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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0164

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Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.

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Hansa mit besonderer Betonung der Gründung und Ent-
wicklung des Hamburgischen Handels, das Zeitalter der
Reformation und die Befreiungskriege 1813/14. 3. Für die
Ostwand eine allegorische Darstellung der Hammonia und
zwar unter besonderer Hervorhebung der Verbindung Ham-
burgs mit dem Deutschen Reiche und seines Welthandels.
Ein beschränkter Wettbewerb hatte bereits unter den Malern
Professor Oeselschap-Berlin und Gehrts-Düsstldod stattge-
funden, der aber durch den Tod beider Künstler im Jahre
1898 gegenstandslos geworden ist. Die Bewerber haben
einzusenden eine Farbenskizze zu dem Bilde der Ostwand
in V10 der wirklichen Grösse (158 cm lang, 54 cm hoch),
sowie eine beliebig zu behandelnde Skizze des Bildes der
Westwand in der Grösse von 58 cm Länge und 20 cm Höhe.
Das Preisgericht besteht aus drei Mitgliedern der Rathausbau-
kommission und Herrn Architekt M. Haller als Vertreters
der Rathausbaumeister, sowie den Herren Professor A.
Lutteroth-Wambvccg, A. Fitger-V>rtmtxi, Professor v. Kaul-
6«cA-München, Professor P. Janssen-Düsseldorf, Ober-Bau-
direktor Professor Dr. Dw/7W-Karlsruhe, Geh. Regierungsrat
Professor £/zäfe-Berlin, Baudirektor Zimmermann-Hamburg,
Professor Dr. Lichtwark-tiamburg und Geh. Hofrat Pro-
fessor Dr. Woermann-Dresden. Zu dem Wettbewerb sind
alle deutschen oder in Deutschland ansässigen Künstler zu-
lässig. Ausgesetzt sind drei Preise von 10000, 3000 und
2000 M. Ein Anspruch auf Ausführung der Gemälde wird
durch Verleihung eines Preises nicht gewonnen. Einzusenden
bis zum 1. Juli 1899. -u-

DENKMÄLER.

A. R. Berlin. — Zwei neue Standbilder brandenbur-
gischer Herrscher sind in der Siegesallee am 22. März
enthüllt worden: Markgraf Otto IV. mit dem Pfeil (1267
bis 1308) von Professor Karl Begas in Kassel und
Markgraf Otto von Wittelsbach, genannt der Faule, (1365
bis 1373) von Prof. Adolf Brätt in Berlin. Beide Künstler
waren genötigt, das Wesentliche für die Charakteristik ihrer
Figuren aus den Beinamen abzuleiten, die ihnen die Ge-
schichte gegeben hat, und im übrigen die Hauptsache der
Zeittracht, also in diesem Falle der Rüstung und Bewaffnung,
zu überlassen. Bei Otto IV. kam noch hinzu, dass er unter
den Minnesängern genannt wird, was den Künstler veran-
lasst hat, an dem Baumstamm zur Linken des Markgrafen
eine Laute anzubringen. Das bartlose Antlitz zeigt einen
schmerzlichen Ausdruck, was darauf zurückzuführen ist, dass
Otto IV. die Spitze eines Pfeils, der in einem Kampfe auf
ihn abgeschossen worden war, ein Jahr lang in der Stirn
herumtrug. Der Künstler hat ihn deshalb auch mit unbe-
decktem Haupte, das an der linken Seite von einer Binde
umschlossen ist, dargestellt. Daneben fehlt es dem edlen
Angesicht aber auch nicht an einem romantischen Zuge, der
auf den Sänger deutet. Die heldenhafte Seite seiner Natur
kennzeichnen das Schwert, dessen Griff er mit der Rechten
umfasst, und der Topfhelm in seiner Linken. Als Halb-
figuren sinddem Markgrafen Johann von Buch, der die Rolle des
vornehmsten Beraters des stets in Fehden verwickelten Fürsten
spielte und darum in sorgenvolles Sinnen versunken ist, und
der tapfere märkische Ritter Droysike von Kröcher beigegeben.
— Brütt war insofern eine äusserlich undankbare Rolle zuge-
fallen, als sein Markgraf ein Herrscher war, von dem die
Geschichte schlechterdings nichts Rühmliches zu melden
weiss. Trotzdem hat Brütt eine starke künstlerische Wirkung
erzielt, indem er den Fürsten, der schliesslich die Mark
Brandenburg für schnödes Geld verkaufte, völlig schonungs-

