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Sammlungen und Ausstellungen.
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Cornelius du Sart. Franz du Sart hatte in Rom studiert,
wo er le Walion genannt wurde, trat dann in Dienste j
König Karl's I. von England und lebte später im Haag.
Dort mit Arbeiten für den Garten des Prinzen von Oranien
betraut, ist er wohl in Beziehungen zu Luise Henriette
von Oranien, der Gemahlin des Kurfürsten getreten und
mag ihr den Auftrag verdanken, die Statue ihres Gemahls
zu fertigen. Der Auftrag war 1651 erfüllt. Der jugendliche
Fürst ist in der damals üblichen leichten Rüstung mit
Feldbinde und Kommandostab dargestellt; am Boden steht
der federgeschmückte Helm, auf einem Baumstumpf ruhen
Kurhut und Mantel. Das weiche, von Locken umrahmte j
jugendliche Gesicht zeigt eine ausgeprägte Adlernase und
kleines Schnurrbärtchen. Abgesehen von dem nicht geringen
künstlerischen Wert der Arbeit springt ihre Bedeutung als
zeitgenössische jedenfalls nach dem Leben gefertigte Dar-
stellung des jugendlichen Kurfürsten in die Augen, (s. Z.
f. b. K., N. F. 11., S. 25.) v. a.
-------—-1--f - i
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
München. Ein grosses Oelgemäldc von Adolf
Oberländer, »Resignation« betitelt, ist von Seiten des
Staates für die königliche Pinakothek angekauft worden.
Das Bild ist schon deshalb hochinteressant, weil es den
genialen Meister des Humors als tiefernsten Künstler zeigt.
Berlin. Dem Märkischen Museum ist ein interessantes
Sepiagemälde Schin/tcl's aus dem Nachlasse des Geheim-
rat Wilhelm Schwartz zum Geschenk gemacht worden, das
des Meisters ersten Entwurf der Schlossbrücke darstellt.
Die Treppenrampen vor dem alten Museum, ebenso wie
die figürliche Ausschmückung der Brücke, erscheinen hier
anders, als sie später ausgeführt wurden. — Die Brücke, 1
die nach SchinkeFs Plänen zu Anfang der zwanziger Jahre
gebaut wurde, erhielt ihren Figurenschmuck erst in den
fünfziger Jahren. Auf dem hier vorliegenden Entwürfe
sieht man im Lustgarten eine Reihe Standbilder auf hohen
Postamenten, die bekanntlich nicht ausgeführt worden sind.
-r-
Berlin. Der Freiherr von Lipperheide hat sich ent-
schlossen, seine überaus wertvolle Sammlung für Kostüm-
kunde, die er testamentarisch dem preussischen Staat zu-
gewandt hatte, schon jetzt aus Händen zu geben. Dem-
nach ist zunächst die Kostümbibhothek, die mit ihren zahl-
reichen Originalquellen und alten Handschriften die voll-
ständigste nicht nur Deutschlands, sondern überhaupt ist,
für das königliche Kunstgewerbemuseum übernommen wor-
den. Sie enthält in 5818 Bänden 4335 Werke, in 827 Bän-
den 121 Almanachserien und ausserdem an Zeitschriften
3708 Bände. An bildlichen Darstellungen, Zeichnungen,
Stichen, Photographien etc. sind 29698 Blätter vorhanden.
Wegen Raummangel ist diese grossartige Stiftung vorläufig
im Hause Flottwellstr. 4 untergebracht worden und dort
Wochentags von 10—1 Uhr, ausserdem Dienstag und Frei-
tag von 6—8 Uhr Nachmittags zu besichtigen. -r-
Berliu. Der Gemäldegalerie wurde im letzten Vierteljahre j
ein Gemälde des Francesco Albano, die Begegnung Christi
mit Magdalena darstellend, durch Herrn James Simon, hier,
zum Geschenk gemacht. — Ausserdem wurde der Samm-
lung der Originalskulpturen durch den Geh. Kommerzienrat
W. Spemann-Stuttgart ein durch Frische der Auffassung
und Lebendigkeit ausgezeichneter lebensgrosser Negerkopf
in weissem Marmor aus Meliga als Geschenk über- J
wiesen. -r-
Nürnberg. Das germanische Museum hat einen herr-
lichen Prunksessel aus dem früheren Besitz der Reichsstadt
Ulm erworben, der nach dem in der Prachtstickerei der
Rückenlehne angebrachten Doppeladler und Ulmer Stadt-
wappen anlässlich der Thronbesteigung eines Kaisers an-
gefertigt worden ist. Das seltene Stück zeigt reiche Bild-
hauerarbeit in vergoldetem Nussbaumholz. §
Monte-Carlo. Hier wird dieser Tage eine internationale
Kunstausstellung im Palais des Beaux-Arts eröffnet
werden. Der Pariser Maler Georges de Dramard hat
den Vorsitz des betreffenden Komitees übernommen.
