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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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Nekrologe. — Personalnachrichten. — Wettbewerbe.

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des VIII. Jahrganges (1896/97) S. 279 berichtet haben, hatte
er nicht bloss den engeren Kreis der Dantekenner im Auge,
denen er die Ergebnisse seiner Wanderungen und Unter-
suchungen vorlegen wollte. Er hegte auch, wie er jetzt in
dem Vorwort zu dieser handlichen Ausgabe bekennt, die
Hoffnung, dass sein Thema geeignet sein werde, „das Inter-
esse für Dante auch in weitere Kreise zu tragen und ihnen
den finsteren, als unnahbar verrufenen Italiener, der immer
noch viel mehr aus respektvoller Eerne bewundert als mit
Liebe gesucht und gelesen zu werden pflegt, nahbar und
vertraut zu machen durch den Nachweis, wie fest und tief
der geheimnisvolle Dichter des Jenseits doch in der Wirk-
lichkeit wurzelte und wie er aus ihr seine beste Lebens-
kraft zog." Aus dieser Hoffnung ist diese Ausgabe er-
wachsen, die im wesentlichen den Text der grossen Ausgabe
wiedergiebt, dafür aber um den umfangreichen, eigentlich nur
für Specialforscher wichtigen Apparat von Lichtdrucktafeln
erleichtert worden ist. Durch diesen Verlust, der übrigens
kein ästhetischer, kein künstlerischer im höchsten Sinne des
Wortes ist, wird nur ein Abschnitt unter zwölfen, der über
Dante und die Kunst, etwas beeinträchtigt; der Verfasser
hat aber durch ausführlichere Beschreibungen den Mangel
an Anschauung zu ersetzen gesucht. Höher als dieser Ver-
lust wiegt der Gewinn. Erst jetzt ist das Buch lesbar ge-
worden, und mit ungestörtem Oenuss folgt man den präch-
tigen Schilderungen, durch die uns Bassennann bisweilen
in Gegenden Italiens führt, in die sich selbst die einsamsten
Specialisten unter den Kunstforschern selten oder niemals
versteigen. Er wird dabei oft zu Rekonstruktionsversuchen
bewogen, die für die Kunstforschung wichtig wären, auch
wenn Dante nicht untrennbar mit der Geschichte der
italienischen Kunst von Giotto bis Michelangelo verbunden
wäre. a. r.

NEKROLOGE.

London. Am 10. Dezember d. J. starb in London im
Alter von 80 Jahren Mr. T. H. Lewis, einer der hervor-
ragendsten Architekten Englands. Als Schüler erhielt er
bereits die Preismedaille der Royal Academy für Architek-
turzeichnung, und 1854 entwarf er die Pläne für den Bau
der Londoner „Alhambra". 1860 wurde Lewis zum General-
sekretär der Vereinigung britischer Architekten und gleich-
zeitig zum Professor der Architektur an dem „University-
College" ernannt. Einige Jahre später führte er die Arbeiten
des Baues von „University-College" aus. 1871 wurde der
Verstorbene zum Dekan der hier bestehenden Kunst-Fakul-
tät erwählt. In der „Encyclopaedia Britannica" rühren die
Abschnitte über antike und moderne Baukunst aus seiner
Feder her. Andere bekannte und hervorragende Werke von
ihm sind: „Justinian's Buildings", „The Holy Places of
Jerusalem", „Byzantine Sculpture" und „Works for the Pale-
stine Pilgrims Text Society". r, s.

PERSONALNACHRICHTEN.
Graz. — Dem Landes-Museumsdirektor Prof. Karl
Lacher in Graz wurde vom Kaiser von Österreich das Ritter-
kreuz des Franz-Josef-Ordens verliehen.

WETTBEWERBE.

In einem Wettbewerb um ein Denkmal, das zur
Erinnerung an die deutschen Einheitsbestrebungen vor der
Paulskirche in Frankfurt a. M. errichtet werden soll, wurde

der erste Preis dem Entwürfe des Architekten Hessemer
in Frankfurt und des Bildhauers Kaufmann in München
zuerkannt. Den zweiten Preis erhielten die Professoren
Varnesi und Manchot, beide in Frankfurt, den dritten eben-
falls Professor Varnesi für einen mit Architekt Pfann in
München geschaffenen Entwurf, und den vierten Bildhauer
Fritz Hausmann und Architekt Mehs, beide in Frankfurt.

