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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0046

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Vom Kunstmarkt.

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der Überzeugung gelangen, dass es — eben anders ist. So
ging's mir seiner Zeit mit dem sog. Landhaus in der Ber-
liner Galerie, das früher dem Delfter Vermeer zugeschrieben
wurde; so ging's mir mit dem Kapitalbilde der Kölner
Galerie, welches „Jan v. Huysum fecit 1732" bezeichnet ist.
Aus dem Nachlass meines seligen Grossvaters besitze ich
zwei hübsche Blumen- und Fruchtstücke, prächtig bezeichnet:
„P. F. van Brüssel fecit 1786". Mit grossen Buchstaben, in
zwei Farben — dunkel und hellgelblich. Auf einem der
Bilder befindet sich ein Vogelnest, fast genau dasselbe wie
auf dem Kölner Bilde. Dieses machte mich stutzig, und dann
sah ich deutlich, dass von der Signatur dieses Bildes nur
echt sind: die Hälfte des P, wohinter man „an" setzte; das v.,
die Hälfte des B (woraus man ein H machte), das Wort:
fecit und die Zahlen 17 . 2. Die 3 ist neu; es stand wohl
eine 6 oder 7 dort, aber das hätte zu dem Sterbedatum
des Jan van Huysum nicht gepasst. Man kann deutlich
sehen, dass die anderen Stellen übermalt sind. Übrigens hat
das Bild alle guten Qualitäten eines van Huysum, ja ist besser
als manche Werke dieses Meisters des 18. Jahrhunderts.

A. BREDIUS.

VOM KUNSTMARKT.

Köln. — Versteigerung von Kunstsachen aus der Samm-
lung Heinrich Wencke in Hamburg bei J. M. Heberle (H. Lem-
pertz' Söhne) am 27. und 28. Oktober 1898. Der pracht-
voll ausgestattete Katalog Hess einen gewählten Bestand er-
warten; in der That enthielt auch die Sammlung einige ganz
hervorragende Kunstwerke, unter welchen das grosse Trip-
tychon in Limogesemail von Penicaud (Nr. 133), der in
Eisen getriebene Renaissanceschild (Nr. 196), eine Majolika-
platte aus Castel Durante in der frühen Art des Nicola da
Urbino (Nr. 51) und eine französische Louis XVI.-Pendule
(Nr. 175) an erster Stelle zu nennen sind. Neben diesen
Glanzpunkten war noch manches Gute an Steinzeugkrügen,
Buchsbaumschnitzereien, Porzellanfiguren u. a. zu sehen,
leider aber auch eine überreiche Auswahl solcher Stücke,
die zu den berechtigtesten Zweifeln an ihrer Echtheit An-
lass gaben. Es erschien auffallend, dass letzterer Umstand
der Höhe der Zuschlagspreise keinen Abbruch that; viele
der fragwürdigsten Sachen schienen sich phantastisch hoher
Preise zu erfreuen. Es genügt, auf Nr. 209, einen der satt-
sam bekannten modernen Sieneser Einbände, mit einem
Zuschlagspreis von 5500 M., auf die sogenannte Persische
Fayencekanne Nr. 72, mit Ausnahme des Deckels europäische
Arbeit (1900 M.), die Reliquienbüste Nr. 146 (12000 M.),
das Kentaurenaquamanile Nr. 162, eine variierte, aber wenig
gelungene Nachbildung des bekannten Originals im Pester
Landesmuseum (3400 M.) und ähnliches zu verweisen. Die
Erklärung dafür ist in dem Umstand zu suchen, dass ein
überaus grosser Teil des Auktionsbestandes, darunter nament-
lich die zweifelhaften Stücke, seinen Weg wieder dahin
zurückfand, wo er hergekommen war. Die Preise für diesen
Teil der Sammlung entbehren demgemäss des Interesses.
Unter den verkauften Gegenständen sind folgende Preise
erwähnenswert: Nr. 133, das Penicaudtriptychon, 21200M.;
Nr. 175, Pendule, 3960 M.; Nr. 222, Holzschnitzerei mit
Mariendarstellung, ursprünglich als Rundbild komponiert,
1500 M.; Nr. 228, kleine Bildwirkerei, 1300 M.; Nr. 253,
Schrank, 710 M.; Nr. 263, zwei Wangen gotischer Chor-
stühle, 2260 M. Des weiteren ergab sich, dass die Annahme
von dein Fallen der Preise bei Steinzeugkrügen bei guten
Exemplaren keine Bestätigung fand; dagegen zeigte sich bei
Fayencen in der Art des Palissy keine Gegenliebe.

