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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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46g

Bücherschau.

470

Seiten umfassende Text giebt nicht etwa eine ausführliche,
pedantisch-systematische Darstellung seines Lebens. In freier
Form ist dieses in den Einleitungskapiteln behandelt, und
der grössere Raum seinen eigenen Aussprüchen, also ge-
wissermassen der Selbstbiographie gewidmet, die durch den
Fleiss seiner zweiten Gemahlin gesammelt wurde. Meissonier
war eine grübelnde, didaktisch angelegte Natur, wie ja auch
seine Werke weniger die freie künstlerische Genialität als
den ungeheuren Fleiss eines wissenschaftlich forschenden
hochbegabten Künstlers erkennen lassen. Über sich selbst
und die mitlebenden Künstler, über Kunst und Technik, über
alle künstlerischen Fragen hat er sich geäussert, und zur
Kenntnis seiner Persönlichkeit wird man darin die wert-
vollsten Beiträge finden. Wer tiefer in das Schaffen und
Denken dieses grossen französischen Realisten hineinblicken
will, dem wird das Studium des durch die Fülle und Vor-
trefflichkeit seiner Abbildungen, durch die elegante Aus-
stattung so anziehenden Buches viel Genuss gewähren.

M. SCH.

Jodocus Vredis und das Kartäuserkloster zu Wed-
deren. VonA.Wormstall. Münster i. W. 1896, H.Schöningh.
Dem in der kunstgeschichtlichen Litteratur bisher wenig
beachteten westfälischen Meister Jodocus Vredis widmet
Wormstall eine anspruchslos geschriebene, aber in mancher
Hinsicht erschöpfende Monographie. Unter gewissenhafter
Benutzung des Aktenmaterials stellt er fest, dass der Meister
zu Vreden, im Kreise Ahaus, Westfalen, zwischen 1470 und
1480 geboren, der Familie Pelsers entstammt. Er tritt unter
dem Priorate des Johann von Kettwig (1487—1507) in das
Kartäuserkloster zu Wedderen in Westfalen ein, woselbst er
Prokurator, Vikar, schliesslich 1531 Prior wird und am
16. Dezember 1540 stirbt. Eine kurze Geschichte des Klosters
wird im folgenden Abschnitt gegeben und darauf hinge-
wiesen, dass bei dem durch das Aufkommen des Buchdruckes
verminderten Bedürfnisse nach Manuskripten die Kunst-
thätigkeit in den Kartäuserklöstern anderen Zweigen, unter
anderem auch der Thonplastik, lebhafter sich zuwandte.
Bruder Jodocus Vredis schuf eine ganze Reihe solcher Thon-
reliefs, die, über das Durchschnittsmass hinausragend, ihn
als einen fein empfindenden, wenn auch nicht erfindungs-
reichen Künstler erkennen lassen. Diese Arbeiten fallen
wohl in der Hauptsache in die ersten drei Jahrzehnte des
16. Jahrhunderts, da er als Prior (1531—1540) kaum mehr
Zeit zu künstlerischer Bethätigung gefunden haben dürfte.
Sie zeigen den Meister von der eindringenden Renaissance
unberührt, lassen dafür in der Ornamentik (naturalistische
Blumen und spätgotisches Blatt- und Bandwerk) den Einfluss I
der Manuskriptmalerei erkennen. Den Mittelpunkt der Dar-
stellung bildet auf allen Reliefs die Madonna mit dem Kinde,
die Gruppe der hl. Anna selbdritt, Heiligengestalten oder
dergleichen. Die signierten, sowie die stilistisch verwandten
Reliefs werden zum Schlüsse in guten Lichtdrucken abge-
bildet und eingehend beschrieben. Wormstall hat durch
diese Arbeit eine feste Grundlage gegeben, an die sich ver-
wandte Arbeiten angliedern lassen. M. SCH.

f Handbuch der Kunstgeschichte von Anton Springer.

Fünfte Auflage der Grundzüge der Kunstgeschichte.

Illustrierte Ausgabe. III und IV. Leipzig, E. A. Seemann,

1898 und 1899.
Von der neuen, fünften Auflage des bekannten Springer-
schen Handbuches der Kunstgeschichte sind kürzlich wieder
zwei Bände erschienen, die die neuere Zeit behandeln:
Band III, Die Renaissance in Italien, Band IV, Die Renaissance
im Norden und die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts.

