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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 11.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.5771#0069

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Sammlungen und Ausstellungen.

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an dem der Bildhauer Bartholome seit vierzehn Jahren
gearbeitet hat. In einem offenen Grabe, von dem ein
Engel den Stein hinweggenommen hat, liegt ein junges
Elternpaar mit dem im zartesten Alter dahingerafften Kinde.
Darüber erblicken wir zu beiden Seiten der Pforte des
Unerforschten« eine Schar junger und alter Sterblicher,
zum Teil vertrauensvoll sich ihr nahend, zum Teil angst-
voll oder reuig zerknirscht vor ihr zurückbebend, zum Teil
wehmütig auf das Leben zurückblickend. Ein Mann und
ein Weib sind schon eingetreten, ihre Haltung deutet an,
dass das, was sie erblicken und die anderen nur ahnen,
nichts Schreckliches enthält. Eine unendlich tiefe Empfin-
dung und ein hohes Stilgefühl sprechen aus dem ergrei-
fenden Werke, einem der schönsten, das die neuere mo-
numentale Plastik geschaffen. - In einem seltsamen Gegen-
sätze zu diesem feierlich-ernsten Denkmal steht das am
ig. November kaum zehn Minuten davon auf der Place
de la Nation mit ausserordentlichem Pompe enthüllte Mo-
nument de la Republique von Dalou. Auf einem von
Löwen gezogenen und vom Genius der Freiheit gelenkten
Triumphwagen thront die Gestalt der Republik. Rechts
und links schreiten die Personifikationen der Arbeit und
der Gerechtigkeit, während hinten eine nackte Abundantia
ihre Gaben ausstreut. Einfachheit, Grösse und Einheitlich-
keit mangeln in empfindlichster Weise dem Riesenwerke,
dessen ausserordentliche Wertschätzung von Seiten der
französischen Kritik uns trotz mancher trefflichen Einzel-
heiten unverständlich ist. G.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN

Liittich. Dem neuen Städtischen Museum hat ein un-
genannt gebliebener Gönner eine Sammlung von Gemälden
überwiesen, in der sich besonders Werke von Corot,
Monet, Raffaelli, Fehden Rops und anderen angesehenen
Meistern befinden. -u-

Rom. Die italienische Regierung beabsichtigt das
Ludovisi-Museum anzukaufen. Zu diesem Zwecke hat man
sich mit dem Besitzer, dem Fürsten Piombino, auf eine
Kaufsumme von 1400000 Lire geeinigt. -11-

Magdeburg. Der Neubau des Städtischen Museums
soll auf dem Platze zwischen der Heydeck- und Kaiser-
strasse nach einem Entwürfe des Professors Friedrich Oh-
mann in Wien ausgeführt werden. Da die in dem Wett-
bewerbe des vorigen Jahres mit dem ersten Preise aus-
gezeichnete Wettarbeit in seinen wesentlichen Teilen eine
Nachbildung des von Professor Ohmann für den Museums-
bau in Reichenberg i. B. ausgearbeiteten Entwurfes war
so hatte man von dem Verfasser einen neuen, durchaus
eigenartigen Plan von hervorragendem, künstlerischen Werte
gefordert und erhalten, der durch die zuständigen städti-
schen Ausschüsse sowohl wie durch ein Gutachten der
auswärtigen Preisrichter in jenem Wettbewerbe, Geh. Bau-
rat Wallot in Dresden, Professor v. Thiersch in München
und Stadtbaurat Professor Licht in Leipzig, einstimmig zur
Ausführung empfohlen wurde. -u-

Paris. Kleine Ausstellungen. Bei Vollard hat Paul
Cezanne, von dem ja auch die Berliner Nationalgalerie ein
viel angefeindetes Bild besitzt, vierzig Werke vereinigt. In
einigen der Landschaften ist das Wesentliche des Natur-
eindrucks in so kraftvoller, eindringlicher und eigenartiger
Weise wiedergegeben, dass sie eine sehr starke Wirkung
ausüben. Zu den besten gehören die Olivenbäume mit
dem mächtigen Kontrast der braunen entlaubten Bäume
und der roten Dächer in der düsteren Schneelandschaft und
das » Haus des Gehenkten« . Auch ein paar Stillleben sind
sehr wirkungsvoll. Es ist eine brutale, zugleich fesselnde

und abstossende Kunst, über die jetzt niemand mehr spöt-
telt, die aber jeder ablehnen darf. — Nach Cezanne wirken
die »spanischen Gärten« Rusinol's, die bei Bing ausgestellt
sind, fast weich, obwohl sie frei von jeder Spur von Süss-
lichkeit sind. Es sind höchst eigentümliche Motive, diese
einsamen Alleen mit den wie Säulenstümpfe verschnittenen
Bäumen, diese Terrassen und Springbrunnen, die einer
Märchenwelt zu entstammen scheinen. Die glühenden Far-

j ben tragen zu diesem Eindruck nicht wenig bei. — Unter
der Legion der Pariser Kunsttöpfer (die Produktion ist so
umfangreich, dass unter den Künstlern ein Sprichwort geht:
Wer sonst nichts kann, macht Pöttchen) ist Lacheual, der

