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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 11.1900

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375

Wettbewerbe. — Sammlungen und Ausstellungen.

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weiteren Kreisen durch seinen im Salon von 1857 ausge-
stellten »Theseus als Kind« bekannt. □

WETTBEWERBE

Münster i. W. Ein Schorlemer Standbild soll in Münster
errichtet werden. Der Vorstand des westfälischen Bauern-
vereins erlässt ein Preisausschreiben für westfälische Bild-
hauer, oder solche, die in Westfalen wohnhaft sind. Für
das Denkmal stehen 30000 M. zur Verfügung. Davon
sollen 3000 M. für Preise verwendet werden: M. 1500.—,
M. looo.— und M. 500. —. Der Standpunkt des Denkmals
wird vor dem neuerbauten Landeshause der Provinz West-
falen in Münster sein. Preisrichter sind: Prof. v. Zumbusch,
Prof. Monzel, Tüshaus-Düsseldorf, Baurat Lüdorff-Münster.
Die Entwürfe nebst Voranschlag sind bis 1. August an die
Provinzialverwaltung' der Provinz Westfalen einzusenden.

L. K. R

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN

Odessa. Der Grossgrundbesitzer A. P. Russow will
seine auf ungefähr 85000 Rubel geschätzte Gemäldesamm-
lung; für die er mit einem Kostenaufwand von 200000
Rubeln ein eigenes Gebäude hat errichten lassen, allge-
mein zugänglich machen. Auch sollen Werke hervorragender
Künstler in der Galerie zum Verkauf ausgestellt werden
können. Die Verkaufsprozente sollen, ebenso wie der Er-
lös aus Eintrittskarten, städtischen Wohlthätigkeitsanstalten
überwiesen werden. Neben der Galerie, die nur Werke
russischer Künstler enthalten wird, soll ein Museum für
plastische Kunst- und kunstgewerbliche Gegenstände er-
baut werden. <*>

Dresden. Von dem am 31. März in Blasewitz ver-
schiedenen Landschaftsmaler Oskar Seidel veranstaltet der
Kunstverein soeben eine Nachlassausstellung mit über
hundert Ölgemälden und Studien und etwa halb so vielen
Zeichnungen. Zum Teil sind es Partien aus dem Riesen-
gebirge, von schneebedeckten Koppen überragt und einer
schönen, tiefen Farbenstimmung; meist jedoch helle, son-
nige Flecken und Landstreifen aus der engeren Umgegend
von Dresden, aus Goppeln oder dem Elbgelände. Endlich
sind auch einige wenige Figurenbilder da. Seidel, der 1845
in Löwenberg (Schlesien) zur Welt kam, konnte nur nach
Uberwindung langanhaltender Schwierigkeiten sich der
Kunst widmen. Er studierte an den Berliner und Weimarer
Akademien auch unter Jul. Schräder. Vielfach war er als
Gemälderestaurator und Illustrator thätig. Seine echte
Überzeugung und Begeisterungsfähigkeit als Künstler, seine
anspruchslose Liebenswürdigkeit als Mensch haben ihm
die Achtung und Liebe aller, die ihn kannten, errungen.

H. w. s.

Dresden. Vor kurzem waren hier im Kunstverein auf
drei Tage eine Anzahl Glasfenster ausgestellt, die für das
Deutsche Haus auf der Pariser Ausstellung bestimmt waren,
und von denen das prachtvolle Werk, das Otto Fischer
mit Anlehnung an die Sage von der untergegangenen
Stadt Vineta schuf, besonders hervorgehoben zu werden
verdient. Sowohl in den zwei lebensgrossen Hauptfiguren,
wie in dem ornamentalen Beiwerk offenbart sich eine
grosse Meisterschaft und dürfte das Werk in Paris sowohl
vom Künstler, als wie von der technischen Leistungsfähig-
keit der Gebrüder Liebert, die es herstellten, den vorteil-
haftesten Eindruck erwecken. H- w- s-

Dresden. Von dem am 2. Juli v. J. gestorbenen Land-
schaftsmaler Paul Jacoby gelangte als Geschenk der Witwe
ein Bild, »Schloss Hohenstein«, das auf der Deutschen
Ausstellung hier zu sehen war, in Besitz der Königl.
Gemälde-Galerie. H- w- s-

