Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 11.1900

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5771#0084

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
j^j Bücherschau. !j2

Fülle kleiner Mitteilungen und Bücherbesprechungen ist
in jeder Nummer zu finden. Wir haben nur den Wunsch,
dass die gut redigierte Zeitschrift sich entsprechend weiter
ausgestalten möge, wozu unbedingt die thatkräftige Unter-
stützung der Öffentlichkeit notwendig ist. Zu dem gut
gehaltenen Inhalt der Zeitschrift steht der ständig sich
wiederholende Umschlag in einem wenig angenehmen
Kontraste; dies rote Tuch lässt sich zur Beruhigung
zarter Gemüter leicht beseitigen. RUDOLF BOCK-

Ein malerisches Bürgerheim. Von Hermann Werk.
Verlag von A. Koch, Darmstadt.

Werle's frische und unerschöpfliche Phantasie, seine
bestechende Darstellungskunst, sein auch im Excentrischen
sicherer Geschmack sind genügend bekannt, um dieser von
ihm entworfenen Ausstattung eines vornehmen Bürgerheims
allgemeine Beachtung zu sichern. Was Werle giebt, sind
vor allem Anregungen in Hülle und Fülle. Hierin steht
er mit Rieth in Parallele. Nicht leicht wird man dieses
Werk direkt abklatschen, ohne weiteres kopieren können,
wie die landesüblichen Vorlagewerke. Das ist ein wesent-
licher Vorzug desselben. Aber man kann lernen, wie aus Be-
achtung der struktiven Reize undderSchönheiten des Materials
in Verbindung mit decent verwerteter aber origineller Orna-
mentierung sich etwas Neues und Selbständiges schaffen lässt.
Man kann einzelne Möbel oder Möbelgruppen in verein-
fachter oder bereicherter Form daraus entnehmen und vor
allem lernen, wie durch eigenartige Gruppierung, durch Zu-
fügen schmückender, den Raum gliedernder Podeste, Ballus-
traden, Wandschirme u. s. w. Öde und Monotonie des Rau-
mes zu beseitigen ist. So einfach alle Möbel sind, so setzen
sie doch einen soliden und kunstgewandten Tischler vor-
aus, der jedes einzelne Stück aus gutem Material selb-
ständig arbeitet. Billiger wird allerdings die Massenware
in deutscher Renaissance kommen. Auch »nach mehr aus-
sehen«. Wer aber in weiser Beschränkung lieber ein paar
gute, solide Stücke in seinem Hause sieht, als schwindel-
haft ornamentierte Fabrikware, der wird hier seine Rech-
nung finden. Es ist zu hoffen, dass immer mehr in Deutsch-
land sich der Geschmack und Sinn für charaktervolle Aus-
gestaltung des Hauses verbreitet, wozu Werle hier den
Weg weist.

Das perspektivische Sehen beim Zeichnen nach der
Natur. Von T. Schuster. Mit 30 Abbildungen und
einem Kartonrahmen. Zürich und Leipzig, Karl Henckel
& Comp.

Die vorliegende kleine Schrift unternimmt es, auf 50
Seiten Text in sehr prägnanter Weise, ohne sich viel mit
perspektivischen Konstruktionen zu beschäftigten, das bild-
liche Sehen zu lehren. Treffliche Dienste leistet dabei der
kleine Kartonrahmen, der mit seinem inneren Ausschnitte
von 7,5 zu 10 cm jedes Naturobjekt leicht dem Auge des
Beschauers in ein Bild umsetzt. Als erste Anleitung zur
Vermittelung perspektivischer Kenntnisse kann das kleine
Werk bestens empfohlen werden. R- B.

Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. IV. 2. Kreis
Rheinbach, bearbeitet von E. Polaczek. Düsseldorf 1898.
172 Seiten mit 10 Tafeln und 70 Text-Abbildungen.
5 Mk. — IV. 3. Kreis Bergheim, in Verbindung mit
E. Polaczek bearbeitet von Paul Clemen. Düsseldorf
189Q. 168 Seiten mit 10 Tafeln und 82 Text-Abbildungen.
5 Mk.

