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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0086

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155

Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.

156

„Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums
Braunschweig" im Auftrage des Herzoglichen Staats-
ministeriums herausgegeben von der Herzoglich Braun-
schweigischen Bau-Direktion. Erster Band. Die Bau-
und Kunstdenkmäler des Kreises Helmstädt. Bearbeitet
von Professor Dr. P. J. Meier, Herzoglichem Museums-
Inspektor. Wolfenbüttel, Verlag von J. Zwissler, 1896.
Auch Braunschweig ist erfreulicher Weise dem Beispiele
der Nachbarländer gefolgt und hat eine Inventarisation seiner
Bau- und Kunstdenkmäler vornehmen lassen, die gerade
für dieses alte Kulturland von grosser Wichtigkeit ist. Das
Werk wird in einzelnen Bänden der politischen Einteilung
des Herzogtums entsprechend erscheinen und soll nicht nur
den augenblicklichen Bestand, sondern auch die zu Grunde
gegangenen, aber litterarisch oder sonstwie bekannten Bau-
und Kunstdenkmäler und Wüsteneien, die für die Siedlungs-
kunde von grosser Bedeutung sind, umfassen. Als Resultat
dieser Inventarisation liegt bis jetzt der erste, von P. J. Meier
bearbeitete Band vor, der den Kreis Helmstädt behandelt.
Das umfangreiche Material ist übersichtlich in Unterab-
teilungen nach Amtsgerichtsbezirken angeordnet, die ge-
schichtlichen Verhältnisse sind umfassend berücksichtigt und
die allgemeinen Quellen sowie die einschlägige Litteratur
sorgfältig angeführt, so dass diese erste Probe des umfang-
reichen Werkes als mustergültig in ihrer Art bezeichnet
werden muss. 29 Lichtdrucktafeln (Johann Nöhring in
Lübeck) und 103 Textabbildungen (Dr. E. Albertin München-
Schwabing) schmücken den stattlichen, 380 Seiten starken
Band und erläutern den Text, der uns eine fast tausend-
jährige Kunstthätigkeit vor Augen führt. Den Anfang macht
der Amtsgerichtsbezirk Helmstädt mit der Stadt Helmstädt
selbst, der ein grosser Teil des ganzen Buches gewidmet ist.
Von Kirchen behandelt hier Meier ausführlicher das Bene-
diktiner-Kloster St. Ludgeri, deren Unterkapelle St. Petri
als älteste Gründung der Stadt angesehen wird, die katho-
lische Pfarrkirche S. Ludgeri, die mit Benutzung der
Trümmer der alten Klosterkirche 1556 aufgeführt wurde,
aber in ihrem Innern einen interessanten, mit eingeritzten
Zeichnungen versehenen Gipsfussboden aus der Mitte des
12. Jahrhunderts birgt, sowie elegantes Chorgestühl des
18. Jahrhunderts, und das Augustiner Nonnenkloster Marien-
berg, eine romanische Pfeilerbasilika mit interessanten Wand-
gemälden des 13. Jahrhunderts und reichen Textilarbeiten
aus derselben Zeit, sowie den darauffolgenden Jahrhunderten.
Von weltlichen Bauten wäre vor allem der Renaissance-
prachtbau des Juleums, früher Universitätsgebäude, mit der
schönen Aula zu nennen, und zahlreiche Wohnhäuser, Holz-
bauten, die bis zum 15. Jahrhundert zurückgehen. Von den
übrigen Orten des Amtsgerichtsbezirkes Helmstädt verdient
nur das Cistercienserkloster Marienthal mit einer Pfeiler-
basilika des 12. Jahrhunderts, die interessante Grabsteine
enthält, Erwähnung. Es folgen die Amtsgerichtsbezirke
Vorsfelde und Calvörde, die sich keines hervorragend wich-
tigen Kunstbesitzes weiter erfreuen, und dann der Amts-
gerichtsbezirk Königslutter, in dem die Stiftskirche in Königs-
lutter—eine romanische Pfeilerbasilika, welche interessantes
romanisches Kirchengerät enthält — und Süpplingenburg, eine
Komturei des Templerordens, mit der oft veränderten Stifts-
kirche zu nennen wären. Der Amtsgerichtsbezirk Schöningen,
in dessen Stadt Schöningen sich das Augustinerkloster
S. Lorenz — zur Hälfte romanisch, zur Hälfte gotisch —
befindet und sorgfältig angefertigte Sachregister schliessen
den Band ab, dem hoffentlich schon bald eine gleich treff-
liche Fortsetzung folgen wird. y, th.

