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Tage findet die Enthüllung der fünf grossen Fresken von
de Vriendt im Treppenhause des Rathauses statt, -u-
Baden-Baden. — Der „Badener Salon" im Kon-
versationshause ist am Sonntag den 30. April, in Anwesen-
heit der staatlichen und städtischen Behörden eröffnet worden.
Neben vielen neuen Arbeiten der Karlsruher Schule ist der
dieses Jahr besonders stark internationale Charakter der
Ausstellung bemerkenswert. Unter den hervorragendsten
Vertretern der deutschen Kunst nennen wir: Hans von
Bartels, Berwald, Bergmann, Arnold Böcklin, Briitt, Carlos
Grethe, Paul Hoecker, Ludwig von Hofmann, Kallmorgen,
Fr. Aug. von Kaulbach, Max Klinger, Joseph von Kopf,
W. Laibl, Franz von Lenbach, Max Liebermann, Mackensen,
Gabr. Max, A. von Menzel, Overbeck, Max Pietschmann,
Bruno Pig/heim f, Pocholl, G. Schönleber, Franz Stuck,
Hans Thoma, Trübner, Hugo Vogel, von Volkmann u. a. m.
Rom. — Reichlich verspätet, denn man hat das Centenario
Bernini's schon vor mehreren Monaten gefeiert, ist für kurze
Zeit im grossen Saal der Horatier und Curiatier im Capito-
linischen Museum eine Bernini-Ausstellung eröffnet worden.
Der prunkvolle Raum mit der schwerlastenden Kassetten-
decke und den Fresken Arpino's an den Wänden war wie
kein anderer zu solchem Zweck geeignet, sieht man hier
doch auch der Bronzestatue Innocenz X. von Algardi gegen-
über Bernini's Marmorstatue Urbans VIII. aufgestellt. Aber
der Rahmen ist glänzender als das Bild. In Berlin und
London würde man lächeln ebensowohl über die geringe
Anzahl der Ausstellungsobjekte wie über die Art der Auf-
stellung. In Rom aber pflegt man geringere Ansprüche zu
machen, und Minister, Sindaco und zahllose Onorevoli Hessen
sich zur Weihe des Ereignisses gern bereit finden. Aber
gerade weil in diesem Lande nicht alles auf die höchsten
Ansprüche des Publikums Rücksicht nimmt, weil man die
Dinge nicht systematisch, sondern malerisch angeordnet hat,
fühlt man sich zwischen diesen Bernini-Reliquien bald ganz
behaglich. Man meint, man brauche es selber nicht allzu
ernst zu nehmen, da sich die verdienstvollen Veranstalter
dieser Festa auch nicht allzu sehr bemüht haben. So sind
die Bezeichnungen der einzelnen Blätter nur da vollständig,
wo sie aus dem Kupferstichkabinet der Nationalgalerie
stammen, und hier gebührt das Verdienst noch dem früheren
Leiter desselben, Dr. Kristeller. Besonders armselig ist die
Ausstellung der Photographiensammlung des Ministeriums;
hier hätte man doch ohne grosse Mühe weit bessere Exem-
plare der grössten Werke Bernini's beschaffen können. Zum
Glück greifen die Schätze der Regia Chalcografia hier er-
gänzend ein; das ungeheure Werk Bernini's in Skulptur und
Architektur tritt uns lebendig vor Augen. Die Uffizien
haben ihre Handzeichnungen gesandt, mit den Blättern der
Corsiniana zusammen eine reichhaltige Serie. Dazu kommen
Zeichnungen aus Privatsammlungen, unter denen die Studien
für die Kolonnaden von St. Peter in der Sammlung Busiri
besonderes Interesse erwecken. Die Sammlungen Doria und
Chigi haben das beste geliefert, Büsten Innocenz' X. und
Alexanders VII. Aber auch zahllose Handschriftenbände
und Zeichnungen des Meisters, die leider grossenteils unter
Glas verschlossen sind. Die Bedeutung Bernini's lernt man
in St. Peter, wo die Papstgräber von ihm zeugen, besser
kennen als heute auf dem Kapital, und doch wird man
diesen Anfang dem römischen Publikum die römische Kunst
zu erläutern und zu nähern, mit Freuden begrüssen dürfen.
