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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

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349

Institute — Archäologisches

350

sechzigsten Geburtstag ein Festessen statt, bei welchem
ihm eine Plakette von August Hudler überreicht wurde,
die ein wohlgelungenes Profilbildnis Treu's aufweist. «»

Emanuel Hegenbart. In die Königliche Kunst-
akademie zu Dresden wurde soeben der deutsch-böhmische
Maler Emanuel Hegenbart berufen, welcher gegenwärtig
in München lebt. Er ist einer der besten Schüler des
Tiermalers Heinrich Zügel und soll an die Spitze einer
Tiermalklasse treten, die an der Dresdner Kunstakademie
eingerichtet werden soll. Hegenbart ist 1868 zu Böhmisch-
Kamnitz geboren. Vor einem Jahre lehnte Hegenbart
einen Ruf an die Kunstakademie zu Prag ab, weil er noch
nicht genügend für den Beruf als Lehrer vorgebildet sei.

Von der Königlichen Porzellanmanufaktur zu
Meissen. Durch den Tod Emmerich Andresen's wurde
im vorigen Jahre die Stellung des Vorstehers der plastischen
Abteilung erledigt. Man weiss, von wie grosser Wichtig-
keit gerade der Inhaber dieser Stellung für die Porzellan-
manufaktur ist. Einen grossen oder vielmehr den grössten
Teil ihres historischen Ruhmes verdankt sie bekanntlich
dem grossen Bildhauer Kändler. Nunmehr ist in Erich
Hösel ein Nachfolger Andresen's ernannt worden. Er hat
seine Stellung am 1. April dieses Jahres angetreten. Hösel
stammt aus Annaberg in Sachsen (geb. 5, April 1869).
Er besuchte, nachdem er bis zu seinem 17. Lebensjahre
den Unterricht im Gymnasium genossen hatte, die König-
liche Kunstakademie zu Dresden und war Schüler von
Robert Diez. Für seinen Hunnen zu Pferde, der später
vom preussischen Staate angekauft wurde, erhielt er 1896
das akademische Reisestipendium. Im Jahre 1900 erhielt
er in Paris die goldene Medaille. Im Jahre 1898 unter-
nahm Hösel eine Studienreise nach dem Orient, von der
er mancherlei interessante Motive heimbrachte. Von seinen
sonstigen Werken sind zu nennen: Der Liebenbachbrunnen
zu Spangenberg (mit der Gruppe eines Liebespaares) sowie
die Terrakottagruppe »Ende« im Albertinum zu Dresden.
Herr Hösel, der vom 1. Oktober 1899 bis jetzt als Lehrer
an der Königlichen Kunstakademie zu Kassel thätig war,
wird nun zu zeigen haben, ob er auch für Porzellan der
richtige Mann ist. «»

Zur Feier des 70. Geburtstages des Landschafts-
malers Prof. K. Scherres in Berlin fand am 31. März
ein von seinen Freunden veranstaltetes Festmahl im Künst-
lerhause statt. Während des Tages waren dem Jubilar
von vielen Seiten, dem Kultusminister, von den Kunst-
akademien Berlins und Königsbergs, der deutschen Kunst-
genossenschaft, dem Verein Berliner Künstler und anderen
Glückwünsche und Ehrengaben mannigfachster Art zuge-
gangen.

INSTITUTE

Rom. Archäologisches Institut. In der Sitzung vom
20. April sprach Prälat Wilpert über seine Entdeckung der
Krypta der hh. Markus und Marcellinus und der Grab-
kapelle des hl. Damasus, der mit seiner Mutter zusammen
an der Ardeatinischen Strasse sein Grab gefunden hatte.
Die Entdeckung dieser lange gesuchten Krypta wurde, wie
schon früher erwähnt (vergleiche »Kunstchronik« p. 242
und 310), dadurch gemacht, dass Wilpert an Ort und Stelle
den Abdruck und Marmorfragmente der Grabinschrift der
Mutter des Papstes fand. Diese Inschrift ist in Distychen
abgefasst und erzählt, dass die Mutter Damasus I. (366
bis 384), Laurenzia, nach kurzer Ehe und der Geburt von
vier Kindern den Gatten verloren hatte und selbst als
Gott geweihte Witwe noch neunundachtzig Jahre alt ge-
worden war. Ungewöhnlich reich sind schon jetzt die
Funde an Inschriften und Skulpturen von Sarkophagen