□
Paris. Es wird beabsichtigt, anlässlich der dreihundert-
jährigen Jubelfeier der Geburt Claude Lorrains (geb. 1600
in Champagne a. d. Mosel) eine möglichst vollständige
Ausstellung seiner Werke zu veranstalten.
Brüssel. Eine hochinteressante Ausstellung wird für
die Monate Mai- September a. c. vorbereitet. Etwa 200
hervorragende, aber wenig bekannte Bilder der vlämischen
Meister des XV. und XVI. Jahrhunderts von van Eyck bis
B. van Orley werden für diesen Zweck von Klöstern,
Kirchen, Hospizen, Museen und Privatleuten hergeliehen
werden, sodass ein aussergewöhnlich vollständiges Bild
von den Leistungen dieser Schule ermöglicht wird.
Wien. Ende Januar eröffnet die hiesige Sccession ihre
sechste Ausstellung. Sie wird ausschliesslich Hervor-
bringungen der japanischen Kunst aufweisen.
Budapest. Am 15. Januar hat die Jury für die Winter-
ausstellung der Landesgesellschaft für bildende Künste die
für diese Ausstellung vorhandenen Auszeichnungen ver-
teilt und zwar folgendermassen: Stipendium des Vereins
der Kunstfreunde (3000 Kronen): Karl Kernstock; Ipolyi
Preis (2000 Kronen): Ladislaus Hegedüs für das Gemälde
Kain und Abel«; Preis des Herrn G. Rath (600 Kronen):
Karl Ferenczy für das Gemälde »Abendlandschaft mit
Pferden«; Esterhäzy-Preis (600 Kronen): Edmund Tull für
das Aquarell Die Schmiede«. *,*
Dresden. Im Königl. Kunstgewerbemuseum sind vom
1. bis mit 28. Januar zahlreiche Studien und Entwürfe für
Dekorationsmalereien zu einer kleinen, aber recht inter-
essanten Sonderausstellung vereinigt. Sie rühren von der
Hand des kürzlich von Berlin nach Dresden verzogenen
Malers Albert Maennchen her und sind geeignet, ein Bild
von der Thätigkeit dieses jungen Künstlers aus den beiden
letzten Jahren zu geben.
Berlin. Bei Eduard Schulte hat der Künstler-West-Klub
wieder eine Gesamtausstellung veranstaltet. Dass sie
besonders erfreulich wäre, kann man nicht sagen; da man
von diesen Malern, die fast alle einen bedeutenden
Namen in unserem Kunstleben sich errungen haben,
etwas sehr Gutes oder doch sehr Interessantes erwartet, so ist
man einigermassen enttäuscht. Das Meiste glaubt man
schon früher gesehen zu haben — von Fortschritten, von
dem Bestreben, fortzuschreiten ist diesmal leider sehr wenig
zu spüren. Allerdings zeigt sich hier und da der Versuch,
den Eindruck zu wecken, als ob ein solches Bestreben
vorhanden wäre, so bei den ziemlich verunglückten
nordischen Bildern Normann's, der plötzlich in der Weise
Segantini's zu malen für gut findet. Aber so leicht, wie
er es sich denkt, ist das doch nicht, wenigstens gereicht
diesen Gemälden der Vergleich mit denen des Vorbildes
nicht zum Vorteil. Sie sind farblos und ziemlich langweilig und
wirken eher wie leicht getönte unruhige Zeichnungen. -
Besser ist Ludwig Dettmann jener Versuch geglückt, sein
Bild Santa Maria« reicht zwar auch nicht an viele seiner
früheren Schöpfungen hinan, aber es ist wenigstens poesie-
voll gestimmt und hat einen gewissen Stich in's Heroische.
Karl Langhammer's Heisser Abend in der Erntezeit« ist
ein Bild, das mehr Lob verdient als die Arbeiten dieses
Künstlers, die gleichzeitig bei Keller & Reiner zu sehen
waren, es ist sehr stimmungsvoll, ebenso wie das »Haus
Sammlungen und Ausstellungen.
