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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 11.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.5771#0191

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365

Vom Kunstmarkt. — Vermischtes.

366

ninchen etc., in leuchtenden Farben, besonders Gold, Blau,
Rosa und Zinnober, sind ebenso charakteristische Zeichen
wie die eigentümliche strohgelbe Haarfarbe für alle jüngeren
Personen (in allen andern italienischen Miniaturen dunkel-
braun). Alle diese Züge finden sich auch in der Hamilton-
Bibel (Berlin, Kupferstichkabinett), der erste von den drei
Bänden des Codex vaticanus latinus 3850, ein Breviarium
franciscanum (Biblioteca Nacional, Madrid), ein Missale der
Stadtbibliothek zu Avignon (No. 138) und der Dante-Codex
des British Museum (Add. 19587). In diesen Handschriften
ist der byzantinische Einfluss auf die besonders reiche
Ikonographie wohl gering zu nennen; dagegen lässt sich
eine sehr weitgehende Abhängigkeit von der Wandmalerei
nachweisen. Schon die spärlichen Freskenreste der In-
coronata finden sich in den Miniaturen so genau wieder,
dass man sie als deren Vorbilder oder als Wiederholung
eines gemeinsamen Vorbildes betrachten muss, etwa einer
Darstellung Oiotto's selbst in S. Chiara. Auch die vom
Miniator besonders reich bedachte Apokalypse wird auf
die berühmten Bilder Giotto's in S. Chiara zurückzuführen
sein, die nach Dante's Angaben entstanden sein sollen.
Offenbare Wiederholungen davon finden sich noch in
Galatina (Provinz Lecca) von Francesco d'Arezzo (1455)
und selbst vom Ausgang des 15. Jahrh. in einer für das
Haus Savoyen gefertigten Handschrift (Escorial). Dem
Original am nächsten steht sicher das doppelte Tafelbild
zu Fürstenau, fast nur in gelb, vielleicht als Vorlage für
Fresken ausgerührt. — Danach sprach Herr Direktor Dr.
Jessen über die Kpstiitnwissetischaftliche Sammlung des
Freiherrn von Lipperheide, von der wichtige Teile augen-
blicklich im Lichthof des Kunstgewerbe-Museums einen
Überblick gewähren.

VOM KUNSTMARKT

Berlin. Am 12. April wurde hier in R. Lepke's Kunst-
auktionshaus das Künstlcralbum des 1897 verstorbenen
Direktors des Zeughauses, Professor H. Weiss, versteigert.
Die ganze Sammlung, die aus 140 Aquarellen und Zeich-
nungen mit handschriftlichen Widmungen bestand, erzielte
die Summe von M. 4475.—. Ein Aquarell Paul Meyer-
heim's »Schimpanse im Käfigs , wurde mit dem höchsten
Preis, 255 M., bezahlt; ihm folgte eine Skizze von Adolf
Menzel, »Auf dem Bau«, die für 250 M. wegging. Ein
Blatt von G. Richter erzielte 205 M.; eins von Geselschap
200 M.; eine Zeichnung A. v. Werner's, »Napoleon III. in
Wilhelmshöhe«, 180 M.; eine Federzeichnung von Skarbina
125 M. und endlich eine Studie in Kreide von L. Knaus
140 Mark. — Ferner ist am 10. April eine Reihe wert-
voller Gemälde versteigert worden. Den höchsten I
Preis erzielte Friedrich Voltz' Weidende Rinderherde«
mit 3800 M., während ein Bild desselben Meisters, »An
der Tränke«, 2850 M. brachte. Ein weiblicher Kopf von
Franz v. Lenbach aus dem Jahre 1899 wurde mit 2595 M.,
eine »Römische Parkansicht« von Oswald Achenbach mit
2040 M. bezahlt, während Walther Firle's »Häusliche Ar-
beit« auf 1990 M. kam. -r-

München. Am 4. April fand hier eine Versteigerung
von Ölgemälden aus dem Nachlasse der Herrn Jakob Pini
statt, bei der u. a. folgende Werke unter den Hammer
kamen. Es brachte: Andreas Achenbachs »Prozession in
Ostende» 3850 M.; »Wassermühle« von demselben Meister
3600 M.; »Der Jahrmarkt« 2300 M.; Oswald Achenbach's
»Sonnenuntergang an der italienischen Küste« 2300 M.;
G. v. Bochmann's »Heimkehr vom Felde« 3250 M.; Ludwig
Bokelmann's »Der hungrige Kamerad« 1550 M.; Anton
Braith's »Auf der Alm« 1600 M.; F. v. Defreg^er's »Die
Heimkehr« 14700 M.; R. Jordan's »Suppentag im Kloster« '