gewesen, welche in der Krypta des Damasus gestanden
haben. Unter den Inschriften ist eine mit dem Datum
361 und der seltenen Erwähnung des Stadtpräfekten ge-
funden worden; auf einer anderen liest man die Bemer-
kung, dass die hier Begrabene, Antonia Ciriaca, vier Tage
nach dem Empfang der Taufe aus der Welt geschieden
sei. — Dr. Amelung stellte die Repliken eines Asklepiostypus
zusammen und legte die Abbildungen eines in den Cara-
calla-Thermen gefundenen Asklepioskopfes vor, der mit
einem besonders gut in Florenz vertretenen Typus nahe
verwandt sei. Eine Terrakotta, angeblich aus Pergamon,
Hess Dr. Amelung den Ursprung des römischen Kopfes
vermuten und durch pergamenische Münzen erhielt seine
Annahme Bestätigung. Der Asklepios von Pergamon war
das Werk eines Phyromachos und Phyromachos könne
nicht etwa mit einem attischen Künstler des ausgehenden
5. Jahrhunderts, sondern nur mit dem für Attalos thätigen
Künstler identisch sein. Der Vergleich anderer perga-
menischer Skulpturen, so schloss der Vortragende, zeige
eine ganz ähnliche Abwandlung älterer klassischer Vor-
bilder wie der Asklepios. — Professor J. Ficker aus Strass-
burg legte altchristliche Funde aus Strassburg vor und
leitete in anschaulich lebhafter Weise den Ursprung einiger
Proben hochentwickelter niederrheinischer Glasindustrie
aus orientalischer Kunstindustrie her. Ausserdem wurde
an einer Fibel, König Salomo als schlangenbekämpfenden
Reiter darstellend, der schon aus spätheidnischer Zeit
stammende Handelsverkehr zwischen Morgenland und
Abendland dargelegt. Diese Darstellung ist ein Unikum
im Abendlande, kehrt aber im Osten häufig in mannig-
faltigen Variationen der bekämpften Unholde wieder.

E. st.

ARCHÄOLOGISCHES

Rom. Wiederherstellung der Ära pacis augustae. An-
fang März dieses Jahres trug der erste Sekretär des
archäologischen Institutes, Professor E. Petersen, im Saal
der »Associazione artislica fra i cultori di architettura« seine
Forschungen und Entdeckungen, die Rekonstruktion der
Ära pacis betreffend, vor. Der Vortrag wurde durch eine
grosse Anzahl von Projektionen erläutert und erregte das
Interesse der Römer in so hohem Grade, dass der Archi-
tektenverein beschloss, dem Minister in einem besonderen
Votum die Ausgrabung der Fundamente des Friedensaltars
beim Palazzo Fiano am Korso zu empfehlen. Sollte sich
dieser Wunsch erfüllen, der seither von der italienischen
Presse mehrfach angeregt worden ist, so würde man
natürlich noch weiter gehen, und eine Rekonstruktion des
ganzen Heiligtums ins Auge fassen. Der Gedanke, eins
der herrlichsten Denkmäler Augusteischer Zeit mit all
seinen reichen figürlichen und ornamentalen Skulpturen
wieder in der ewigen Stadt erstehen zu sehen, hat sich
der Phantasie der Römer bemächtigt, und man hat guten
Grund zu hoffen, dass auch dieser schöne Plan noch
einmal Wirklichkeit werden wird. In der eingehenden
und scharfsinnigen Monographie, welche der deutsche Ge-
lehrte der Ära pacis gewidmet hat, sind die wissenschaft-
lichen Voraussetzungen für ein solches Unternehmen in
seltener Klarheit und Vollständigkeit gegeben, und dass
die Römer dankbar anzunehmen gesonnen sind, was ihnen
die deutsche Wissenschaft errungen hat, beweist der Um-
stand, dass der verdiente Direktor der Diokletiausthermen
Professor Pasqui, zur Zeit an der Arbeit ist, im »Chiostro
di Michelangelo« die zahlreichen Fragmente der Ära pacis
zusammenzustellen, welche das Museum besitzt. Der
Wiederaufbau geschieht nach den Angaben Professor
Petersen's und wird zum Kongress vollendet sein. Ob es
gelingen wird, die Ausgrabungen anzugreifen und zum Ziele
 
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