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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

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261 Sammlungen und Ausstellungen — Wettbewerbe — Vom Kunstmarkt — Vermischtes — Berichtigung 262

Das Denkmal Viktor Emanuel's in Rom, von dem

wir schon mehrfach ausführlich berichteten, erfordert so
grosse Anlagen, dass sein Ausbau nur langsam fortschreitet.
Kürzlich hat das Ministerium der öffentlichen Arbeiten neue
Verträge mit den Architekten und Steinlieferanten abge-
schlossen. Den Portikus werden sechzig dorische kannelierte
Säulen schmücken, von denen jede 15 Meter hoch ist.

Aus Venedig wird berichtet, dass die verschollene
Tonskizze zu Canova's Grabmal der Erzherzogin Maria
Christina in der Augustinerkirche in Wien vom Direktor
Giulio Cantalamessa in einer Kammer der venetianischen
Akademie zufällig wieder aufgefunden ist. Die Skizze ist
nicht unversehrt, lässt sich aber leicht wieder ergänzen.
Es sind einzelne Figuren und die Pyramide mit dem Me-
dallion, von zwei Engeln umschwebt, Tizian's Bildnis dar-
stellend, entdeckt worden. Jene Skizze des Grabmals war
ursprünglich für ein Monument Tizian's entworfen. Die
Kriegsereignisse verhinderten die Ausführung und als
Canova den Auftrag erhielt, das Grabmal Maria Christina's
auszuführen, blieb er dem ursprünglichen Entwurf getreu
und brachte nur kleine Varianten an.

In Dresden werden seit kurzem die Vorarbeiten für
das Bismarckdenkmal in der Seestrasse und Johannis-
allee begonnen. Das Denkmal soll in die Mitte der
späteren Ringstrasse zu stehen kommen.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN

In der Städtischen Gemäldegalerie in Düsseldorf

sind nach umfangreichen Neuausstattungen die Neuerwer-
bungen an Gemälden und Skulpturen von 1902 zur Aus-
stellung gekommen. Es' sind eine grössere Reihe Stif-
tungen »zur Erinnerung an die Ausstellung 1902«.

Im Leipziger Kunstgewerbemuseum wurde am 1. Februar
eine bedeutende und höchst lehrreiche Ausstellung, die
der dekorativen Verwertung der Pflanze gewidmet
ist, eröffnet. Die Ausstellung zerfällt in drei Hauptgruppen:
t. Studien nach der Natur in den verschiedensten Techniken
von dem prunkvollen Blumenstillleben in Ölmalerei bis
zur bescheidenen Bleistiftskizze, 2. Stilisierte Pflanzenformen
und 3. Angewandte Pflanzenformen in Webereien, Sticke-
reien, Schnitzereien, Möbel, Schmuck und sonstigem Gerät.
In den nächsten Tagen erscheint ein Katalog; einen aus-
führlichen Bericht und Abbildungen wird das »Kunst-
gewerbeblatt« bringen.

Das Germanische Museum an der Harvard-Univer-
sität in New York ist kürzlich in den interimistisch ein-
geräumten Sälen in der Hochschule von Cambridge
dem Publikum zugänglich gemacht worden. Der Zweck
ist, nach Mitteilung des Kurators, des Professors Kuno
Francke, durch Gipsabgüsse und andere Arten der Re-
produktion den äusseren Entwickelungsgang der ger-
manischen Civilisation zu beleuchten. Vorläufig sind zahl-
reiche Photographien der Königlich preussischen Mess-
bildanstalt und Modelle von hervorragenden Werken deut-
scher Kunst aus dem 4. bis 16. Jahrhundert aufgestellt.
Das grösste vorhandene Objekt ist ein zwanzig Fuss
langes hölzernes Modell des Ruderbootes im Kieler Mu-
seum. Von den sonstigen Ausstellungsgegenständen wären
zu nennen: Fränkischer Krieger (Museum in Mainz, 7. Jahr-
hundert), die Bernwardsäule in Hildesheim und die Chor-
schranken der Michaelskirche daselbst (12. Jahrhundert),
Statue des Kaisers Heinrich II. und der Kaiserin Kuni-
gunde aus der Bamberger Kathedrale (13. Jahrhundert).
Ferner verschiedene Grabdenkmäler von Peter Vischer,
die Statue Kaiser Maximilian's in Innsbruck und die

