende Rolle gespielt in den Kämpfen mit
dem Norden. Die geistigen Strömungen, die in Kiel in den
ersten Dezennien unseres Jahrhunderts mächtig waren, das
politische Vorgehen der Universität, die geistliche Bewegung,
sind für die Verhältnisse im Reich bedeutend geworden, und
die ausserordentlich anschauliche Darstellung des Verfassers,
die den Hauptnachdruck auf die Geschichte der letzten
150 Jahre legt, wird mit lebhaftem Interesse auch ausser-
halb Schleswig-Holsteins begrüsst werden. Als künstlerische
Beigabe hat das Werk eine Anzahl Randleisten, Titelblätter
und Initialen erhalten, die von Georg Burmester gezeichnet,
zum Teil recht beachtenswerte Leistungen der Buchillustration
sind. o. h.

Dictionnaire des sculpteurs de l'ecole francaise du
moyen äge au regne de Louis XIV par Stanislas
Lanii.

Durch einen stattlichen Band von fast 600 Seiten hat
Stanislas Lami unsere so geringe moderne lexikographische
Litteratur in dankenswerter Weise bereichert. Der Verfasser
— seinem Beruf nach Künstler— behandelt die französischen
Bildhauer nur bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, den ersten
Regierungsjahren Ludwigs XIV., ein Zeitpunkt, der eine
wichtige und grosse Fpoche der französischen Kunst be-
schliesst. Zu bemerken ist, dass Lami unter die französischen
Bildhauer auch diejenigen Künstler rechnet, die zwar im
Auslande geboren sind, aber ihren Wohnsitz dauernd in
Frankreich genommen haben. Die einzelnen Biographien
sind kurz gehalten, ein Verzeichnis der benutzten Litteratur I
lässt der Verfasser jeder derselben folgen. Wie Gustave !
Larroumet in der das Werk empfehlenden Vorrede bereits I

hervorhebt, hat sich Lami auf theoretische Streitfragen durch-
aus nicht eingelassen, sondern giebt nur in durchaus sach-
licherund streng wissenschaftlicher Weisedie Resultate und den
Standpunkt der modernsten kunstgeschichtlichen Forschung
wieder, wodurch er die für lexikographische Arbeiten einzig
richtige Form getroffen hat. v. th.

The Glasgow School of Painting by David Martin.
London, Bell.

Dies Buch bildet den ersten Teil einer Serie, welche
sich die Aufgabe gestellt hat, die modernen Malerschulen
zu besprechen. In dem jetzt erschienenen Bande sind die
Werke kritisiert und illustriert von James Guthrie, John Lavery,
D. Y. Cameron, A. Roche, A. Hornel und Macgregor. Die
Biographien dieser Meister haben ihre Basis in dem künst-
lerischen Gesichtspunkt. Das Buch enthält eine von New-
bery herrührendeEinleitung, welche den Einfluss derBarbizon-
Schule und der Nachfolger Israel's beleuchtet. Auffallend
bleibt es, dass, sobald die Maler der Glasgower Schule be-
deutendere Namen erlangen, sie alsdann doch mehr und
mehr nach London hinneigen und das Eigentümliche ihrer
früheren Schule verlieren. o71

Joseph Penners Pen Drawing and Pen Draughtsman.
London, Macmillan.
Für alle diejenigen, welche sich mit Federzeichnungen
beschäftigen, wird die neue und verbesserte Auflage des
oben bezeichneten und jetzt durch viele illustrierte Beispiele
vermehrten Werkes willkommen sein. In dem Buche be-
finden sich zahlreiche Abbildungen von typischen Arbeiten
der besten verstorbenen und lebenden Meister. tf1

Letters and Papers of Andrew Robertson, the
niinature Painter. London, Eyre & Spottiwoode.
Das vorliegende Werk enthält eine ganze Reihe Porträts
von des Meisters Hand in photographischer Wiedergabe.
Das Buch ist deshalb lehrreich, weil es über bisher unbe-
kannte Punkte Aufklärung giebt, die sich auf die Kunstver-
hältnisse Englands im Anfange dieses Jahrhunderts beziehen.
Ausserdem befindet sich in dem Buche ein sehr genaues
Verzeichnis der von Napoleon aus Italien und den Nieder-
landen entwendeten Bilder. Endlich finden wir hier eine
interessante Episode über die Fortschaffung der Kunstwerke
aus dem Louvre nach der Schlacht von Waterloo, o*

„Walter Crane. The Bases of Design." London.
Bell. Dieser anziehendeBand desMeisters ist fast als überreich
im Stoff zu bezeichnen und besitzt vielleicht den einzigen
Fehler, dass es zu vielerlei bringt, wenngleich sämtliche
Illustrationen sehr willkommen sind. Das Werk lässt die
Architektur, die anderen bildenden und die gesamten so reich
gegliederten Kleinkünste an uns vorüberziehen. Tapeten,
Eisenarbeiten, Holzschnitzereien, Büchereinband und sogar
die Industrie der Teppichweberei wird hier besprochen.
Schliesslich finden wir eine kurze Geschichte der italienischen
Kunst von Giotto bis Michelangelo. o71

v. G. Am 31. März ist in Wien das erste Jahresheft eines
Österreichischen Archäologischen Instituts ausgegeben worden,
mit vierzehn wissenschaftlichen Aufsätzen und einem Bei-
blalte mit acht kleineren wissenschaftlichen Mitteilungen und
an erster Stelle dem Statut des genannten Instituts, wie es
durch Erlass des K. K. Ministeriums für Kultus und Unter-
richt vom 30. Dezember 1897 veröffentlicht ist. Das Statut
ist provisorisch, bis zur erfolgten Annahme durch die Landes-
vertretung.

„ The years Art" (Virtue) von K- Carter, wurde kürzlich
in London herausgegeben. Dies Werk enthält die Jahres-
 
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