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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0023

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2<)

Vom Kunstmarkt.

3"

v. G. An den seinerzeit aufgefundenen Wandgemälden
in der Burg Lochstädt werden, wie man der „K. H. Z." aus
Pillau mitteilt, Restaurationen vorgenommen, und zwar sind
zur Ergänzung der dekorativen Malerei einstweilen von
Künstlerhand Kohlenreissvorzeichungen gemacht worden.
In einem benachbarten Räume hat die Beseitigung der
Tünche noch „Die drei Weisen aus dem Morgenlande" und
den „Heiligen Georg" ans Tageslicht gezogen. Die grelle
Beleuchtung dieser Bildfragmente wird durch eine farben-
prächtige Abbiendung des Fensters im Tone alter Kirchen-
gemälde in der nötigen Weise gedämpft. Ferner sind noch
Bilder einiger Hochmeister in mittelalterlich steifer Gran-
dezza blossgelegt.

v. G. Die Erneuerung des Zwingers in Dresden erweist
sich als eine sehr umfangreiche und schwierige Aufgabe der
damit betrauten Herren Hofmaler F. Schulz, Maler K. Seifert
und Bildhauer Ohlendiek. Sie geschieht in folgender Weise.
Zunächst werden alle Ornamente mit Natronlauge abge-
waschen und die schadhaft gewordenen Stellen von Bild-
hauer und Maurer wieder ersetzt. Diese letztere Arbeit ist
sehr umfangreich, denn die Verwitterung hat an manchen
Stellen bedeutende Fortschritte gemacht. Dann werden alle
mit Cement verputzten Stellen mit Salzsäure bestrichen, um
den im Cement enthaltenen Salpeter zu beseitigen, worauf
alle diese Stellen gefirnisst werden. Es folgt dann ein zwei-
maliger dünner Überzug mit Ohrachsfarbe und zum Schluss
ein einmaliger Anstrich mit Wachsfarbe, um den matten
Sandsteinton zu erzielen. Die bereits fertigen und wieder
abgerüsteten Teile lassen erkennen, dass die eigenartigen
und charakteristischen Formen dieser glänzendsten und an-
mutigsten Verkörperung des Barockstils in keiner Weise
durch die Erneuerung gelitten haben.

v. Gr. Brescia hat in diesen Tagen die 400jährigeJubelfeier
des Geburtstages seines berühmtesten Sohnes Alessandro
Buonvicino, nach einem Beinamen der Familie Moretto ge-
nannt , gefeiert. Ein Standbild des Künstlers von dem
Brescianer Bildhauer Ghidoni wurde in Gegenwart der
Minister Finocchiaro-Aprile und Fortis, von Unterstaats-
sekretären, Senatoren und Abgeordneten enthüllt. Die
Festrede bei dieser Feier hielt der Unterstaatssekretär
im Unterrichtsministerium Bonardi, einen Festvortrag im
Theater Prof. Molmenti. Dieser knüpfte an die Wieder-
gabe der wenigen lebensgeschichtlichen Notizen, die wir
von dem Leben des erst neuerdings von der Kunstge-
schichte voll gewürdigten Meisters besitzen, eine Schilde-
rung seines künstlerischen Werdegangs. Moretto, von lionar-
deskem Geist berührt, hat seine Hauptanregungen von der
Schule von Venedig empfangen; durch die Würde, den Zug
von Schwermut seiner Bildnisse, die tief innerliche oft
visionäre Religiosität seiner Andachtsbilder aber entfernt er
sich doch auch wieder weit von der lebens- und genussfrohen
Schule der Lagunenstadt. Eine Vergleichung der Assunta
von Moretto im Duomo vecchio von Brescia mit der Tizian's
wird diesen Unterschied am klarsten beleuchten; zur Ver-
gleichung ist vielleicht noch ein etwas älterer Brescianer
Meister Romanino (geb. 1485) heranzuziehen. Molmenti
schloss mit dem Gedanken, dass die strenge ideale Kunst-
auffassung Moretto's der modernen Strömung der Kunst
doch vielleicht nicht so fern liege, als es auf den ersten
Blick scheinen möchte. Etwa 40 Originalwerke Moretto's,
die sich meist in der Provinz Brescia befinden, und eine An-
zahl von Reproduktionen seiner Meisterwerke im übrigen
Italien und im Ausland (Frankfurt a. M., Städel'sches Institut;
Wien, Belvedere; Berlin, Museum) sind aus Anlass der Feier
in Brescia vereinigt.