A. R. Die beiden vom preussischen Kultusministerium
ausgeschriebenen Konkurrenzen um die Ausschmückung des
Rathaussaales in Altona und einen monumentalen Brunnen
für Bromberg, über deren materiellen Ausfall wir in voriger
Nummer berichteten, haben überraschend ungünstige künst-
lerische Ergebnisse gezeitigt. Das ist für Altona auch schon in
dem Urteil des Preisgerichts zum Ausdruck gekommen, indem
dieses keinen anderen Ausweg gefunden hat als den Vor-
schlag zu einer engeren Konkurrenz zwischen fünf Bewerbern,
deren Entwürfe den Preisrichtern besondere Vorzüge vor
den anderen zu haben schienen. Von Max Liebermann
waren nach Art von Triptychen geteilte Landschaften —
ein Wald mit Holzsammlern, ein Feld mit Pflügern und
Mähern und eine Schafweide — eingesandt. Hans Olde hat
die Aufgabe sachlich und ernst genommen und namentlich in
den landschaftlichen Teilen überraschend feine, poetische
Wirkungen erzielt. Die mit dem ersten Preise ausgezeichneten
Entwürfe von O. Markus, der sich bisher nur als Zeichner
für illustrierte Blätter bekannt gemacht hat, verraten insofern
Sinn für die Anforderungen des monumentalen Stils, als der
Künstler überall nach grösster Einfachheit in der Komposition,
nach ruhigen Linien gestrebt und die Anhäufung grosser
Figurenmassen vermieden hat. Bei den Entwürfen Delt-
mann's liegt der Reiz vornehmlich in der leuchtenden,
sonnigen Farbe, die anziehende dekorative Wirkungen ver-
spricht. Arthur Kampf der im Gegensatz zu den meisten
Bewerbern Historisches ausgeschlossen und dafür allgemein
Kulturelles (Ackerbau, Städtebau, Schiffahrt und Fischhandel)
zur Darstellung gebracht hat, wirkt vornehmlich durch die
Charakteristik seiner Figuren. Von namhaften Künstlern
haben sich ausser den genannten nur noch A. von Werner
und R. Eichstaedt in Berlin und F. Neuhaus in Düssel-
dorf an dem Wettbewerb beteiligt. Die Entwürfe dieser
drei, so anziehend sie auch im einzelnen sind, sind nichts
als geschickt komponierte Staffeleibilder. — Eine noch
stärkere Enttäuschung hat trotz erheblich stärkerer Beteiligung
die Brunnenkonkurrenz hervorgerufen, da man bei dem Reich-
tum an alten und jungen, tüchtigen Kräften, über den die
Berliner Bildhauer-Schule zur Zeit verfügt, wenigstens einen
guten Durchschnitt erwartet hatte. Selten sind aber Bewerber
so gründlich von allen guten Geistern verlassen gewesen wie
hier. Es ist auffallend, dass Künstler wie Otto Lessing,
Eberlein, Herter völlig versagt haben und dass bei Künstlern,
die sonst um originelle Einfälle niemals verlegen sind, sich
in diesem Falle nichts Gescheites, nicht einmal etwas An-
mutiges eingestellt hat. Der Schöpfer des mit dem ersten
Preise gekrönten Entwurfs, F. Lepcke hat in seinem Figuren-
schmuck Scenen der Sintflut verkörpert: in der Mitte des
Brunnenbeckens ein hoher Fels, an dem Männer, Greise und
Frauen emporstreben, links und rechts zwei kleine Klippen, auf
deren eine eine Bärin ihrjunges rettet, während auf der anderen
ein Mann mit einer Schlange kämpft. Die Bromberger sind
wahrlich nicht zu beneiden, wenn dieser Entwurf zur Aus-
führung käme. Auch der mit dem zweiten Preise gekrönte
Entwurf von Hosaeus gipfelt in einer wüsten Gruppe, einem
Kampf von Männern mit einem Wasserungehener, und noch eine
stattliche Anzahl anderer Bewerber ist auf den befremdlichen
Gedanken gekommen, das Wasser nicht als segenspendendes
 
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