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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0059

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Bücherschau.

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in ihrem Unterrichte verwerten zu können, wird es er-
wünscht sein, in der Hand der Schüler die „Handausgabe"
zu wissen, welche die Abbildungen sämtlich in guten Auto-
typien reproduziert. Sehr erfreulich ist es, dass Furtwängler
und Urlichs den Text geliefert haben, der somit die neuesten
Forschungsresultate bringt, und zugleich in seinen knappen
sachlichen Angaben das, was dem Schüler in wissenschaft-
licher Hinsicht notwendig ist. Die allgemeine ästhetische
Würdigung bleibt mit Recht der persönlichen Betrachtung
oder der Erläuterung des Lehrers vorbehalten. Diese Er-
läuterungen sind aber so zusammengestellt und durch
Einleitungskapitel erweitert, dass sie einen kleinen Abriss
der Geschichte antiker Skulptur geben. So hat das prak-
tische, hübsch ausgestattete Handbuch für alle, die der
klassischen Skulptur Interesse darbringen, Wert, weit über
die Grenzen der Schule hinaus. m. sch.

Heinrich. Finke, Der Madonnenmaler Franz Ittenbach
(1813—1879). Köln, J. P. Bachem. 97 S.
Der Verfasser ist, wie er im Vorwort selbst andeutet, nicht
Kunsthistoriker von Fach, und die Prüfung der in alle Welt
zerstreuten Schöpfungen Ittenbach's war ihm „nur zum ge-
geringen Teil ermöglicht". Wenn er deshalb den Wunsch
gehegt hat, mit seiner Biographie Ittenbach's, „der augen-
blicklich so niedrig gewerteten, älteren Düsseldorfer christ-
lichen Kunst zu der ihr unbestreitbar gebührenden Stellung
in der Kunstgeschichte mit zu verhelfen", so haben ihm
doch wohl trotz des zur Verfügung gestellten Quellen-
materials einige, nicht ganz unwichtige Vorbedingungen
gefehlt. Die Ausführung von zahlreichen zeitgenössischen
Ansichten über den Künstler und selbst von Zeitungskritiken
werden dieselben nicht ersetzen können. Der Wert des
kleinen, übrigens ansprechend geschriebenen Buches dürfte
also mehr ein biographischer, als ein direkt kunstwissen-
schaftlicher sein. Wir lernen aus demselben Ittenbach als
einen wahrhaft frommen, gemütstiefen Menschen kennen,
dem man lebhafte Sympathien nicht versagen wird. Die
herrschende Ansicht über seine Kunst und die seiner Ge-
nossen wird aber weder durch das Buch selbst, noch durch
die beigegebenen Illustrationen wesentlich verändert werden.

p.

Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und
Kunstdenkmäler des Fürstentums Schaumburg-
Lippe. Im Auftrage der Fürstlichen Hofkammer bearbeitet
von Dr. phil. Gustav Schönermark. Mit 6 Lichtdrucktafeln
und 278 Abbildungen im Text. Berlin, Verlag von Wilhelm
Ernst & Sohn. Gropius'sche Buch- und Kunsthandlung,
1897. 4 Bl., 143 S. 40. Geb. Mk. 12.
Am Schlüsse eines in der Schaumburg-Lippischen Landes-
zeitung im April 1891 erschienenen Aufsatzes über das Alter
der Kirchen des Fürstentums war dem Wunsche Ausdruck
gegeben, es möchten die älteren Kirchengebäude von einem
Fachmann einer eingehenden Untersuchung unterzogen
werden, da gewiss manches Interessante dabei zu Tage geför-
dert werden würde. Der Wunsch sollte bald erfüllt werden.
Dem durch seine Arbeiten auf dem Gebiete der Kunst und
Kunstgeschichte, insbesondere durch die beschreibende Dar-
stellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Kreise
Bitterfeld, Delitsch und Schweinitz in der Provinz Sachsen
und durch die Abhandlung über die Altersbestimmung der
Glocken bekannt gewordenen Dr. phil. Schönermark, Bau-
meister in Kassel, wurde von dem Fürsten zu Schaumburg-
Lippe die Ausarbeitung eines Werkes über die Bau- und
Kunstdenkmäler des Fürstentums übertragen. Bislang war
so gut wie nichts über die Denkmäler in Schaumburg-Lippe