Dresden. — Während der Bau des neuen Kunstler-
hauses infolge von Schwierigkeiten, welche die Verlegung
des das Bauareal durchfliessenden Mühlgrabens ergeben,
noch nicht beginnen kann, steht die zukünftige Gestaltung
des Baues bereits fest. Das Gesellschaftshaus wird ein
Barockbau mit reich gehaltener farbiger Fassade werden, der
in seinen Formen mit dem gegenüberliegenden Zwinger
harmoniert. Das Erdgeschoss erhält ein stilvoll eingerichtetes
Restaurant, eine Halbetage die Klubräume der Kunstgenossen-
schaft, das sich darüber erhebende g m hohe Obergeschoss
unter anderem zwei Säle, die direkt nebeneinander liegen
und miteinander verbunden werden können. Die oberen
Geschosse werden neben Wohnungen u. s. w. auch eine An-
zahl Malerateliers enthalten, vor denen sich Plattformen zum
Freilichtmalen befinden. Letztere Einrichtung entspricht
einem dringenden Bedürfnis, da solche Einrichtungen in
Dresden noch nicht bestehen. Or.

M. B. Vom Dimer Münster. Die Hauptarbeit in den
letzten beiden Jahren war die Ausbesserung der Wände im
Hochschiff und die Bemalung der Decke. Diese Arbeit ist
nun in der Hauptsache vollendet und eben ist man daran,
den letzten Rest der Gerüste abzunehmen; Hand in Hand
damit ging die neue Verglasung der Fenster in einfachen
Mustern, wobei die alten Zunftscheiben, unter anderem ein
kolossaler Fisch, wieder Verwendung finden. Im nördlichen
Seitenschiff wurden drei neue Fenster eingesetzt und zwar, als
Stiftungdes Kaufmanns Egelhaf in Mannheim und der Mathilde
Wechsler in Ulm von Burckhard in München: Die Heim-
kehr Davids mit der Bundeslade und der Salomonische
Tempelbau; dann das Heinifenster, eine Stiftung der Familie
des verstorbenen langjährigen Bürgermeisters Heim, gemalt
von Jettener in München, darstellend die Wiederaufbauung
der Mauern Jerusalems und die Gesetzgebung von Esra.
Ein drittes Fenster wurde eingesetzt von Burckhard & Sohn in
München und gestiftet von Frau Anna Barb. Zorn,darstellend :
wie Jesaias im Geiste den leidenden Knecht Gottes sieht, und
Jeremias auf den Trümmern Jerusalems. In Arbeit ist ein
weiteres Fenster, das Kaisergedächtnisfenster über dem Portal
der südlichen Seitenschiffhalle. Diese beiden Seitenschiff-
hallen, welche viele Jahre hindurch unzugänglich waren, sind
jetzt wieder hergestellt, und im südlichen hat man das
Messnerstübchen eingerichtet. Eine weitere schwierige Arbeit
war die Aufstellung eines neuen Glockenstuhls von Schmiede-
eisen im Hauptturm. Kleinere Reparaturarbeiten erfolgten
an den grossen Strebepfeilern des Hauptturms und an der
Bessererkapelle, wo die unschöne Galerie entfernt und wieder
ein steiles Dach aufgesetzt wurde. Die Thüre zur Gruft der
Neidhardt'schen Kapelle wurde ebenfalls erneuert mitsamt
der Inschrift und Wappentafel. Von neuen plastischen Ar-
beiten sind noch zu erwähnen die Standbilder der Apostel
Paulus und Matthäus von Bildhauer Federten.

VOM KUNSTMARKT.
Berlin. — Am 26. Oktober und den folgenden Tagen
versteigert Rud. Lepke den Kunstnachlass des f Herzogs
von Sagan, gerahmte Kupferstiche, französische Bronze-
kronen und Appliques, Louis XVI.-Pendulen, Meissener,
Berliner, Ludwigsburger und Japanisches Porzellan, Teppiche,
Miniaturen u. s. w. Daran schliesst sich eine Sammlung
von Münzen, Medaillen und Kupferstichen aus dem Besitze
des Oberst von Krause und andere Antiquitäten und mo-
derne Kunstgegenstände aus Privatbesitz. Der Katalog ist
soeben erschienen und wird von genanntem Hause auf Ver-
langen zugesandt.
 
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