1000 M.; F. A. v. Kaulbach's »Im Frühling« 4000 M.; Lud-
wig Knaus' »Mädchenkopf« 4200 M.; Gabriel Max' »Blon-
dine« 2500 M.; Mathias Schmid's »Besuch aus dem Kloster«
2900 M.; Adolf Schreyer's »Im Hinterhalt« 14600 M.;
Benjamin Vautier's »Konfirmandenunterricht« 4500 M.;
F. Vinea's »Modell« 4150 M.; Friedrich Voltz' »Un-
erwartete Begegnung« 3000 M.; desselben Meisters .»An
der Tränke« 2920 M. Das Gesamtergebnis betrug etwa
90000 M. §

Berlin. Amsler & Ruthardt bringen am 28. Mai d. J.
die 2. Abteilung der Kupferstichsammlung des Herrn von
Pommer-Esche zur Versteigerung. Diese Reihe umfasst
das 16. bis 19. Jahrhundert. Callot, Dürer, Van Dyck,
W. Hollar, Rembrandt, Rubens, G. F. Schmidt, Waterloo
sind die bekanntesten Namen, die der Katalog aufführt.

x.

VERMISCHTES

Berlin. Wie die »Deutsche Warte« mitteilt, hat sich
Altmeister Menzel einem ihrer Mitarbeiter gegenüber so
über die sogenannte »lex Heinze« ausgesprochen: »Die
lex, die niemand nach seinem Namen nennen mag, und
die man deshalb nach dem Namen eines schweren Ver-
brechers getauft hat, ist eine Ungehörigkeit, gegen die man
Front machen muss. Mit einem solchen Gesetz über dem
Haupt wie ein Schwert des Damokles, verliert der Künstler
alle Schaffensfreude. Ich will davon schweigen, dass darin
Kunst undZuhältertüm über einen Kamm geschoren werden.
Aber der Schutzmann wird einem ins Atelier gestellt.
Überall sonst mag er nützlich sein, hier nicht. Es ist,
als ob einem der Schutzmann über die Schulter hinweg
auf die Finger sähe. Man hat diesem bei uns die Charge
anvertraut, die in England der »Lord« Chamberlain be-
kleidet: die des obersten Kunstrichters und Normalmenschen.
In einer solchen Gesellschaft vermag der Künstler nichts
Ordentliches zu stände zu bringen. Der Künstler muss
allein sein, sagen wir: mit seiner Muse. Er muss seine
ganze Aufmerksamkeit auf sein Werk konzentrieren und
auf die Eingebungen lauschen, die ihm kommen, Gott weiss,
woher. Ich selbst habe deshalb keine Schüler gehabt, weil
mir dieses Alleinsein ein Bedürfnis war. Ich bin so em-
pfindlich gegen Störung, dass mir der blosse Gedanke an
die Aussenwelt ein Gefühl erregt, als würde ich an den
Rockschössen gezogen, weg von der Arbeit. Und nun gar
der Gedanke an diesen Kunstrichter!« -r-

Frankfurt a. M. Auf Anregung Bernhard Mannfeld's
hat sich hier eine Vereinigung von Künstlern gebildet, die
sich die Wahrung der künstlerischen Interessen mit Rück-
sicht auf das geplante neue Urheber- und Verlagsrecht
zum Ziel setzt. Der Vereinigung gehören u. a. an: Rud.
Bosselt, B. Mannfeld, Wilhelm Steinhausen, Prof. Wilhelm
Trübner und Prof. Hasselhorst. In München, Karlsruhe,
Düsseldorf u. s. w. sind ähnliche Vereinigungen im Ent-
stehen begriffen, während in Berlin der »Verein der Illu-
stratoren« und die »Vereinigung der Graphiker« bereits
gleiche Zwecke verfolgen. §

Budapest. Zur Errichtung einer Künstlerkolonie in
Szolnok hat der Magistrat dieser Stadt ein Terrain von
2000 Quadratklaftern hergegeben. Es sollen dort zwei
grosse Häuser mit je sechs Ateliers errichtet werden.
Vorläufig haben die Maler Ladislaus Mednyänsky, Franz
Olgyay, Daniel Mihälik, Ludwig Szlänyi, Alexander Bihari,
Adolf Fenyes, Ferdinand Katona und Karl Kernstock sich
bereit erklärt, die Ateliers zu beziehen. Die Kolonie wird
auch vom Unterrichtsministerium unterstützt werden.

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