Renaissancethür vom Hirchvogelsaal in Nürnberg. Die
feierliche Eröffnung des Museums wird erst erfolgen, wenn
die Geschenke des deutschen Kaisers, der Schweizer Re-
gierung und des Berliner Komitees eingetroffen sein
werden, was noch im Laufe des Jahres zu erwarten steht.

WETTBEWERBE

Bei dem Preisausschreiben für ein in Barmen zu er-
richtendes Denkmal des verdienstvollen Pädagogen F. W.
Dörpfeld ist der erste Preis und die Ausführung einem
seiner Söhne zuerkannt worden. Der zweite Preis wurde
dem Entwürfe von Paul Matzdorf zugesprochen.

VOM KUNSTMARKT

Bei der Versteigerung der Henry G. Marquand-
sammlung in New York hat den höchsten Preis, nämlich
121200 M., die auch in Deutschland allbekannte Vorlesung
aus dem Homer von Alma Tadema erzielt. Darauf folgte
im Preise Hoppner's Porträt von Missis Geyn 88800 M.;
Romney, Die Dame mit dem Muff 62000 M.; Constable,
Dedham Tal 54800 M ; Sir Alma Tadema, Arno te Ama
Me 42400 M.; Frederic Leighton, Ein mythologisches
Triptychon 64000 M.; Romney, Schüchternes Kind 31 200 M.;
Joshua Reynolds' Porträt Mrs. Stanhope 31600 M. Man
hofft, dass der neue Besitzer das erstgenannte Gemälde
von Alma Tadema, das als Leihgabe ein Hauptzugstück
der Städtischen Galerie in New York war, im Museum
vorläufig belassen wird.

VERMISCHTES

Die beiden kostbaren Bilder, die die Berliner Ge-
mäldegalerie kürzlich erworben hat und über die wir
schon berichtet haben, sind zur Aufstellung gelangt.
Die Anbetung der Hirten von Hugo van der Goes ist an
der Ostwand des Eycksaales an Stelle des grossen Tri-
ptychons von Roger van der Weyden eingereiht, während
die Anbetung von Martin Schongauer unter den Neu-
erwerbungen im Eingangsraume Platz gefunden hat. —
Der Donatello-Putto, Cranach's Ruhe auf der Flucht, der
Goes und der Schongauer — fürwahr! ein gesegnetes
Jahr für die Berliner Galerie.

BERICHTIGUNG

Sehr geehrte Redaktion!
In Nr. 14 der »Kunstchronik«, in der Sie von der Auf-
stellung des Klinger'schen Beethoven im Städtischen Museum
zu Leipzig berichten, haben Sie meiner Thätigkeit und Mit-
wirkung bei der Erwerbung des Kunstwerkes gedacht, die
in der Form, wie Sie dieselbe gebracht haben, zum min-
desten einer Einschränkung bedarf. Die Erwerbung des
Werkes hat in der Hand eines durch die Initiative des
Direktors des Städtischen Museums, Herrn Professor Dr.
Schreiber, gebildeten Komitees gelegen, das sich aus hiesigen
Kunstfreunden zusammengesetzt hat, dem selbstverständlich
aber auch Herr Professor Schreiber angehört. In seiner
amtlichen Stellung hat er von Anfang an thatkräftig bis
auf den heutigen Tag die für unsere Stadt wichtige Sache
gefördert und zu ihrer Verwirklichung wesentlich bei-
getragen. Ich muss um dieser Thatsache willen grossen
Wert darauf legen, dass Sie von dieser Richtigstellung
Ihren Lesern Kenntnis geben.

In grösster Hochachtung

Prof. Dr. Julius Vogel.
 
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