E. ST.
A. R. Die grosse Berliner Kunstausstellung ist am
7. Mai feierlich eröffnet worden. Sie wird in der Geschichte
dieser Ausstellungen insofern eine denkwürdige Rolle spielen,
392
als sie die erste seit der Spaltung der Berliner Künstler in zwei
Lager ist. Von einer Spaltung ist freilich in nur sehr be-
schränktem Sinne zu reden, da die „Berliner Secession" nur
etwa 70 Mitglieder zählt. Sie hat aber dadurch an Bedeutung
gewonnen, dass es ihr gelungen ist, auswärtige, in ihren Be-
strebungen verwandte Künstlergruppen (die Secessionisten
in München, Dresden, Karlsruhe und die Worpsweder) für
sich zu gewinnen und von der grossen Kunstausstellung
abwendig zu machen. Die Ausstellungskommission der
letzteren hat, um dem üblen Eindruck zu begegnen, der
etwa durch das Fehlen bekannter Künstlernamen hervor-
gerufen werden könnte, ihrerseits besondere Anstrengungen
gemacht. Sie hat für eine reiche und geschmackvolle De-
koration einzelner Räume gesorgt, neue wirksame Arrange-
ments durch Heranziehung südlicher Flora getroffen, un-
günstige Beleuchtungsverhältnisse erheblich verbessert und
durch Veranstaltung von Kollektivausstellungen das Manko,
das durch die Begründung der Secession eintreten musste,
wenigstens äusserlich zu decken gesucht. Das ist ihr in vollem
Masse gelungen, da der Katalog 1786 Nummern, 14 mehr
als im vorigen Jahre, aufzählt. Dazu gesellt sich noch eine
über 250 Nummern umfassende Sonderausstellung des Ver-
bandes deutscher Illustratoren, und einen reichen Zuwachs
wird noch eine Sammelausstellung österreichischer Künstler
bringen, die im Juni nach Schluss der Wiener Ausstellung
eintreffen wird. An Werken der Malerei sind 1272, an
Stichen, Radierungen, Zeichnungen 81, an plastischen Werken
330 und an architektonischen Entwürfen 93 vorhanden. Das
Kunstgewerbe ist mit 110 Nummern beteiligt. Durch Kol-
lektivausstellungen sind Carl Breitbach, Hans Bohrdt, Ernst
Hausmann, der Kupferstecher Hans Meyer, der sich neuer-
dings auch der Landschaftsmalerei gewidmet hat,/. M. Michetti,
der Orientmaler Max Rabes, der die Hauptmomente von der
Palästinafahrt des Kaisers geschi Idert hat, Carl Gehrts(f), Fried-
rich von Schennis und Joseph Scheurenberg vertreten. Auch
dem Andenken des 1863 verstorbenen Landschafts- und Tier-
malers Teutwari Schmitson, der seinerzeit weit voraufgeeilt
war und erst jetzt in seiner Bedeutung verstanden wird, ist
eine Sammelausstellung gewidmet worden. Mit zahlreichen,
zum Teil ganz hervorragenden Bildern und Zeichnungen
sind auch Adolf von Menzel, Paul Meyerheim, Max Koner
und Franz von Lenbach vertreten. Die Berliner Plastik
giebt wie immer ein treues Bild von der Vielseitigkeit ihrer
Bestrebungen, die den weiten Kreis von der ernsten monu-
mentalen Bildnerei bis zur spielenden Kleinplastik umspannen
in allen Schattierungen von der alten Schule Rauch'scher
Tradition bis zu dem Übermut des modernen Naturalismus.
A. R. Berlin. — Im Künstlerhause ist durch Weimarer
und Berliner Künstler eine Ausstellung von Werken der
Weimarer Schule von der Gründung der dortigen Kunst-
schule 1860 bis auf die Gegenwart veranstaltet worden,
die auch in der Reichshauptstadt Zeugnis von der hohen
Bedeutung ablegen soll, die die von dem Grossherzog
Karl Alexander begründete und trotz widriger Umstände
mit grossen Opfern bis jetzt erhaltene Pflanzstätte der Malerei
für das Kunstleben Deutschlands gewonnen hat. Der An-
lass zu dieser Ausstellung, die einen ungemein fesselnden
Rückblick auf die fast vierzigjährige Geschichte der Anstalt
gewährt, war wohl durch den im vorigen Jahre gefeierten
70. Geburtstag des hochherzigen Fürsten gegeben worden. Aus
seinem Besitz stammt auch ein beträchtlicher Teil der aus-
gestellten Gemälde und Aquarelle, der zugleich den Beweis
liefert, dass der edle Mäcen sich nicht damit begnügt hat,
seine Schöpfung zu erhalten, sondern auch die in Weimar
thätigen Künstler durch häufige Ankäufe an die thüringische
Sammlungen und Ausstellungen.
