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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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2ig

Sammlungen und Ausstellungen.

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Dr. Fr. Leo herrühren. Von den Neuerwerbungen sind
einige Hauptstücke bereits in die Sammlung eingebaut.
Täfelwerk aus der Zeit um 1780 ist verwendet, um dem
herrlichen Mobiliar der Königin Marie Antoinette aus Ver-
sailles einen würdigen Hintergrund zu geben; die in Stein
skulpierte Einfassung eines Wandbrunnens ist im Renaissance-
saale eingebaut.

Düsseldorf. — Carl Gehrts-Ausstellung. Die Kunsthalle
hat zum Gedächtnis an den am 17. Juli des vorigen Jahres
verstorbenen Maler Professor Carl Gehrts eine höchst inter-
essante und umfassende Ausstellung von Werken des Künst ers
veranstaltet, die von der ausserordentlichen Vielseitigkeit,
der erstaunlichen Produktivität und der wirklich hervor-
ragenden Künstlerschaft des zu früh Verstorbenen ein fast
vollständiges Bild giebt. Da sich Gehrts' grösste und in
mancher Beziehung ja auch bedeutendste Arbeit, die Wand-
fresken des Treppenhauses der Kunsthalle ja in unmittel-
barer Nähe befinden, so wird auch die seltene Gelegenheit
geboten, den Künstler im Zusammenhang seines ganzen
Werkes, auch in dem monumentalen Teil seiner Kunst be-
urteilen zu können. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, und
ein aufmerksames Betrachten und Vergleichen der ver-
schiedenen Arbeiten des Malers wird es dem Unbefangenen
bestätigerr, dass Gehrts' Hauptfeld nicht die Monumental-
malerei war. In der ganzen Liebenswürdigkeit seiner Natur
und seiner Begabung wird man ihn in den persönlich em-
pfundenen, kleinen Blättern und Kompositionen kennen
lernen, die zu den verschiedensten Zeiten und zu den ver-
schiedensten Zwecken entstanden. Mögen es Illustrationen
sein, Diplome oder jene kleinen, überaus reizvollen Bilder,
in denen er unter der Gestalt von Gnomen und Nymphen
seine intimen Naturstudien gewissermassen personifizierte —
gerade das, was ihren Hauptwert ausmacht, ist das liebevolle
Eingehen ins Einzelne und eine fast lyrisch-poesievolle
Stimmung. Hierher gehören ausser den fast zahllosen
Illustrationszeichnungen, Aquarellen und grösseren Arbeiten,
die sich doch wieder an einen dichterischen Vorwurf an-
schliessen, wie die Bilder zu Shakespeare's Widerspenstigen
und Macbeth, vor allem ein paar kleine selbständige Kom-
positionen : „Waldkönigins Geburtstag" und besonders das
entzückende kleine Bild „Walter von der Vogelweide". Eine
besondere Seite von Gehrts' Begabung wird durch die zahl-
reichen Entwürfe zu Festlichkeiten, meist Maskeraden des
Künstlervereins Malkasten, illustriert. Hier ist es neben dem
zierlichen Detail eine echt malerische Freude an dekorativer
Pracht harmloser Art, und so sind diese Skizzen, die vor
den jedesmaligen Aufführungen entstanden, meist lebendiger
und sicher künstlerischer, als die späteren Gruppierungen
selbst es geworden sind. — Die letzten zehn Jahre seines
Lebens haben den Künstler fast ausschliesslich einige monu-
mentale Aufgaben beschäftigt. Vor allem die Ausmalung
des Kunsthallen-Treppenhauses, wo „die Schicksale der
Kunst" in zwei grossen Hauptbildern (Altertum, Renaissance)
und einer Reihe von kleinen Lünettenbildern behandelt
wurden. Es lag in der Natur des Künstlers, dass diese
Lünetten den reizvolleren Teil des Werkes bilden. Hier
konnte er in genrehaften, allegorisierenden Darstellungen
seiner liebenswürdigen Phantasie nachgehen, während zu den
grossen Bildern die Originalität seiner Gestaltungskraft nicht
ausreicht, um z. B. in der Versammlung der Renaissance-
künstler oder der Geisteshelden des Perikleischen Zeitalters
über eine etwas konventionelle, wenn auch farbig wirksame
und prunkvolle Darstellung hinauszukommen. Auch will
es scheinen, als ob die hier ausgestellten kleinen Entwürfe
in ihrer sorgsamen, eleganten Ausführung schon alles böten,

