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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

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Ein neues Erkennungszeichen für alte Bilder.

Der Pariser Kriminalist Bertillon hat, wie bekannt, in letzter
Zeit seinem Systeme der Identifizierung einer Person
durch Messung gewisser Körperteile noch ein neues, nach
seiner Behauptung geradezu untrügliches Kennzeichen an-
gefügt, nämlich: das photographische Bild der Finger-
abdrücke. Es ist ihm gelungen, die Linien und Poren
einen solchen Abdruckes bis in ihre subtilsten Verteilungen
festzuhalten und nach einem besonderen System diese Ab-
drücke, welche bei jedem Menschen durchaus eigentümlich
sind, zu klassieren. Ein sinnreiches Schema ermöglicht
es ferner, festzustellen, ob ein neu gemachter Fingerabdruck
sich mit irgend einem der schon festgestellten deckt. Nun
hat in der »Neuen Freien Presse« jemand die Beobachtung
mitgeteilt, dass gewisse alte Meister die Neigung hatten,
einzelne Partien der Oberfläche ihres Bildes mit dem
Daumen zu behandeln. So ist z. B. nach den Angaben
unseres Gewährsmannes an Dürer's Allerheiligenbild mit
der Lupe an einzelnen Stellen eine solche Behandlung
sichtbar. — Das Schlussglied dieser Gedankenkette ist nun
bald gefunden: es wäre mit einem Worte möglich, wenn
sich an einem unbeglaubigten Bilde eines Meisters Finger-
eindrücke finden und das Daumenbild dieses Meisters
nach beglaubigten Werken seiner Hand etwa schon fest-
gestellt wäre, einen Identitätsnachweis auf dieser Grund-
lage zu erbringen. Allerdings müsste man zunächst den
Restauratoren — auf die Finger sehen.

In Hamburg ist nach langjähriger Verborgenheit im
Auslande ein einheimisches Gemälde aufgetaucht und in
dortigen Privatbesitz übergegangen, das für die moderne
Hamburger Lokalkunst von Wichtigkeit ist. Es ist das
Aquarellbildnis des Malers Jakob Gensler, gemalt von
Hermann Kauffmann. Das Bild soll so ausgezeichnet
sein, dass es Kenner für eins der schönsten Porträts er-
klärten, die je in Hamburg geschaffen sind.

In Wien tobt gegenwärtig ein ungemein heftiger
Kampf um den Bau des städtischen Museums. Wir
hatten früher schon berichtet, dass die beiden Konkurrenten
um das Projekt: Otto Wagner mit einem durch und durch
modernen Entwurf und Schachner mit einem der Gewohn-
heit entsprechenden waren. Im Preisgericht erhielt
Schachner's Projekt die grössere Stimmenzahl. Jetzt ist

die Frage der Ausführung an den Gemeinderat gekommen
und ist hier selbstverständlich ins Politische übersetzt
worden. Was werden wird, ist noch unbestimmt, zunächst
hat aber die Majorität den, wie uns scheinen will, sehr
vernünftigen Entschluss durchgesetzt, dass erst einmal
von beiden Projekten genaue Modelle unter Einschluss
des ganzen Karlsplatzes hergestellt werden.