L. S.

f Köln. — Am 23. November wird bei J. M. Heberle
! (H. Lempertz' Söhne) die Sammlung des Herrn Architekten
Alfred Hauschild in Dresden versteigert. Sie enthält deutsches
Steinzeug, persische und italienische Majoliken, einiges
Porzellan und Fayencen, eine grosse Anzahl emaillierter
deutscher Gläser, Arbeiten in Silber, Kupfer, Eisen und Zinn,
Essgeräte, Textilarbeiten, Gemälde, Waffen, Möbel und eine
Kollektion etrurischer Thongefässe. Der mit zahlreichen
Abbildungen versehene Katalog zählt 274 Nummern. — Am
24. November beginnt dann die Auktion eines zweiten Teiles
der Sammlung Heinrich Lempertz' senior, welche bis zum
Sonnabend den 26. dauern wird. Es ist eine ausserordent-
lich reichhaltige und vielseitige Sammlung, welche 1002 Num-
mern zählt. Sie enthält Arbeiten in Thon, Steingut und
Fayencen, europäische und orientalische Porzellane, Arbeiten
in Glas, darunter Scheiben, Email, Elfenbein, Gold, Silber,
Bronze, Kupfer, Zinn, Blei, Eisen, Stein, Leder und Wachs,
Textilarbeiten, Miniaturen, Arbeiten in Holz, Möbel- und
Einrichtungsgegenstände, Waffen und römische und ägyp-
tische Antiquitäten.

Auktion Foucart. Valenciennes, 12.—14. Oktober 1898.
Wenig gewählte Sammlung, mit zum Teil durch schlechte
Restaurationen verdorbenen, mehrfach zweifelhaften Bildern.
Nr. 1. Kein Abshoven, eine verputzte Kopie nach Teniers,
28oFrks.! Nr. 3. Langweiliger Bakhuyzen, 610 Frks. Nr. 4.
Reizender, ganz kleiner Berchem, bez. (12—15 cm!) Loth
mit seinen Töchtern (aber sehr decent, auf der Flucht bloss!),
160 Frks. Nr. 5. Grosser Berchem, aus der Vente v. d.
Schriek, 1861, eine zu dem Tambourin tanzende italienische
Hirtin, Flötenspieler, Liebespärchen und Vieh, langweiliges,
manieriertes, dem Soolemaker ähnliches Bild, 4250 Frks. —
leider für das Museum von Valenciennes! Nr. 13. Unan-
genehmer, noch früher Breenbergh, Landschaft mit Abraham
und Hagar, 180 Frks. Nr. 14. Schien mir nicht Brekelenkam,
das sehr übermalte Bild, ein Schuster in der Werkstatt,
könnte ein breiter Th. Wyck sein, 310 Frks. Nr. 15. Kopie
nach Brouwer in Berlin, 65 Frks. Nr. 24. Echter, bez. und
netter Raphael Camphuyscn, Landschaft, 435 Frks. Nr. 25.
Eher ein van der BentP 380 Frks. Nr. 26. Dem Gonzales
Coquez zugeschriebene (zum Teil übermalte) Landschaft mit
hübschen Figuren, Porträts. Besonders schön ein Schimmel
rechts mit rotem Sattel, 2500 Frks. Das kleine Porträt des
Bildhauers Luc. Faydherbe, von G. Coquez (Nr. 27), gut
erhalten und schön, erzielte 1500 Frks. Nr. 32. Früchtekranz
von Com. de Heem, restaurationsbedürftig, 710 Frks. Nr. 33.
Kein Luc. de Heere, rohe Arbeit, 120 Frks. Nr. 34/35. Keine
de Heusch, 320 Frks. Nr. 37. P. de Laar, Bauernhof mit
Pferden u.s. w., 175 Frks. Nr. 38. Feiner P. de Laar, an die
frühen Wouwermann's stark erinnernd, 330 Frks. (Dasselbe
Bild, in grösserem Format, hängt im Museum von Valen-
ciennes!) Nr. 39. Kein Pieter de Hoogh, sondern ausge-
sprochener P.Janssens. Ganz charakteristisches Bild dieses
de Hoogh-Nachahmers. Man vgl. Dr. Hofstede de Groot's
Studie im Oud-Holland. Genau dieselbe Kiste, Stühle, Licht-
effekt, der merkwürdige doppelte Schatten des Stuhles u.s.w.
wie auf dem bezeichneten Bilde der Sammlung Brockhaus
in Leipzig, München, Rikoff-Paris u. s. w. Falsche Bezeich-
nung, 4700 Frks. Für den Pariser Kunsthandel. Nr. 40.
Wohl eher H. v. Vliet; Kircheninterieur aus der Sammlung
Neven, 1879, 950 Frks. (nicht intakt). Nr. 41. Dusart, bez.
und 1684 datiert, ein Trinker vor dem Wirtshaus, 1550 Frks.
Nr. 44. Simon de Vos, geistreich und flott gemaltes Gast-
mahl, aus Rubens' Nachlass, gestochen, 960 Frks. Nr. 45.
Männliches Porträt, aus van Dycks Schule, merkwürdigerweise
falsch B. Fabritius 1633 (!) bezeichnet, 450 Frks. (Schluss folgt.)
 
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