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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 11.1900

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Die Darstellung des Nackten und das Sittlichkeitsgefühl in der Kunst
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5771#0156

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Nekrologe. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.

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Perlen seiner reichen Sammlung, etwa siebzig an der Zahl,
herauszugeben und Mr. Arthur Strong mit der Redaktion
betraut. Damit ruht das Unternehmen in den besten Händen
und schon ist der Text für die einzelnen Blätter fertig ge-
stellt. Das Werk wird in zwölf Lieferungen erscheinen und
jede Lieferung wird etwa zwölf Blätter enthalten. Zeich-
nungen der italienischen Meister des Quattro- und Cinque-
cento werden den Grundstock der Ausgabe bilden, und
man kann von ihnen allen sagen, dass sie so gut wie
unbekannt sind. Die erste Lieferung wird vor allem einige
Zeichnungen Venezianischer Meister bringen, Veronese und
Tizian sind vertreten, der letztere in einer herrlichen Studie
für Gottvater, welcher Sonne und Mond erschafft. Sehr
merkwürdig ist auch eine getuschte Kohlenzeichnung zu
einem der schönsten Gemälde der Venezianischen Schule
in der Borghesegalerie, der thronenden Madonna mit dem
Stifterpaar, die dort in die Schule der Bonifazio gesetzt
wird. Ferner werden Lionardo und Correggio vertreten
sein. Der erstere mit einer bis dahin unbekannten Studie
für das Reiterdenkmal der Sforza in Mailand, der zweite
mit einer in ziemlich grossen Verhältnissen ausgeführten
Anbetung der Könige. Aus der zweiten Lieferung sind
eine Studie van Dyck's für das Reiterporträt des Grafen
Arenberg und eine wunderschöne Pietä des Filippino Lippi
hervorzuheben. In der dritten Lieferung wird man eine
Perle unter den Zeichnungen Raffaels finden: eine Studie
für eins der niemals ausgeführten Teppichgemälde, der
ungläubige Thomas. Aus den folgenden Lieferungen wären
Zeichnungen des Perugino, des Romanino, des Perino
del Vaga zu nennen und u. a. eine höchstinteressante Kopie
der Navicella Giottos über dem Eingang der alten Peters-
kirche. Wenn man bedenkt, dass alle diese Zeichnungen
so gut wie unbekannt und einem grösseren Publikum stets
unzugänglich gewesen sind, so wird man die Bedeutung
der Publikation ohne weiteres würdigen können.

Gleichzeitig plant auch der Duke of Devonshire eine Aus-
gabe seiner noch nicht veröffentlichten Zeichnungen in einem
Bande. Allerdings hat Braun schon einen grossen Teil der
besten* Blätter aufgenommen, andere wurden von Morelli
publiziert, aber es liegen doch etwa 50 Blätter vor, die
jetzt zum erstenmal erscheinen werden. Auch diese Zeich-
nungen gehören vorzugsweise italienischen Meistern an
und man findet unter ihnen Studien des Baldovinetti, Ghir-
landajo, Mantegna und zahlreicher Venezianischer Meister.
Möchten diesem Beispiele bald andere der grossen Herren
in England folgen, damit ihre Schätze im Dienste der Kunst-
forschung nutzbar gemacht werden können. e. st.

Rom. Der diesjährige Katalog Anderson's ist nicht so
reichhaltig wie die früheren, da er zwei Monate lang mit
seinen Leuten in der Sixtinischen Kapelle gearbeitet hat,
wo zunächst die Wandbilder mit etwa 150 Details auf-
genommen wurden für Band 1 und Mappe I des Werkes
über die Sixtinische Kapelle. In Rom hat er an Antiken
zunächst die Reliefs des Constantinbogens in 21 Blättern
aufgenommen, seine Kollektion des Thermenmuseums ist
bereichert worden, und endlich wurden die Stuckreliefs der
Latinergräber photographiert in etwa 15 Blättern. Aus dem
Sculpturenschatz der Römischen Kirchen wurden vor allem
die Werke Bernini's aufgenommen, die zum Teil schon in
der letzten grossen Publikation über den römischen Bild-
hauer verwertet worden sind. Viel reicher ist der Schatz
an Römischen Fresken und Gemälden, den Anderson jetzt
eben herausgiebt. Er hat die Fresken der Schule Pintu-
ricchios in der Apsis von Santa Croce di Gerusalemme
photographiert, die Sammlung der Gemälde des Palazzo
Corsini ergänzt und vor allem mit Erlaubnis des Fürsten
Doria die ganze Galerie Doria Pamphili aufgenommen.
Die Raffael, Tizian, Velazquez der herrlichen Sammlung