bekannt. Diese Lücke in der Kunststatistik machte sich um
so mehr fühlbar, als die angrenzenden Gebiete bereits eine
Bearbeitung gefunden haben: der Regierungsbezirk Kassel,
zu welchem auch der hessische Anteil der ehemaligen Graf-
schaft Schaumburg gehört, von v. Dehn-Rotfeiser und Lötz
(Kassel 1870), die Provinz Hannover von Mithoff (Bd. 1—7,
Hannover 1871—80). Von dem Werke „Bau- und Kunst-
denkmäler von Westfalen", bearbeitet von Ludorff, sind bis
jetzt vier Bände erschienen, das Mittelalter hat schon Lübke
um die Mitte dieses Jahrhunderts behandelt in seinem Buche:
Die mittelalterliche Kunst in Westfalen. Schönermark ist
der ihm gewordenen Aufgabe voll und ganz gerecht ge-
worden. • Seine Beschreibung der Bau- und Kunstdenk-
mäler von Schaumburg-Lippe umfasst alles Wesentliche, ist
eingehend, ohne ermüdend zu wirken, und gewinnt an
Verständlichkeit durch den reichlichen Bilderschmuck des
Buches. Die von Seiten, der Fürstlichen Hofkammer zur
Verfügung gestellten Mittel haben es ermöglicht, das Werk
reich auszustatten. Die beigegebenen sechs Lichtdrucktafeln
stellen dar: 1) Thür des goldenen Saales im Schlosse zu
Bückeburg, 2) Westansicht der lutherischen Kirche in Bücke-
burg, 3) Stadtplan von Stadthagen aus dem Jahre 1784.
4) Kamin des Bildersaales im Schlosse zu Stadthagen, 5) Kamin
des Esssaales daselbst, ö) (Original-)Entwurfszeichnung von
dem Grabdenkmal des Grafen Wilhelm im Walde bei Baum.
Die zahlreichen Abbildungen im Texte sind zum kleineren
Teil nach Photographien hergestellt, unter diesen die blatt-
grossen Ansichten, zumeist jedoch nach ganz vortrefflichen
Zeichnungen des Verfassers. Besondere Erwähnung ver-
dient, dass die Steinmetzzeichen sorgfältig gesammelt sind
und die älteren Glockeninschriften genau wiedergegeben
und im Bilde vorgeführt werden. Die Städte Bückeburg
und Stadthagen mit ihren Kirchen und Schlössern lieferten
dem Verfasser naturgemäs den meisten Stoff. So umfasst
Bückeburg (mit dem eingepfarrten Orte Jetenburg) 38. Stadt-
hagen, die älteste Stadt des Fürstentums, nicht weniger als
50 Seiten, und zwar nimmt die Martinikirche 21, das Mau-
soleum, das Erbbegräbnis des Fürstenhauses, 7 Seiten ein.
Über den letzteren interessanten Bau ist im Jahrgange 1896
dieser Zeitschrift auch ein Aufsatz aus der Feder des Pro-
fessors Haupt in Hannover erschienen. Es folgen in der
Besprechung die Arensburg, das Schloss Baum und die Grab-
mäler des Grafen Wilhelm und der Gräfin Juliane, sowie
der Wilhelmstein, die einstige Kriegsschule des Grafen
Wilhelm zu Schaumburg-Lippe, in welcher Scharnhorst seine
Ausbildung genossen. Schloss und Kirche in Hagenburg
sind moderne Bauten. Sodann schliessen sich in alphabe-
tischer Reihenfolge die Kirchdörfer des Fürstentums an.
Das älteste kirchliche Gebäude ist dasjenige zu Petzen,
welches auch noch Reste eines älteren Baues aufweist. Von
einer bildlichen Wiedergabe des viel besprochenen Reliefs
hat der Verfasser Abstand genommen, wahrscheinlich weil
dasselbe schon zu unkenntlich geworden ist. Nach des Ver-
fassers Meinung stellt dasselbe zwei adorierende Engel dar.
Nach einem kurzen Abschnitt über die Bauernhäuser des
Fürstentums bildet eine kunstgeschichtliche Übersicht den
Beschluss des Buches. Die neuzeitlichen Bauten hat der
Verfasser nur kurz erwähnt. Die neuerdings erfolgte grosse
bauliche Veränderung und Erweiterung des Schlosses zu
Bückeburg ist nicht mehr berücksichtigt worden, desgleichen
nicht das vor Jahresfrist fertig gestellte Palais der Fürstin
Mutter. — Der beschreibenden Darstellung der Denkmäler
sind kurze geschichtliche Nachrichten über die einzelnen
Orte vorausgeschickt, welche gleichfalls vom Verfasser zu-
sammengestellt sind. Sie beruhen, wie im Vorwort bemerkt
 
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