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Cornelius du Sart. Franz du Sart hatte in Rom studiert,
wo er le Walion genannt wurde, trat dann in Dienste j
König Karl's I. von England und lebte später im Haag.
Dort mit Arbeiten für den Garten des Prinzen von Oranien
betraut, ist er wohl in Beziehungen zu Luise Henriette
von Oranien, der Gemahlin des Kurfürsten getreten und
mag ihr den Auftrag verdanken, die Statue ihres Gemahls
zu fertigen. Der Auftrag war 1651 erfüllt. Der jugendliche
Fürst ist in der damals üblichen leichten Rüstung mit
Feldbinde und Kommandostab dargestellt; am Boden steht
der federgeschmückte Helm, auf einem Baumstumpf ruhen
Kurhut und Mantel. Das weiche, von Locken umrahmte j
jugendliche Gesicht zeigt eine ausgeprägte Adlernase und
kleines Schnurrbärtchen. Abgesehen von dem nicht geringen
künstlerischen Wert der Arbeit springt ihre Bedeutung als
zeitgenössische jedenfalls nach dem Leben gefertigte Dar-
stellung des jugendlichen Kurfürsten in die Augen, (s. Z.
f. b. K., N. F. 11., S. 25.) v. a.
-------—-1--f - i
SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
München. Ein grosses Oelgemäldc von Adolf
Oberländer, »Resignation« betitelt, ist von Seiten des
Staates für die königliche Pinakothek angekauft worden.
Das Bild ist schon deshalb hochinteressant, weil es den
genialen Meister des Humors als tiefernsten Künstler zeigt.
Berlin. Dem Märkischen Museum ist ein interessantes
Sepiagemälde Schin/tcl's aus dem Nachlasse des Geheim-
rat Wilhelm Schwartz zum Geschenk gemacht worden, das
des Meisters ersten Entwurf der Schlossbrücke darstellt.
Die Treppenrampen vor dem alten Museum, ebenso wie
die figürliche Ausschmückung der Brücke, erscheinen hier
anders, als sie später ausgeführt wurden. — Die Brücke, 1
die nach SchinkeFs Plänen zu Anfang der zwanziger Jahre
gebaut wurde, erhielt ihren Figurenschmuck erst in den
fünfziger Jahren. Auf dem hier vorliegenden Entwürfe
sieht man im Lustgarten eine Reihe Standbilder auf hohen
Postamenten, die bekanntlich nicht ausgeführt worden sind.
-r-
Berlin. Der Freiherr von Lipperheide hat sich ent-
schlossen, seine überaus wertvolle Sammlung für Kostüm-
kunde, die er testamentarisch dem preussischen Staat zu-
gewandt hatte, schon jetzt aus Händen zu geben. Dem-
nach ist zunächst die Kostümbibhothek, die mit ihren zahl-
reichen Originalquellen und alten Handschriften die voll-
ständigste nicht nur Deutschlands, sondern überhaupt ist,
für das königliche Kunstgewerbemuseum übernommen wor-
den. Sie enthält in 5818 Bänden 4335 Werke, in 827 Bän-
den 121 Almanachserien und ausserdem an Zeitschriften
3708 Bände. An bildlichen Darstellungen, Zeichnungen,
Stichen, Photographien etc. sind 29698 Blätter vorhanden.
Wegen Raummangel ist diese grossartige Stiftung vorläufig
im Hause Flottwellstr. 4 untergebracht worden und dort
Wochentags von 10—1 Uhr, ausserdem Dienstag und Frei-
tag von 6—8 Uhr Nachmittags zu besichtigen. -r-
Berliu. Der Gemäldegalerie wurde im letzten Vierteljahre j
ein Gemälde des Francesco Albano, die Begegnung Christi
mit Magdalena darstellend, durch Herrn James Simon, hier,
zum Geschenk gemacht. — Ausserdem wurde der Samm-
lung der Originalskulpturen durch den Geh. Kommerzienrat
W. Spemann-Stuttgart ein durch Frische der Auffassung
und Lebendigkeit ausgezeichneter lebensgrosser Negerkopf
in weissem Marmor aus Meliga als Geschenk über- J
wiesen. -r-
Nürnberg. Das germanische Museum hat einen herr-
lichen Prunksessel aus dem früheren Besitz der Reichsstadt
Ulm erworben, der nach dem in der Prachtstickerei der
Rückenlehne angebrachten Doppeladler und Ulmer Stadt-
wappen anlässlich der Thronbesteigung eines Kaisers an-
gefertigt worden ist. Das seltene Stück zeigt reiche Bild-
hauerarbeit in vergoldetem Nussbaumholz. §
Monte-Carlo. Hier wird dieser Tage eine internationale
Kunstausstellung im Palais des Beaux-Arts eröffnet
werden. Der Pariser Maler Georges de Dramard hat
den Vorsitz des betreffenden Komitees übernommen.
