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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 11.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.5771#0053

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Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.

90

DENKMÄLER

Koblenz. Ein Bronze-Denkmal des Physiologen Johannes
Müller, von Joseph Uphues in Berlin modelliert, ist am
7. Oktober enthüllt worden. -u-

Braunschweig. Am 21. September wurde der Grund-
stein zu einem Bugenhagen-Denkmal gelegt. Die Bronze-
Statue wird von Professor Karl Echtermayer modelliert und
vor der Brüdernkirche errichtet werden. -u-

Freiwaldau. Dem Komponisten Ditters von Dittersdorf
wurde in Freiwaldau, seiner Heimat, am 24. Oktober ein
Denkmal gesetzt. -u-

Reichenbach i. V. Der Charlottenburger Bildhauer
Joseph Drtsch/er hat den Auftrag erhalten, seine in diesem
Sommer in der grossen Kunstausstellung viel bemerkte
Statuette von Moltke in vergrössertem Massstabe für die
Stadt Reichenbach i. V. auszuführen. Drischler stellt den
Schlachtendenker zu Fuss mit der Mütze auf dem Haupte,
in der Rechten den Krimstecher, dar. Das Werk zeichnete
sich durch treffende Charakteristik und grosse Porträt-
ähnlichkeit aus. -u-

Kiel. Der Bildhauer Jens Christiensen hat den Auftrag
erhalten, ein Denkmal für den Herzog Friedrich von Augusten-
burg, den Vater der Kaiserin, anzufertigen, welches im
Düstenbrocker Gehölz aufgestellt werden soll. -u-

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN

Berlin. Im Pergamon - Saal des Alten Museums ist
man damit beschäftigt, das gewaltige Hochrelief der Glganto-
inachie in einen Zustand zu versetzen, der es ermöglicht,
das Werk in dem neuen Pergamon-Museum in senkrechter
Stellung, ganz entsprechend der ehemaligen Lage am perga-
menischen Altar, dein Beschauer vorzuführen. -11-

Florenz. Die Neuordnung und Aufstellung derberühmten
Medaillensammlung der Medici in dem Saal der Arazzi im
zweiten Stockwerk der Bargello ist soeben von Professor
Supino vollendet worden. Keine andere Sammlung Italiens,
vielleicht keine andere Sammlung Europas, ist so reich an
Medaillen des Quattro- und Cinquecento in den tadellosesten
Exemplaren wie der Medagliere Mediceo, welcher seine
Entstehung dem Lorenzo Magnifico verdankt. Nach der
ersten Vertreibung der Medici konfiszierte die Signoria von
Florenz nicht weniger als 3000 goldene und silberne Medaillen
im Palazzo Riccardi, die aber mit der Restitution zum
grössten Teil wieder in den Besitz des Geschlechtes zurück-
kehrten. Herzog Cosimo II. teilte den Geschmack seiner
Vorfahren und in seinem Studio, so erzählt Vasari, sah
man eine unendliche Menge goldener, silbernerund bronzener
Medaillen, alle aufs beste geordnet. Franz I. und Cosimo III.
setzten die Sammlungen fort und erwarben Tausende antiker
Münzen und moderner Medaillen. Aber der letztere ver-
schloss seine Schätze selbst vor den Augen der Gelehrten,
denen er das Studium der Bibel und der Kirchenväter
empfahl vor dem unnützen Studium der Münzen. Im
Jahre 1787 wurden die antiken und modernen Münzen ge-
sondert, die ersteren werden heute im Museo Archäola-
gico bewahrt, die letzteren gelangten vor wenigen Jahren
in das Museo Nazionale des Bargello, wo sie nun endlich
eine mustergültige Aufstellung gefunden haben. In der
Anordnung wurden Quattro- und Cinquecento geschieden
und in diesen Zeiträumen wiederum die Medaillen bekannter
Künstler von denen unbekannter getrennt. An der Hand
seines ausgezeichneten Führers il Medagliere Mediceo nel
R. Museo Nazionale di Firenze« kann man diese Anord-
nung Supinos an den Originalen selbst am besten würdigen
und verfolgen. Das Buch ist nach denselben Grundsätzen