Tage findet die Enthüllung der fünf grossen Fresken von
de Vriendt im Treppenhause des Rathauses statt, -u-
Baden-Baden. — Der „Badener Salon" im Kon-
versationshause ist am Sonntag den 30. April, in Anwesen-
heit der staatlichen und städtischen Behörden eröffnet worden.
Neben vielen neuen Arbeiten der Karlsruher Schule ist der
dieses Jahr besonders stark internationale Charakter der
Ausstellung bemerkenswert. Unter den hervorragendsten
Vertretern der deutschen Kunst nennen wir: Hans von
Bartels, Berwald, Bergmann, Arnold Böcklin, Briitt, Carlos
Grethe, Paul Hoecker, Ludwig von Hofmann, Kallmorgen,
Fr. Aug. von Kaulbach, Max Klinger, Joseph von Kopf,
W. Laibl, Franz von Lenbach, Max Liebermann, Mackensen,
Gabr. Max, A. von Menzel, Overbeck, Max Pietschmann,
Bruno Pig/heim f, Pocholl, G. Schönleber, Franz Stuck,
Hans Thoma, Trübner, Hugo Vogel, von Volkmann u. a. m.
Rom. — Reichlich verspätet, denn man hat das Centenario
Bernini's schon vor mehreren Monaten gefeiert, ist für kurze
Zeit im grossen Saal der Horatier und Curiatier im Capito-
linischen Museum eine Bernini-Ausstellung eröffnet worden.
Der prunkvolle Raum mit der schwerlastenden Kassetten-
decke und den Fresken Arpino's an den Wänden war wie
kein anderer zu solchem Zweck geeignet, sieht man hier
doch auch der Bronzestatue Innocenz X. von Algardi gegen-
über Bernini's Marmorstatue Urbans VIII. aufgestellt. Aber
der Rahmen ist glänzender als das Bild. In Berlin und
London würde man lächeln ebensowohl über die geringe
Anzahl der Ausstellungsobjekte wie über die Art der Auf-
stellung. In Rom aber pflegt man geringere Ansprüche zu
machen, und Minister, Sindaco und zahllose Onorevoli Hessen
sich zur Weihe des Ereignisses gern bereit finden. Aber
gerade weil in diesem Lande nicht alles auf die höchsten
Ansprüche des Publikums Rücksicht nimmt, weil man die
Dinge nicht systematisch, sondern malerisch angeordnet hat,
fühlt man sich zwischen diesen Bernini-Reliquien bald ganz
behaglich. Man meint, man brauche es selber nicht allzu
ernst zu nehmen, da sich die verdienstvollen Veranstalter
dieser Festa auch nicht allzu sehr bemüht haben. So sind
die Bezeichnungen der einzelnen Blätter nur da vollständig,
wo sie aus dem Kupferstichkabinet der Nationalgalerie
stammen, und hier gebührt das Verdienst noch dem früheren
Leiter desselben, Dr. Kristeller. Besonders armselig ist die
Ausstellung der Photographiensammlung des Ministeriums;
hier hätte man doch ohne grosse Mühe weit bessere Exem-
plare der grössten Werke Bernini's beschaffen können. Zum
Glück greifen die Schätze der Regia Chalcografia hier er-
gänzend ein; das ungeheure Werk Bernini's in Skulptur und
Architektur tritt uns lebendig vor Augen. Die Uffizien
haben ihre Handzeichnungen gesandt, mit den Blättern der
Corsiniana zusammen eine reichhaltige Serie. Dazu kommen
Zeichnungen aus Privatsammlungen, unter denen die Studien
für die Kolonnaden von St. Peter in der Sammlung Busiri
besonderes Interesse erwecken. Die Sammlungen Doria und
Chigi haben das beste geliefert, Büsten Innocenz' X. und
Alexanders VII. Aber auch zahllose Handschriftenbände
und Zeichnungen des Meisters, die leider grossenteils unter
Glas verschlossen sind. Die Bedeutung Bernini's lernt man
in St. Peter, wo die Papstgräber von ihm zeugen, besser
kennen als heute auf dem Kapital, und doch wird man
diesen Anfang dem römischen Publikum die römische Kunst
zu erläutern und zu nähern, mit Freuden begrüssen dürfen.