DENKMÄLER.
% * In Düsseldorf soll ein Moltke-Denkmal errichtet
werden. Dazu hat das Comite ein Preisausschreiben er-

\ lassen, das jedoch nur auf Düsseldorfer Künstler beschränkt
ist. Es sind drei Preise von 1000, 600 und 400 M. für die
besten Entwürfe ausgesetzt. Das Preisgericht besteht aus

! den Bildhauern Voltz in Karlsruhe und Maison in München,
den Architekten Rieth in Berlin und Schill in Düsseldorf
und dem Maler Oeder in Düsseldorf.

0 Das fünfte der Herrscherstandbilder in der Sieges-
allee im Tiergarten zu Berlin ist am 22. Dezember enthüllt
worden. Es ist ein Werk des Professors Alexander Calan-
drelli und stellt den Kurfürsten Friedrich II. (1440—1470)
dar. Seine Begleiter sind, in Halbfiguren aus der ab-
schliessenden Marmorbank herauswachsend, der Bischof
Friedrich Sesselmann von Lebus, der Kanzler des Kurfürsten,
und der Berliner Bürgermeister Wilke Blankenfelde. Die
Architektur der Sockel und der Bank ist, der Zeit entsprechend,
gotisch. Calandrelli wurde durch Verleihung des Kronen-
ordens 2. Kl. ausgezeichnet.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

Berlin. — Kgl. Nationalgalerie. Vom 22. Dezember
bis Mitte Januar 189g ist im zweiten Corneliussaal eine
Vautier-Ausstellung zu sehen, die zwar nur einen kleinen
Bruchteil aus dem Lebenswerk des beliebten Künstlers,
immerhin aber eine ganze Reihe auch von Gemälden enthält.
Zwei Hauptwerke hat Hamburg hergeliehen, den „Toast
auf die Braut" die Kunsthalle, „Das ländliche Begräbnis" die
Sammlung Behrens. Ausserdem nehmen die beiden Bilder
der Nationalgalerie einen hervorragenden Rang ein, das
grössere „Am Krankenbett" scheint eine der schönsten und
feinsten Schöpfungen des Künstlers zu sein. Das reizvollste
und liebenswürdigste Bild ist der „Schwarze Peter" von Frau
Ölbermann in Köln, ausserdem einige niedliche Arbeiten
aus dem Besitze von Dr. J. v. Bleichröder, Aschrott in
Berlin u. a. Einiges andere ist am Eröffnungstage noch
nicht eingetroffen gewesen. Was aber die Ausstellung erst
recht sehenswert macht, das sind Entwürfe und Studien aus
dem Nachlasse, die, wie versichert wird, bisher selbst der
Familie nicht bekannt, nach dem Tode in Stössen aufge-
funden wurden. Vautier ist unter den berühmten Anekdoten-
malern als Maler vielleicht der feinste, doch empfindet man
vor seinen Ölbildern nicht zu ihrem Vorteil, dass sie einer
vergangenen Zeit angehören. Die Olstudien dagegen, nament-
lich die, in denen er Interieurs von Bauernstuben und ähn-
liches wiedergiebt, sind von grossem Farbenreiz, die spitze
Technik erscheint als etwas rein Äusserliches, die Bildchen
wirken bildmässig und modern wie Constable und Blechen.
Auf gleicher Höhe stehen auch die zahlreich erhaltenen
Detailstudien in Kreide zu seinen bekannten Werken. Die
ersten Gedanken zu einem Bilde hat Vautier meist mit Blei
entworfen, darauf folgten Farbenskizzen zur Gesamtkom-
position und Studien zu den einzelnen Figuren in der Grösse
des ausgeführten Originals. Diese sind in späterer Zeit alle
in Kreide auf Tonpapier ausgeführt und in grosser Zahl
vorhanden. Sie geben in ihrer wunderbaren Frische von
dem liebenswürdigen Humor wie von dem Schönheitssinn
des Meisters ein solches Zeugnis, wie man es kaum erwartet
hätte. Ausserdem enthält die Ausstellung beinahe zwanzig
Entwürfe in Öl, so dass man sich über die Bestimmung der
meisten Studien leicht orientieren kann.

Berlin. — Im Kunstgewerbemuseum sind auf Aller-
höchsten Befehl die Geschenke ausgestellt, welche Seine
 
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