angeordnet wie die Medailleurs Italiens« des Alfred
Durand, beschränkt sich aber in Beschreibung und Klassi-
fikation ausschliesslich auf die Schätze des Museo Nazionale
In Italien hat jetzt nur noch Venedig eine ähnlichgutgeordnete
Münzsammlung aufzuweisen, aber die grosse Sammlung
hat eigentlich nur Lokalinteresse. Der Medagliere Mediceo
besitzt dagegen fast alle berühmten Medaillen der Renaissance:
Nicht weniger als achtzehn von den vierundzwanzig be-
zeichneten Medaillen des Pisanelio, unter ihnen die grosse
Goldmedaille Johannes VII. Paleologo; von Michelozzi drei
Medaillen des alten Cosimo; von Matteo de' Parti die
Medaillen des Sigismondo Malatesta und der Isotta und ein
besonders schönes Exemplar einer Medaille seines Meisters
Leon Battista Alberti. Von Guazzalotti sieht man Medaillen
Calix III., Pius II., Sixtus IV., von Antonio Pollajuolo die
berühmten Denkmünzen auf die Verschwörung der Medici.
Von Sperandio Mantovano sind nicht weniger als zwanzig
Medaillen vorhanden; Niccolo Fiorentino verewigte Pico
della Mirandola, Angelo Poliziano, Caterina Sforza, und
' die schöne unglückliche Giovanna degli Albizzi, welche
Ghirlandajo in S. Maria Novella gemalt hat. Unter den
unbekannten Florentiner Medailleuren ist der sogenannte
»Della Speranza« der bedeutendste, von ihm sind die
Medaillen der Nonna Strozzi und des alten Giovanni
Tornabuoni, wahre Wunderwerke der Porträtkunst. Von
den zahlreichen Medailleuren des 16. Jahrhunderts sind
Benvenuto Cellini und Leone Leoni zu nennen. Der erstere
am besten vertreten durch die Medaille des Pietro Bembo,
der zweite durch die des Michelangelo Buonarotti, welche
den Meister im 88. Lebensjahre darstellt. Supino's An-
ordnung dieses einzigartigen Schatzes kann nicht genug
gerühmt werden, und es ist mehr Genuss als Arbeit unter
Führung seines Medagliere diese Sammlung zu studieren
Besonders glücklich war dann der Gedanke der Vorder-
seite der Medaille gleich die Rückseite in bronziertem Gips
beizulegen, wenn das Original nicht in zwei Exemplaren
I vorhanden war. Die Aufstellung der Sammlung Ressmann
! ist nun die nächste grosse Aufgabe dieses verdienstvollen
Museumdirektors, dem Kunst und Wissenschaft Italiens
schon so viel verdanken. E. ST.

Dresden. Nach Schluss der deutschen Kunstausstel-
lung ist hier nicht die gewöhnliche Schonzeit eingetreten,
beide Kunstsalons haben uns gleich interessante Ausstel-
lungen vorgeführt. Bei Wolfframm findet man eine grosse
! Sonderausstellung der Werke Jan Toorop's. Es ist wohl
nun 6—7 Jahre her, als er zum erstenmal in München sich
grösseren Kreisen vorstellte. Etwas weniger missverstanden
wird er heute wohl, wenn auch immer noch zu oft über
ihn kopfgeschüttelt wird. Der ganz Eigenartigen giebt es
wenig genug und jetzt, wo wir vor kurzem oben in
i Pontresina einen von den Grössten verloren haben, haben
wir doppelt Ursache, den noch verbleibenden entgegen-
zukommen. Die »Drei Bräute«, die Vorjahren besonderes
Aufsehen erregten, sind hier wieder ausgestellt. Toorop's
Malayische Bilder — wenn man die mystisch-philoso-
phischen so nennen darf — muten uns jetzt anders an. An
das prachtvolle Linienspiel treten wir mit mehr Verständ-
nis heran: es ist mittlerweile von der ganzen europäischen
Kunst aufgenommen und entwickelt worden. Überrascht
war ich aber über die Farbe, z. B. der drei Bräute, ich hatte sie
viel voller in der Erinnerung. Mittlerweile haben sich
I unsere Künstler wieder an der Farbe erfreut und es er-
I scheint blässer als es damals erschien. Toorop selbst ist
I in diesen malayischen« Werken farbiger geworden, wie
sich in der »Jungen Generation« und in der ganz herr-
! liehen Hetäre- offenbart. Schon damals gab es neben
! dem malayischen Toorop einen europäischen Toorop <,
I der unserem Empfinden unmittelbar verständlich war, d. h.
 
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