Auch diese stattlichen Bände zeichnen sich durch gute Aus-
stattung und reiche Illustration aus. Ganz neu sind die
vorzüglichen Farbendrucke. Band III enthält davon: 1) Wand-
und Gewölbedekoration in der Engelsburg in Rom. 2) Wand-
dekoration aus der Cancellaria in Rom. 3) Wand- und
Gewölbedekoration im Palazzo Doria in Genua. Band IV:
1) Deckenmalerei von einem Podest der Kaisertreppe in der
Residenz In München. 2) Kaminwand aus den Reichen
Zimmern der Residenz in München. 3) Delfter Vase,
Hirschvogelkrug, Palissyschüssel und Limogesschale. Anton
Springer's berühmtes Werk wird in diesem neuen, zeitge-
mässen Gewände allen Kunstfreunden hochwillkommen sein.

t Das neunzehnte Jahrhundert in Bildnissen. Heraus-
gegeben von Karl Werkmeister. Berlin, Photographische
Gesellschaft.

Mit der 30. Lieferung, die Goethe gewidmet ist, schliesst
die von uns schon öfters erwähnte Publikation ihren zweiten
Band würdig ab. Hermann Grimm hat einen erläuternden
Artikel dazu geschrieben, dem sich ein kurzer Aufsatz über
den Grossherzog Karl August von Weimar von O. Lorenz
anschliesst. Von Goetheporträts werden geboten das Bild
von G. O. May von 177g, Tischbein's bekanntes römisches
Bild von 1786, Klauer's Silhouette, die Goethe und Fritz
von Stein zeigt, Lips' Zeichnung von 1791, Rauch's Büste
von 1820, J. Stieler's Gemälde von 1828 und endlich
Schwerdtgeburth's Zeichnung von 1832. Diesen trefflichen
Abbildungen schliesst sich Kolbe's Porträt des Grossherzogs
Karl August an. Der dritte Band soll noch im Jahre 1899,
die beiden letzten 1900 erscheinen, so dass mit Abschluss
des Jahrhunderts das ganze Werk vollständig vorliegen wird.
Wir haben auf die Vorzüge der Werkmeister'schen Publi-
kation schon öfters hingewiesen und wollen nur auf das
lehrreiche und interessante Unternehmen nochmals auf-
merksam machen.

Galeriestudien. (Dritte Folge der kleinen Galeriestudien)
von Dr. Theodor von Frimmel. Geschichte der Wiener
Gemäldesammlungen. Erster Band. IV. Lieferung. Die
alten niederländischen und deutschen Meisterin der Kaiser-
lichen Gemäldesammlung und die modernen Gemälde
ebendort. Leipzig, Verlag von Georg Heinrich Meyer.
1899.

In angenehm schneller Folge hat der Verfasser die vier
ersten Lieferungen der Geschichte der Wiener Gemälde-
sammlungen herausgebracht. Die vorliegende vierte Liefe-
rung schliesst mit der Behandlung der alten niederländischen
und deutschen Meister sowie der modernen Gemälde die
Besprechung der kaiserlichen Gemäldesammlung ab. Während
Frimmel die alten Bilder ausführlich einzeln bespricht, hat
er sich im zweiten Teil, der die modernen Gemälde be-
handelt, aus äusseren und inneren Gründen, mit Recht sehr
kurz gefasst. Leider müssen wir es uns aus Platzmangel
versagen, auf den reichen Inhalt näher einzugehen. Mit
Interesse aber sehen wir den weiteren Lieferungen entgegen,
die zunächst den anderen Galerien Wiens gewidmet sind.
Da besonders die Privatgalerien im Zusammenhang noch
nicht so eingehend besprochen worden sind, so wird uns
Frimmel hier besonders viel neues mitzuteilen haben.

u. TH.

t Zeitschrift für Bücherfreunde. Monatshefte für
Bibliophilie und verwandte Interessen. Herausgegeben von
Fedor von Zobeltitz. 3. Jahrgang. Velhagen & Klasing.
Die Zeitschrift für Bücherfreunde, die wir bereits öfters

rühmend hervorgehoben haben, beginnt mit dem vorliegen-
 
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