□
Paris. Es wird beabsichtigt, anlässlich der dreihundert-
jährigen Jubelfeier der Geburt Claude Lorrains (geb. 1600
in Champagne a. d. Mosel) eine möglichst vollständige
Ausstellung seiner Werke zu veranstalten.
Brüssel. Eine hochinteressante Ausstellung wird für
die Monate Mai- September a. c. vorbereitet. Etwa 200
hervorragende, aber wenig bekannte Bilder der vlämischen
Meister des XV. und XVI. Jahrhunderts von van Eyck bis
B. van Orley werden für diesen Zweck von Klöstern,
Kirchen, Hospizen, Museen und Privatleuten hergeliehen
werden, sodass ein aussergewöhnlich vollständiges Bild
von den Leistungen dieser Schule ermöglicht wird.
Wien. Ende Januar eröffnet die hiesige Sccession ihre
sechste Ausstellung. Sie wird ausschliesslich Hervor-
bringungen der japanischen Kunst aufweisen.
Budapest. Am 15. Januar hat die Jury für die Winter-
ausstellung der Landesgesellschaft für bildende Künste die
für diese Ausstellung vorhandenen Auszeichnungen ver-
teilt und zwar folgendermassen: Stipendium des Vereins
der Kunstfreunde (3000 Kronen): Karl Kernstock; Ipolyi
Preis (2000 Kronen): Ladislaus Hegedüs für das Gemälde
Kain und Abel«; Preis des Herrn G. Rath (600 Kronen):
Karl Ferenczy für das Gemälde »Abendlandschaft mit
Pferden«; Esterhäzy-Preis (600 Kronen): Edmund Tull für
das Aquarell Die Schmiede«. *,*
Dresden. Im Königl. Kunstgewerbemuseum sind vom
1. bis mit 28. Januar zahlreiche Studien und Entwürfe für
Dekorationsmalereien zu einer kleinen, aber recht inter-
essanten Sonderausstellung vereinigt. Sie rühren von der
Hand des kürzlich von Berlin nach Dresden verzogenen
Malers Albert Maennchen her und sind geeignet, ein Bild
von der Thätigkeit dieses jungen Künstlers aus den beiden
letzten Jahren zu geben.
Berlin. Bei Eduard Schulte hat der Künstler-West-Klub
wieder eine Gesamtausstellung veranstaltet. Dass sie
besonders erfreulich wäre, kann man nicht sagen; da man
von diesen Malern, die fast alle einen bedeutenden
Namen in unserem Kunstleben sich errungen haben,
etwas sehr Gutes oder doch sehr Interessantes erwartet, so ist
man einigermassen enttäuscht. Das Meiste glaubt man
schon früher gesehen zu haben — von Fortschritten, von
dem Bestreben, fortzuschreiten ist diesmal leider sehr wenig
zu spüren. Allerdings zeigt sich hier und da der Versuch,
den Eindruck zu wecken, als ob ein solches Bestreben
vorhanden wäre, so bei den ziemlich verunglückten
nordischen Bildern Normann's, der plötzlich in der Weise
Segantini's zu malen für gut findet. Aber so leicht, wie
er es sich denkt, ist das doch nicht, wenigstens gereicht
diesen Gemälden der Vergleich mit denen des Vorbildes
nicht zum Vorteil. Sie sind farblos und ziemlich langweilig und
wirken eher wie leicht getönte unruhige Zeichnungen. -
Besser ist Ludwig Dettmann jener Versuch geglückt, sein
Bild Santa Maria« reicht zwar auch nicht an viele seiner
früheren Schöpfungen hinan, aber es ist wenigstens poesie-
voll gestimmt und hat einen gewissen Stich in's Heroische.
Karl Langhammer's Heisser Abend in der Erntezeit« ist
ein Bild, das mehr Lob verdient als die Arbeiten dieses
Künstlers, die gleichzeitig bei Keller & Reiner zu sehen
waren, es ist sehr stimmungsvoll, ebenso wie das »Haus