Florenz. Castagno's vor einigen Jahren aufgedecktes
Fresko der Annunziatenkirche mit dem heiligen Hieronymus
im Mittelpunkt ist den Blicken wieder entzogen und wie-
derum steht Alessandro Allori's »Jüngstes Gericht« auf
dem Altar. Die Patrone der Kapelle waren müde das
Fresko zu sehen und die bloss gelegten Mauern; nach
ihren Anschauungen war dies sicherlich »indecente«. Wenn
man nicht ohne Einschränkung den Kunsthistoriker-Stand-
punkt als den richtigen proklamiert, wonach jedes Werk
der älteren Kunst unter allen Umständen gezeigt werden
muss, kann man ihnen nicht ganz unrecht geben. Es sah
wirklich hässlich aus, halb fertig oder besser halb auf Ab-
bruch. Aber man muss sich wundern, dass nicht ein sehr
einfacher Ausweg gewählt wird, der den Vorzug hat, den
Wünschen der Patrone und den legitimen Ansprüchen der
Kunstfreunde zugleich gerecht zu werden. Wenn man
nämlich das Altarbild mit Scharnieren versieht und be-
weglich macht — so wie z. B. im Palazzo Pitti ganz
grosse Bilder ohne jede Schwierigkeit von der Wand in
besseres Licht gedreht werden können —, so würde es
jeden Augenblick möglich sein, auf Wunsch das Fresko
zu zeigen: sonst aber würde die Kapelle in ihrem einheit-
lichen Schmucke nicht gestört. Dasselbe Prinzip müsste
auf die Nachbarkapelle angewendet werden, wo ein anderes
Castagnofresko — auf wenige Tage im Frühjahr, wie
seiner Zeit gemeldet, sichtbar — hinter einem Altarbild
verborgen ist. — Eine kurze Berichtigung über meine neu-
hchen Angaben betreffend die Photographien von Brogi
sei hier zugefügt. In den jetzt vorbereiteten Katalog sind
auch die älteren Aufnahmen aus früheren Jahren einbezogen
worden, die noch nicht mit isochromatischem Verfahren
hergestellt sind. Es sind zumeist die hervorgehobenen
Aufnahmen seltener Florentiner Kunstwerke dabei. Trotz-
dem bleiben diese wertvoll, da es vielfach die einzigen
existierenden Reproduktionen sind. a. Gr.

Soeben erschienen:

Katalog XXXVIII: Kupferstiche, Radierungen und Holz-
schnitte der deutschen und niederländischen Schule.

Katalog XXXIX: Miniaturen und miniaturenartig ge-
rahmte Kupferstiche.

Katalog XL: Alte Porzellangruppen, Figuren und Ge-
fässe aus adeligem Besitze.

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Jlugo Helbinj, München

Liebigsfr. 21 * Wagmüllersfr. 15

Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig

Die Kunst der Renaissance in Italien

Von Adolf Philippi

Zwei starke Bände gr. 8° mit 427 Abbil-
dungen und einem Lichtdruck.
Gebunden in 2 eleg. Leinenbände 16 M.,
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Die Kunst des 15. u. 16, Jahrhunderts
in Deutschland und den Niederlanden

Von Adolf Philippi

Ein Band gr. 8" mit 292 Abbildungen.
Gebunden in Leinen 10 M.,
in Halbfranzband 11 M.

Ausstellung von Fürstenbereer Porzellan aus Privatbesitz im Herzoglichen Museum zu Braunschweig. Von Karl Steinacker. — Die Er-
ziehung zum Sehen von Ludwig Volkmann; Dr. Emil Jeschke, Die Antike in der bildenden Kunst der Renaissance. — Artur Kampf und
Kallmorgen Vorsitzende der Berliner Kunstausstellung. — Zum Parthenonfries und zum betenden Knaben; Vom olympischen Zeus des
Phidias; Wilhelm Dörpfeld's »Troja und Ilion«. — Rom, Archäologisches Institut. — Oermanisches Museum in Harvard; Rom, Kapitoli-
nisches Museum; Ankauf für die Hamburger Kunsthalle; Sammlungen H. W. Mesdag; Budapester Kunstausstellungen. — Preisausschreiben
für Plakate; Breslau, Bismarckbrumien-Wettbewerb. — Auktion bei Frederik Muller & Cie. - Nochmals die sogenannte himmlische und
irdische Liebe; Ein neues Erkennungszeichen für alte Bilder; Hamburg, Aqurellbildnis des Malers Jakob Qensler; Wien, Bau des städti-
schen Museums; Florenz, Castagno's Fresko. — Anzeigen.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstrasse 13.
Druck von Ernst Hedrich Nachf., G. m. b. H., Leipzig.
 
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