was den Motiven abzugewinnen war. Bei einer zweiten
Aufgabe grossen Stiles hat den Künstler sein frühzeitiges
Ende ereilt, ehe er an die Ausführung im grossen gehen
konnte. Die hier ebenfalls vorhandenen Entwürfe geben
aber ein klares Bild von dem Gewollten. Es sind Wand-
gemälde für einen Rathaussaal in Hamburg, die einen
Überblick über bedeutsame geschichtliche Momente der alten
Hansastadt gewähren: Gründung der Hansaburg und erste
Kämpfe um dieselben, Einbringung des gefangenen See-
räubers Störtebecker, Religionsgespräch, Einsegnung von
Freiwilligen in der Michaeliskirche, und als Hauptbild Ham-
burgs Vereinigung mit dem Deutschen Reiche. — Wenn zum
Schluss die ebenfalls ausserordentlich zahlreichen und zum
Teil geradezu hervorragenden Naturstudien (Figürliches,
Landschaften, Interieurs u. s. w.) erwähnt sein mögen, so wird
in kurzem wenigstens ein Oberblick über das so reiche und
inhaltvolle Schaffen des vortrefflichen Malers, wie es sich in
der Gedächtnisausstellung ausspricht, gegeben sein. Düssel-
dorf hat in ihm einen der sympathischsten Künstler verloren,
der in mancher Hinsicht an L. Richter anknüpfend, das
deutsche Gemütsleben in der bildenden Kunst repräsentierte
und in poesievoller Weise zur Geltung brachte. P-

A. R. Berlin. — Die Gesellschaft deutscher Aquarellisten
hat am 22. Januar im Künstlerhause ihre achte Ausstellung
eröffnet, die den ganzen Hauptsaal füllt, obwohl sich von
den achtzehn Mitgliedern der Gesellschaft nur elf beteiligt
haben. Man scheint dies vorausgesehen zu haben, da für
dieses Mal eine ungewöhnlich grosse Zahl von Künstlern
— dreizehn — eingeladen worden sind, von denen über die
Hälfte der Einladung gefolgt ist. Während die Gesellschaft
durch die Mehrzahl ihrer Mitglieder ein durchaus modernes
künstlerisches Gepräge erhält, sind bei den Einladungen
auch die Vertreter anderer Richtungen berücksichtigt worden.
So finden wir z. B. Paul Meyerheim und Carl Breitbach,
zwei Hauptvertreter der älteren Generation Berliner Maler,
die freilich schon seit einem Menschenalter die Aquarell-
technik üben und mit ihr koloristische Wirkungen zu er-
zielen wissen, die, wie z. B. in Meyerheim's „Sturzacker", den
besten und feinsten Tonstücken der Modernen nichts nach-
geben. Sonst kann man sich freilich keine stärkeren Gegen-
sätze denken als die italienischen Landschaften von Meyer-
heim und Ludwig Dettmann: dort eine Uferpartie bei
Menaggio am Corner See im satten, ruhigen Glanz südlicher
Farben, hier Strandpartien vom Gardasee mit Wäscherinnen,
auf denen alles unter den grell auffallenden Sonnenstrahlen
flimmert und flackert und vor lauter gelblichen, rötlichen
und grünlichen Reflexen kaum noch eine Lokalfarbe zu er-
kennen ist. Überall macht sich bei Dettmann das Bestreben
geltend, mit den Gouachefarben Wirkungen zu erzielen,
die an leuchtender Kraft denen der Ölmalerei gleich-
kommen. Auch Fr. Stahl ist mit zwei italienischen Studien
vertreten, bei denen ihm die Wiedergabe greller Licht-
wirkungen so sehr die Hauptsache gewesen ist, dass die
landschaftlichen Einzelformen, auf einem Bilde auch die
figürliche Staffage, in der Lichtfülle beinahe versunken sind.
Hervorragender als Hugo Vogel's italienische Landschaften
ist sein in ausserordentlich flotter Technik und geistvoller
Charakteristik durchgeführtes Bildnis einer Dame in ganzer
j Figur, und auch unter den zahlreichen Aquarellen Franz
j Skarbina's, die sich meist in seinem gewohnten Stoffkreise
bewegen — Ansichten aus Karlsbad, Berliner Strassenbilder
bei Abendbeleuchtung, heimkehrende Feldarbeiter —, ist das
Bildnis eines graubärtigen Herrn in seinem Arbeitszimmer
die beste und charaktervollste, die zugleich durch eine ganz
ungewöhnliche Sorgfalt der Ausführung erfreut. Hans Herr-
 
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