! wie in den vergangenen Jahren bei G. Petit, wieder meh-

; rere Hundert Arbeiten ausgestellt hat, wohl der vielseitigste.
Er imitiert sämtliche Familien der chinesischen und japani-
schen Fayencen, er macht Teller im persischen Geschmack,
Bauernfayencen, Tierfiguren, besonders Enten und Hähne,
kommt mit seinen bemalten Porzellantellern den Wünschen
des grossen Publikums äusserst weit entgegen und führt
dann wieder künstlerisch sehr bedeutende Skulpturen an-

| derer in bemaltem Thon aus. Er beherrscht gleichzeitig-
alle Gebiete, die seine Kollegen sich als Spezialitäten er-
koren haben, weniger ein persönlicher Künstler als ein
tüchtiger Kunsthandwerker. — In der rue des Petits-Champs
hat Mitte November eine anonyme Gesellschaft, an deren
Spitze der Kunstschriftsteller Meier-Graefe steht, eine Mai-
son moderne« eröffnet. Die Einrichtung der Ausstellungs-
säle rührt von van de Velde her und gehört zu den besten
Arbeiten dieses hochbegabten, aber ungleichmässig schaf-
fenden Künstlers. Alle Gebiete des modernen Kunstge-
werbes — Möbel von van de Velde, Lampen von Benson,

I Gläser von Tiffany, Potterien, Schmucksachen, Stoffe -
sind vertreten. Unter den ausgestellten Gemälden befindet
sich ein wundervolles Porträt Manet's aus Berliner Privat-
besitz, ein Blumenstück von Renoir, ein Degas u. s. w.
Wir werden auf das Unternehmen gelegentlich zurück-
kommen. G.

Venedig. Am 12. dieses Monats fand der Schluss der
hiesigen Internationalen Ausstellung statt. Das finanzielle
Ergebnis ist ein erfreuliches zu nennen. Die Zahl der
Besucher hat sich bei dieser dritten Ausstellung noch ge-
steigert, sodass sich ein Inkasso von 278000 Lire ergab.
Es waren von der grossen Zahl der ausgestellten Werke
743 verkäuflich, von welchen 200 verkauft wurden und
zwar 139 Gemälde, Werke der Plastik (Wiederholungen
nicht mit eingerechnet) 24; Zeichnungen und Radierungen 34;
dekorative Kunst: 6. Es'ergiebt sich somit, dass 26 Pro-
zent des Verkäuflichen abgesetzt wurden. Die Venezia-
nischen Künstler verkauften 61 Prozent des von ihnen
Ausgestellten, die übrigen Italiener 30 Prozent, die Frem-
den nur 19 Prozent. Unter den ausgestellten Werken des
verstorbenen G. Favretto waren nur 9 verkäuflich, von
welchen 6 verkauft wurden. Sartorio hat von seinen 50
verkäuflichen Werken 13 verkauft, Michetti von 167 nur
drei. — Die Erlössumme von 1895 betrug 360000 Lire,
1897: 420000; 1899 erreichte man nur die Ziffer von
365000 Lire. — Einige Ankäufe sind, trotz Schluss der
Ausstellung, noch in Aussicht. —

Hamburg. In der Kunsthalle ist eine stattliche Reihe
von Neuerwerbungen ausgestellt, darunter zehn Bilder eines
Hamburger Malers aus dem 15. Jahrhundert, die nach
kunstgeschichtlichen Forschungen dem Meister Francke zu-
geschrieben werden müssen. -u-

Btriin. Ausstellungen. Die meisten unserer Kunst-
salons« wechseln ihre Darbietungen jetzt meist so,
schnell, dass es dem gewissenhaften Chronisten zuweilen
Kopfschmerzen verursacht. Im Rahmen eines kurzen
Wochenberichtes alles Erwähnenswerte nur aufzuführen, ist
 
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