Das rheinische Inventar schreitet rüstig vorwärts. Sein
Herausgeber erweist sich mehr und mehr nicht bloss als
ein hervorragender Forscher auf kunstwissenschaftlichem
Gebiet, sondern auch als ein ungewöhnlich begabter Or-
ganisator, der die zahlreichen ihm zufliessenden Nach-
richten einheitlich zu verarbeiten und in sein klares über-
sichtliches System einzuordnen und ebenso auch seine

Hülfskräfte zu ähnlicher Arbeit anzuleiten weiss. Von den
beiden neuesten Heften, welche sich gleichmässig schöner
und reicher Ausstattung erfreuen, fesselt das erste beson-
ders durch seine Schilderung von Münstereifel mit seiner
alten romanischen Kirche, seiner zarten frühgotischen
Madonna und seiner gut erhaltenen Stadtbefestigung, wäh-
rend das zweite uns genauere Kunde besonders von wert-
vollen alten Wand- und Tafel-Malereien und von ausser-
ordentlich anziehenden Schlossbauten (Bedburg, Harff)
giebt. Eine Würdigung im einzelnen würde an dieser
Stelle zu weit führen; doch möchte ich mir wenigstens die
Frage erlauben, ob die beiden holzgeschnitzten Figuren
des hl. Antonius und des Evangelisten Johannes aus der
Kirche zu Iversheim wirklich aus dem Anfange des 16.
(IV. 2. S. 50) und nicht vielmehr aus dem 15. Jahrhundert
stammen. H. E.

Emile Bertaux. Santa Maria di Donna Regina e l'arte
Senese a Napoli nel Secolo XIV. Napoli. R. Stabilimcnto
Typografico Francesco Gianüni figli. i8gg.
Die erste Frucht seiner vierjährigen fast ununterbroche-
nen Studien in Süditalien legt Emile Bertaux im ersten Bande
der neuen Serie der Documenti per la storia e per le arti
delle Provincie Napoletane in einer inhaltsvollen Studie
vor über Geschichte und Kunstgeschichte des verlorenen
Kirchleins S. Maria di Donna Regina, das der Besucher
Neapels hinter der Kathedrale in einem schmutzigen Seiten-
gässlein nur mühsam findet. Der Verfasser beginnt mit
einer historischen Skizze des Klosters, welches verschiedene
Orden inne hatten, die Benediktiner und dann die
Clarissinnen. Die älteste Kirche wurde am Ende des
8. Jahrhunderts durch ein Erdbeben zerstört und später
von der frommen Königin Maria von Ungarn neu-
erbaut, der Gemahlin Karls II. von Anjoü. Der Bau dieser
Kirche wurde im Jahre 1320 vollendet und seine Geschichte
wird uns zum erstenmal von Emile Bertaux erzählt
dem das Verdienst gebührt, die Kirche sozusagen im
Häusergewirre und in den engen Gassen Neapels neuent-
deckt zu haben. Schon in der architektonischen Anlage ist
der Bau eigentümlich genug, der in einem einzigen Chor
sich schliesst, welcher im Spitzbogen eingewölbt ist, wäh-
rend im Langhaus zwei Schiffe übereinander angebracht
sind, das eine für die Kirchenbesucher überhaupt und das
andere für die Nonnen, welche von den Laien nicht ge-
sehen werden wollten. Bertaux verweilt nur kurz bei der
Baugeschichte; der Schwerpunkt seiner Publikation ruht

| vielmehr in der Beschreibung und kritischen Würdigung
des Freskenschmuckes der Kirche, der ebenso merkwürdig

; ist im Inhalt wie grossartig im Umfang. Man sieht noch
heute eine lange Reihe ziemlich wohlerhaltener Wandge-
mälde im oberen Schiff der Nonnen, und vor allem ist die
ganze Westwand der Kirche mit einem ungeheueren jüng-
sten Gericht und mit fünfzehn Darstellungen vorwiegend
aus der Leidensgeschichte des Herrn bedeckt. Daneben
sind die Erscheinungen Christi bis zur Himmelfahrt und
bis zu Pfingsten dargestellt, die Legenden der hl. Cate-
rina und der hl. Agnes und endlich die Legende der hl.
Elisabeth von Ungarn, welche sonst in der italienischen
Kunst überhaupt nicht wieder vorkommt. Bertaux hebt
mit Recht das ausserordentliche Interesse dieser Gemälde
für die christliche Ikonographie hervor, welches sich noch
durch den Umstand erhöht, dass man im jüngsten Gericht
unter den Erwählten Mitglieder der königlichen Familie
entdeckt: Karl II, Maria von Ungarn u. a. Es hat sich in
der That in ganz Italien keine zweite so umfangreiche
Serie von Fresken aus dem Trecento erhalten, und es giebt

, keine Darstellung des jüngsten Gerichtes in diesem und
dem folgenden Jahrhundert, welche sich dem von S. Maria

! di Donna Regina an die Seite stellen Hesse. Auch über
 
Annotationen