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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 11.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.5771#0269

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521

Personalnachrichten.

522

1868 als Vorsteher des städtischen Museums nach Leipzig
berufen, wo er sich gleichzeitig auch an der Universität
mit einer Schrift Ȇber die Darstellung des Abendmahles,
besonders in der toskanischen Kunst- habilitierte. Von
dort kam er am 1. März 1871 nach Braunschweig, um die
Leitung des Herzog!. Museums sowie eine Professur für
Geschichte der Baukunst an der technischen Hochschule
zu übernehmen. In seiner Stellung als Museumsdirektor,
in der er bis zu seinem Tode verblieb, war sein Haupt-
werk der Bau des neuen Museums, den er sofort nach
seiner Übersiedelung anregte, in einer Denkschrift später
eingehend begründete und endlich auch nach langjährigen
Kämpfen mit der ihm eigenen Energie und Zähigkeit durch-
setzte. Dieser Neubau, der im Sommer 1887 vollendet
wurde, sowie die Aufstellung der Kunstwerke in demselben,
war im Wesentlichen Riegel's Werk. Zugleich hat er auch
den Anfang zur wissenschaftlichen Bearbeitung der ihm
unterstellten Sammlungen gemacht, indem er ausser dem
Führer ein Verzeichnis der Sammlung mittelalterlicher
Gegenstände« (1879) und als letzte Arbeit das zu Ostern
dieses Jahres erschienene »Verzeichnis der Gemäldesamm-
lung herausgab, bei dem ihm der schon 1882 erschienene
zweite Band seiner Beiträge zur Niederländischen Kunst-
geschichte«, der die holländischen und vlämischen Bilder
des Museums kritisch behandelt, als Grundlage diente.
-- Auch Riegel's sonstige litterarische Thätigkeit war eine
überaus fruchtbare. Seine Vorliebe für die klassische und
klassicistische Kunst, die fast in allen seinen Schriften zum
Ausdruck kam und ihn leider auch gegen alle modernen
ästhetischen Anschauungen und Kunstbeslrebungen blind
inachte, Hess ihn besonders in Carstens und Cornelius, mit
welch letzterem ihn eine mehrjährige innige Freundschaft
verband, geistesverwandte Künstler finden. Beiden sind
daher auch mehrere Schriften Riegel's gewidmet. So schrieb
er ein Buch »Cornelius der Meister der deutschen Malerei
(2. Ausgabe 1870)«, und verfasste 1883 eine Festschrift zum
100jährigen Geburtstag des Meisters. Ferner gab er 1867
die von Fernow verfasste Lebensbeschreibung Carstens neu
heraus und daneben seid 186g auch »Carstens Werke«,
die in drei Bänden mit Stichen von W. Müller, H. Merz
ti. a. erschienen. Beide Künstler nehmen auch mit der
grossen Schar ihrer Anhänger und Genossen einen weiten
Raumein in seineri87Ö erschienenen »Geschichte des Wieder-
auflebens der deutschen Kunst , die, ebenso wie sein schon
vorher erschienenes Buch »Deutsche Kunststudiens (1868),
von hohen nationalem Bewusstsein und patriotischer Ge-
sinnung getragen, einen Beitrag zur Geschichte der allge-
meinen Wiedergeburt des deutschen Volkes liefern und im
Zusammenhang damit den geschichtlichen Werdegang und
die Bedeutung der neueren deutschen Kunst unter Hervor-
hebung der leitenden Ideen darstellen will. Von Riegel's
weiteren Schriften seien noch die folgenden genannt: Zu-
nächst seine »Kunstgeschichte. Vorträge und Aufsätze«
(1877), eine Sammlung kleinerer Arbeiten, die viel des
Neuen und Interessanten bieten; sodann als eine Frucht
seiner italienischen Reise vom J. 1867, seine »Italien. Blätter«
(1871), welche neben mancherlei Reiseerlebnissen und all-
gemeineren Betrachtungen auch zahlreiche neue Beobach-
tungen über italienische Kunstwerke enthalten, die er dann
später (1898) zu selbständigen Aufsätzen und Abhand-
lungen ausgearbeitet und unter dem Titel Beiträge zur
Kunstgeschichte Italiens« neu herausgegeben hat. Weiter-
hin seine »Geschichte der Wandmalerei in Belgien seit
1856« (1882) und endlich wohl das bekannteste und ver-
breitetste unter Riegel's sämtlichen Büchern, sein »Grund-
riss der bildenden Künste«, der zuerst 1865 erschien und
1895 unter dem Titel »Die bildenden Künste seine 4. Auf-
lage erlebte. Wenn man von gewissen Schwächen ab-