Kiel. Eine »Finländische Ausstellung von Hausfleiss
und Kunstgewerbe* wurde im Innungshause der »Harmonie-
eröffnet, die sich eines regen Interesses von Seiten des
Publikums erfreut und manches Beachtenswerte enthält.
Vor der offiziellen Eröffnung hielt Frau Konsul Böning
aus Ekenäs einen einleitenden, erläuternden Vortrag über
ihre finländische Heimat und die verschiedenen kunsthand-
werklichen Erzeugnisse des an Gewerbefleiss und heimat-
licher Eigenart so reichen Landes. Die Ausstellung um-
fasst in der Hauptsache einfache Gebrauchsgegenstände
und allerlei Waffen, Hausindustrie und farbige Trachten.
Eine besondere Abteilung bilden die Messer und geschnitz-
ten Messerscheiden, die in reicher Auswahl vorhanden sind.
Mit einer besonderen Art, dem Pukkomesser, wird im
Frühjahr die Baumrinde geschält, um Körbe, Sandalen,
Schuhe zu flechten; die Scheiden der grösseren Messer
sind oft fein geschnitzt mit Elentier-Schlitten, Jagden u. dgl.,
und in koloristischer Beziehung ist viel gesunder, einfacher
Sinn bewahrt worden, rot und schwarz, gelb und rot,
weiss-rot-grün und ähnliche Zusammenstellungen, nament-
lich bei den primitiven Lederarbeiten (Tabaksbeutel etc.)
der Bauern und Küstenbevölkerung. Vom finländischen
Staat wird der Hausfleiss nach Kräften gefördert, indem
zu dessen Förderung und Ausbildung alle 66 industriellen
Schulen unterhalten werden. — In der Hauptsache ist aber
die Textil-Industrie vertreten und darin liegt auch der Wert
der Ausstellung, denn von den Holzmalereien in Brand-
technik« u. dgl. haben wir so viel daheim, dass wir sie
uns nicht erst aus den russischen Ostseeprovinzen zu im-
portieren brauchen! Eigenartig in dtn Mustern, Formen
und Farbenverbindungen sind die geknüpften Teppiche,
Decken, Läufer u. dgl. Ein prachtvolles Exemplar in matt-
rosa und mattblau ist kaum zu schätzen und unverkäuflich:
es trägt die Jahreszahl 1798. Aber auch moderne Knüpf-
teppiche in lebhafteren Farben (in einer Technik, die »knüpfen
und weben« vereinigt) sind in guten Beispielen vorgeführt.
Die Motive gemahnen hier und da an skandinavische An-
klänge, sind aber doch selbständig; so ein ganz hervor-
ragend solid ge; rbeiteter Läufer mit dunklem Muster auf
hellem Grunde. Tücher, Decken und Schürzen werden
in mannigfaltigen Mustern hergestellt, teilweise am Web-
stuhl von einer Finländerin vor den Augen der Zuschauer.
Alte Stuhlformen und echte Kostüme (z. Teil in einer Ver-
bindung verschiedener Stoffe, Wolle, Seide, Leinen etc.)
vervollständigen das Bild einer alten, von Generation auf
Generation vererbten Hausindustrie, welche gewiss aller-
orten, wo sie gezeigt wird, das Interesse der Kunstfreunde
zu erwecken geeignet ist. — Im Thaulowmuseum, wodiekunst-
gewerbliche Thätigkeit so bereitwillige Anregung und Förde-
rung findet, sind auf die in meinem früheren Bericht erwähn-
ten Fliesen und Kacheln der Firma Villeroy&Boch recht man-
nigfaltige Erzeugnisse der Metalltechnik und der Keramik zur
Ausstellung gekommen, diesmal aus Frankreich und Belgien
und dem so in »sympathische Nähe« gerückten finländi-
dischen Kunstgewerbe, das wir hier kürzlich in reicherer
Auswahl kennen lernten. — Auch diesmal berührt ein
Finne, des Namens Finch, sympathisch durch die frische
Farbenfreude und Einfachheit seiner irdenen Gefässe mit
zweifarbigen Glasuren, grün und rot gemustert. Gegen
diese primitivere Stilempfindung mit ihrem etwas konser-
vativ-provinziellen Gepräge stechen die fein gestimmten,
matten, gebrochenen Töne der Fayencen von Dalpayrat
und Dufrenes ab wie zwei verschiedene Kulturströmungen.
In ihrem stumpfen unausgesprochenen Farbenmelange
geben sie die ganze Nervenverzärtelung des Westens, wie
die reinen, klaren Farben des Finländers die Unberührtheit
des entlegenen Nordens wieder! Sie beide neben- und
' durcheinander zu stellen, ist darum etwas gewagt, weil
 
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