los in der ganzen Eigenart seines Wesens gekennzeichnet,
gewissermassen in der »ganzen Majestät seiner Faulheit"
dargestellt hat. Meisterhaft sind trotz des Topfhelms und der
sonstigen kriegerischen Ausrüstung die schlaffe Haltung und
der müde, fast stumpfsinnige Gesichtsausdruck mit den
halb zusammengekniffenen Augen zur Anschauung gebracht.
Nicht minder glücklich sind seine beiden Begleiter charak-
terisiert, der energische, gewaltthätige Thilo von Wardenberg,
Bürgermeister von Berlin, und Thilo von Brügge, der Ver-
trauensmann des Fürsten, ein Mann in gefälliger Modetracht
mit Barett und Sendelbinde auf dem Haupte. Abweichend
von den Nebenfiguren aller übrigen Standbilder sind diese
in Büstenform ohne Arme gestaltet, wodurch wiederum mit
Glück der Versuch gemacht worden ist, der Monotonie zu
begegnen, die namentlich bei Figuren, deren Trachten bei
ihrer geringen zeitlichen Entfernung keinen grossen Wechsel
zulassen, schwer zu vermeiden ist. Leichter ist es, in der
Architektur und in der Ornamentik der Sockel ausreichende
Mannigfaltigkeit zu erzielen, was auch bei diesen Gruppen
j in hohem Masse gelungen ist. — Beide Künstler wurden
vom Kaiser, der bei der Enthüllung zugegen war, mit dem
roten Adlerorden 4. Klasse mit der Krone ausgezeichnet.
— Die Marmorausführung beider Denkmäler ist nicht durch
italienische Arbeiter, sondern in der Werkstatt des Bild-
hauers Franz Tübbeche in Stralau bei Berlin erfolgt, dessen
Thätigkeit durch die Verleihung des Kronenordens 4. Klasse
anerkannt worden ist.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

Berlin. — Im Königlichen Kunstgewerbe-Museum ist zur
Zeit eine Gedenktafel aus Schmiedeeisen mit Inschrift auf
getriebener Kupferplatte ausgestellt, welche von der Berliner
Schlosser-Innung dem Fürsten Bismarck als ihrem Ehren-
Meister gewidmet in das Mausoleum desselben in Friedrichs-
ruh gestiftet werden soll. Die Tafel wird von einem Wappen-
adler bekrönt, die Widmung von einem Eichen- und Lorbeer-
kranze umschlossen. Entwurf und Ausführung rühren von
dem Königlichen Hof-Kunstschlosser Herrn P. Marcus her.
Die Kupferplatte ist von dem Ciseleur Rohmeyer getrieben.

Dresden. — Die deutsche Kunstausstellung i8gg wird
in ihrem Äusseren ein wesentlich anderes Bild bieten als im
Jahre 1897. Die gesamten Einbauten werden in diesem
Jahre von den bekannten Dresdener Architekten Schilling
und Gräbner geleitet. Ganz eigenartig wird zunächst die
Vorhalle wirken, welche durch stilistisches Holzwerk in eine
Art Blumengarten verwandelt ist. Von Kunstwerken wird
man hier nur die Büste Sr. Majestät des Königs von Rudolf
Baumbach vorfinden. Die grosse Mittelhalle, welche 1897
als Gartenanlage behandelt war, gegenwärtig aber gedielt
ist, wird diesmal mit Holzeinbauten in kräftigen Farben —
der Fussboden rot, die Wände orangegelb — ausgestattet
sein. Die Gemäldesäle werden mannigfaltige Grundfarben

— rot, blau, gold, grau, grün — aufweisen. Max Klinger
erhält einen besonderen Saal. Sein grosses Bild Christus
im Olymp wird so würdig aufgestellt sein, wie es vielleicht

— Wien ausgenommen — bisher nirgends der Fall gewesen
ist. Die malerische Ausschmückung der drei Parzellen-
Zimmer hat Geheimer Hofrat Graff, der Direktor der König-
lichen Kunstgewerbeschule zu Dresden, übernommen. Weiter
werden kunstgewerbliche Zimmer vorhanden sein, an deren
Ausstattung eine ganze Reihe Dresdener, Berliner und
Münchener Künstler beteiligt sind. Wir nennen nur den
Berliner Rudolf Eckmann und Paul Schultze-Naumburg, die
Münchener Pankok, Riemerschmied und Dülfer, die Dres-
 
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