1 sind nun also endlich Gemeingut geworden, die Perlen in
den Privatgemächern des Fürsten dagegen, der Sebastiano
del Piombo und der Filippo Lippi, wurden leider noch
nicht mit in die Erlaubnis der Publikation einbegriffen. In
Florenz hat sich Anderson vor allem mit den grossen
Freskencyklen in S. Maria Novella und in Santa Croce
beschäftigt. Filippino's Gemälde in der Strozzi-Kapelle und

I Giotto's Fresken in den Kapellen Peruzzi und Bardi sind
vollständig mit zahlreichen Details aufgenommen worden.
In Mailand hat er sich fast ganz auf das Museo Poldi-
Pezzoli beschränkt, welches bis dahin nur von Montabone
in ziemlich mangelhaften Photographien aufgenommen
worden war. Er hat hier überdies seine Kollektion des
Brera ergänzt und in Pavia einige Gemälde im Dom, den
Borgognone in den Belle Arti und die wenig bekannten
Bilder der Galerie Malaspina photographiert, unter welchen
sich ein Antonello da Messina, ein Giovanni Bellini, ein
Carlo Crivelh u. a. m. befinden. Viterbo macht den Be-
schluss, und hier ist es vor allem die Pietä des Sebastiano
del Piombo, auf deren künstlerische Wiedergabe in allen
Grössen der unermüdliche römische Photograph den höchsten
Fleiss verwandt hat, der mit glänzendem Erfolge belohnt
worden ist. e. st.

NEKROLOGE
London. Der Maler William Stott of Oldham ist auf
hoher See im Alter von 42 Jahren gestorben. Bekannt
sind seine im Pariser Salon prämiierten Bilder »Die
Badenden und »Der Fährmann», sowie die in der Pina-
kothek zu München befindlichen »»Der Badeplatz« und
»Grossvaters Werkstatt«. 00

DENKMÄLER

Madrid. Dem 1828 verstorbenen Maler realistischer
Genrebilder, Goya y Lucientes, soll in Zaragoza ein Stand-
bild errichtet werden. Im Oktober wird dort eine Aus-
stellung der Gemälde und Radierungen des Meisters statt-
finden. 00

Berlin. Der Ausschuss zur Errichtung eines Denkmals
für Haydn-Mozart-Beethoven, dessen Ausführung bekannt-
lich Rudolf Siemering übertragen worden ist, erlässt einen
Aufruf an die Kunstfreunde Berlins, die noch an der
nötigen Summe fehlenden 20000 Mark herzugeben. Bei-
träge nimmt der Schatzmeister des Ausschusses, Geh. Kom-
merzienrat Ernst von Mendelssohn-Bartholdy, entgegen.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Rom. Am 8. März hat die parlamentarische Kommission,
dem Antrag der Regierung entsprechend, beschlossen, die
Galerie Borghese für 3600000 Lire anzukaufen. Zur Auf-
bringung der an dieser Summe noch fehlenden 160000 Lire
soll ein fünfprozentiger Ausfuhrzoll auf sämtliche ins Aus-
land gehende ältere Kunstgegenstände erhoben werden.

00

Berlin. Auf der oberen Galerie des Königlichen
Kunstgewerbe-Museums ist eine kostbare und erlesene
Sammlung von nahezu 150 Uhren ausgestellt, die Herr
Baron von Korff aus seinem reichen Besitz dem Museum
zum Geschenk gemacht hat. — Die Taschenuhren sind bei
dieser künstlerisch, kulturgeschichtlich und technisch gleich
interessanten Schenkung von wesentlichster Bedeutung, doch
sind auch unter den Tischuhren einige von vorzüglichster
Ausführung. Unter den Taschenuhren befinden sich solche
aus der ältesten Zeit, dem 16. Jahrhundert, von recht be-
trächtlicher Grösse in runder oder der ovalen Form, die
 
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