sieht, zu denen vor allem der schon oben gerügte einseitig
klassicistische Standpunkt des Verfassers zählt, gehört das
Buch auch heute noch zu den besten und verdienstvollsten
Lehrbüchern dieser Art, das bei seinem reichen und viel-
seitigen Inhalt in jeder Weise anregend und belehrend
wirkt. Das ist überhaupt ein Vorzug von Riegel's Schriften,
besonders derjenigen aus seiner früheren Zeit, dass sie
eine Fülle von Anregung und Belehrung in meist anziehen-
der Form gewähren und zudem in einer, von warmer Liebe
und Begeisterung zur Sache erfüllten Sprache geschrieben
sind. Die kritische Schärfe eindringlichen Forschens war
dagegen nicht seine starke Seite; dazu fehlte ihm vor allem
die nötige Sachlichkeit und wissenschaftliche Objektivität.
Trotzdem wird Riegel bei seiner reichen und vielseitigen
litterarischen Thätigkeit unter der Zahl der Kunstgelehrten
stets eine geachtete Stellung einnehmen. (Vergl. unter
Bücherschau.) Seit.

Dresden. Am 25. Aug. starb in Zscheila bei Cölln-
Meissen der Baumeister Prof. Richard Eck. Er war am
3. Okt. 1845 in Dresden geboren und hat sich auf Studien-
reisen durch Frankreich, Italien, Griechenland und den Orient
ausgebildet. Er erbaute hier und in der Umgegend viele
Privathäuser und Villen, erhielt ferner Konkurrenzpreise
für seine (teilweise gemeinschaftlich mit anderen aus-
geführten) Entwürfe zum Justizgebäude, Wettiner Gym-
nasium, beide in Dresden, zum Hauptbahnhof in Frank-
furt a. M., zum Kriegerdenkmal in Zwickau (1873) etc.
Besonders gerühmt wurde auch seine Lehrthätigkeit am
Polytechnikum hier. H- w- s-

London. Im Alter von 74 Jahren starb der berühmte
schottische Maler Thomas Faed. Seine bekanntesten Werke
sind Mitherless Bairn , »The Last of the Clan« und The
first Break in the family .

St. Petersburg. Der bekannte Landschaftsmaler Le-
vitan, dessen Gemälde -Abend auf der Wolga«, In ewiger
Ruhe«, »Wladimirka eine Zierde der Tretjakow'schen Ge-
mäldesammlung zu Moskau bilden, ist am 4. August hier
gestorben. 00

Paris. Hier starb am 27. August, 67 Jahre alt, der be-
rühmte Stillleben-Maler Anioine Vollon an den Folgen eines
Sonnenstichs, von dem er Ende Juli in Versailles betroffen
worden war. Kurz vor seinem Tode erhielt er die freudige
Nachricht, dass er auf der Weltausstellung den Grand Prix
erhalten habe. □

PERSONALNACHRICHTEN

Berlin. Aus Anlass der diesjährigen grossen Berliner
Kunstausstellung ist den Malern Professor Hugo Vogel-
Berlin, Professor Hans Herrmann-Berlin und Jules Lefe-
bvre-Paris die grosse goldene Medaille für Kunst, den Ma-
lern Berthold Genzmer-Berlin, Paul Jvanovits-Wien, An-
dreas Dirks-Düsseldorf, Emil Oestermann-Stockholm, Luigi
Bazzani-Rom, Karl Jacoby-Brüssel, dem Radierer Ludwig
Kühn-Nürnberg und dem Bildhauer Ludwig Cauer-Berlin
die kleine goldene Medaille für Kunst verliehen worden.

-r-

München. Gabriel Max ist bei Gelegenheit seines
60. Geburtstages von der philosophischen Fakultät der
Universität Jena zum Doctor honoris causa ernannt worden.

§

Leipzig. Der Direktor der Akademie für graphische
Künste und Buchgewerbe, Geheimer Hofrat Professor Dr.
Nieper, der seit mehr als 30 Jahren an dieser Anstalt unter-
richtet und im Jahre 1871 ihre Umgestaltung aus einer
Kunstakademie in eine »Kunstgewerbeschule für die in
Leipzig blühenden graphischen Künste und Gewerbe« lei-
tete, tritt am 1. Mai 1901 in den Ruhestand. Die wieder
 
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