E. ST.
A. R. Die grosse Berliner Kunstausstellung ist am
7. Mai feierlich eröffnet worden. Sie wird in der Geschichte
dieser Ausstellungen insofern eine denkwürdige Rolle spielen,
392
als sie die erste seit der Spaltung der Berliner Künstler in zwei
Lager ist. Von einer Spaltung ist freilich in nur sehr be-
schränktem Sinne zu reden, da die „Berliner Secession" nur
etwa 70 Mitglieder zählt. Sie hat aber dadurch an Bedeutung
gewonnen, dass es ihr gelungen ist, auswärtige, in ihren Be-
strebungen verwandte Künstlergruppen (die Secessionisten
in München, Dresden, Karlsruhe und die Worpsweder) für
sich zu gewinnen und von der grossen Kunstausstellung
abwendig zu machen. Die Ausstellungskommission der
letzteren hat, um dem üblen Eindruck zu begegnen, der
etwa durch das Fehlen bekannter Künstlernamen hervor-
gerufen werden könnte, ihrerseits besondere Anstrengungen
gemacht. Sie hat für eine reiche und geschmackvolle De-
koration einzelner Räume gesorgt, neue wirksame Arrange-
ments durch Heranziehung südlicher Flora getroffen, un-
günstige Beleuchtungsverhältnisse erheblich verbessert und
durch Veranstaltung von Kollektivausstellungen das Manko,
das durch die Begründung der Secession eintreten musste,
wenigstens äusserlich zu decken gesucht. Das ist ihr in vollem
Masse gelungen, da der Katalog 1786 Nummern, 14 mehr
als im vorigen Jahre, aufzählt. Dazu gesellt sich noch eine
über 250 Nummern umfassende Sonderausstellung des Ver-
bandes deutscher Illustratoren, und einen reichen Zuwachs
wird noch eine Sammelausstellung österreichischer Künstler
bringen, die im Juni nach Schluss der Wiener Ausstellung
eintreffen wird. An Werken der Malerei sind 1272, an
Stichen, Radierungen, Zeichnungen 81, an plastischen Werken
330 und an architektonischen Entwürfen 93 vorhanden. Das
Kunstgewerbe ist mit 110 Nummern beteiligt. Durch Kol-
lektivausstellungen sind Carl Breitbach, Hans Bohrdt, Ernst
Hausmann, der Kupferstecher Hans Meyer, der sich neuer-
dings auch der Landschaftsmalerei gewidmet hat,/. M. Michetti,
der Orientmaler Max Rabes, der die Hauptmomente von der
Palästinafahrt des Kaisers geschi Idert hat, Carl Gehrts(f), Fried-
rich von Schennis und Joseph Scheurenberg vertreten. Auch
dem Andenken des 1863 verstorbenen Landschafts- und Tier-
malers Teutwari Schmitson, der seinerzeit weit voraufgeeilt
war und erst jetzt in seiner Bedeutung verstanden wird, ist
eine Sammelausstellung gewidmet worden. Mit zahlreichen,
zum Teil ganz hervorragenden Bildern und Zeichnungen
sind auch Adolf von Menzel, Paul Meyerheim, Max Koner
und Franz von Lenbach vertreten. Die Berliner Plastik
giebt wie immer ein treues Bild von der Vielseitigkeit ihrer
Bestrebungen, die den weiten Kreis von der ernsten monu-
mentalen Bildnerei bis zur spielenden Kleinplastik umspannen
in allen Schattierungen von der alten Schule Rauch'scher
Tradition bis zu dem Übermut des modernen Naturalismus.
A. R. Berlin. — Im Künstlerhause ist durch Weimarer
und Berliner Künstler eine Ausstellung von Werken der
Weimarer Schule von der Gründung der dortigen Kunst-
schule 1860 bis auf die Gegenwart veranstaltet worden,
die auch in der Reichshauptstadt Zeugnis von der hohen
Bedeutung ablegen soll, die die von dem Grossherzog
Karl Alexander begründete und trotz widriger Umstände
mit grossen Opfern bis jetzt erhaltene Pflanzstätte der Malerei
für das Kunstleben Deutschlands gewonnen hat. Der An-
lass zu dieser Ausstellung, die einen ungemein fesselnden
Rückblick auf die fast vierzigjährige Geschichte der Anstalt
gewährt, war wohl durch den im vorigen Jahre gefeierten
70. Geburtstag des hochherzigen Fürsten gegeben worden. Aus
seinem Besitz stammt auch ein beträchtlicher Teil der aus-
gestellten Gemälde und Aquarelle, der zugleich den Beweis
liefert, dass der edle Mäcen sich nicht damit begnügt hat,
seine Schöpfung zu erhalten, sondern auch die in Weimar
thätigen Künstler durch häufige Ankäufe an die thüringische
Sammlungen und Ausstellungen.