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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.5810#0190

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357

Vom Kunstmarkt

— Vermischtes

358

achtet wurde. Die preisgekrönten Entwürfe rühren her
von den Architekten P. G. Ourgensen in Bergedorf, Wilh.
Matthies in Bartowik, Egon Schmuser in Curslack. Um
möglichst bald dem Preisausschreiben eine praktische Folge
zu geben, hat der Verein für den ersten Vierländer Bau-
herrn, der einen der besten Entwürfe zur Ausführung bringt,
eine Prämie ausgesetzt.

VOM KUNSTMARKT
Der deutsche Kunsthandel von älteren Werken
bringt gleichzeitig vier Erscheinungen, die das Durchschnitts-
niveau überschreiten und nicht nur die Privatsammler,
sondern auch die öffentlichen Sammlungen interessieren
werden. Erstens bietet das Antiquariat von Alf. Lorentz
in Leipzig zwei Albums mit Zeichnungen Qoethe's und
der namhaftesten Künstler des Goethekreises an. Das
eine, das wir gesehen, enthält 98 Sepia-, Kreide- und Blei-
federzeichnungen, Aquarelle und ein Ölbildchen in mittlerem
Albumquerformat und ist von dem Hamburger Domherrn
Joh. Fr. Lor. Meyer, dem bekannten Verfasser der »Dar-
stellungen aus Italien« während einer italienischen Reise
1782 — 84 gesammelt worden. Indem wir auf die ausführ-
lichen Angaben des Katalogs 51 des genannten Antiqua-
riats verweisen, möchten wir hier nur einige Bemerkungen
hinzufügen. Das Album ist in der That ein wahres
Kabinettstück und wird den Goetheforscher wie den Kenner
der deutschen Malerei vom Ende des 18. Jahrhunderts
entzücken. Denn wir finden da fast alle namhaften deut-
schen Maler der Zeit — ich nenne nur Chodowiecki, Sal.
Gessner, Ant. Graff, die drei Brüder Hackert, G. H. Kniep,
Angelika Kauffmann, Ferd. und Franz Kobell, Lips, Mechau,
Oeser, W. und H. Tischbein und zwar haben die meisten
nicht leichthin irgend eine Skizze gespendet, sondern mit
aller Liebe und Sorgfalt charakteristische Proben ihrer
Kunst geboten und die Beiträge signiert und datiert.
Offenbar hat es der kunstsinnige Auftraggeber verstanden,
die Künstler für dieses Elitealbum zu erwärmen und einen
gewissen Wetteifer zu entfachen. Die eine der beiden
Zeichnungen von Chodowiecki, eine Dreifigurengruppe in
einer Scene aus Pfranger's »Mönch vom Libanon«, 1779
datiert, ist ein kleines Wunderwerk an feiner Ausführung
und sprechendem Ausdruck in den Köpfen; es dürfte zu
den allerfeinsten Zeichnungen des Meisters gehören. Der
Goethezeichnung, ein italienischer Klosterhof mit Staffage,
fehlt leider die Signatur, aber das zuverlässige, von Meyer's
Hand herrührende Verzeichnis nennt Goethe als Autor
und die Arbeit selbst, wenig ausgeführt und etwas dilettanten-
haft, steht ganz im Einklänge mit anderen Zeichnungen
Goethe's.

Lepke's Kunstauktionshaus versendet soeben einen
mit 28 Lichtdrucktafeln geschmückten Katalog über Antiqui-
täten und alte und moderne Gemälde der bekannten
Sammlung Itzinger in Berlin, deren Verkauf am 21. April
stattfindet. Es sind nur 204 Nummern, aber sowohl unter
den Möbeln als unter den Gemälden finden sich Stücke
von erster Qualität z. B. die Kartelluhr Louis' XV. aus
vergoldeter Bronze in zierlichstem und elegantesten Rokoko-
rankenwerk und dazugehörigen formvollendeten Appliquen,
ferner eine entzückend schwungvolle eisengeschmiedete
Wandlaterne des 18. Jahrhunderts und unter den Gemälden
das vielfigurige Gesellschaftsbild von Dirk Hals, der reich-
staffierte Schlosshof von E. Isabey und die kostbaren
Stücke von W. Diez, Ludwig Knaus und Adolf Menzel.

Bei Gutekunst in Stuttgart beginnt am 25. Mai
eine Versteigerung von Handzeichnungen von einer Be-
deutung, wie sie seit der Auktion Lipphardt bei Börner
in Leipzig in den letzen Jahren nicht wieder vorgekommen

ist. Die Sammlung umfasst alle Schulen des 15. bis 19. Jahr-
hunderts und enthält, wie schon die 16 Tafeln des Kata-
logs erkennen lassen, äusserst seltene und interessante
Blätter. Und wenn man auch hinter manche der Zu-
weisungen ein kräftiges Fragezeichen setzen möchte, so
bleibt genug an über allem Zweifel erhabenen und qualität-
vollen Blätter hervorragender Künstler. Ich nenne nur die
19 Rembrandtzeichnungen, die überraschenden altnieder-
ländischen Frauentrachtenskizzen und das imponierende
Porträt eines Mannes, das dem Filippo Lippi zugeschrieben
ist, aber viel eher die Hand seines Sohnes Filippino zeigt.
Auf die Versteigerung der Handzeichnungen folgt vom
27. bis 29. Mai die von Kupferstichen, Radierungen und
Holzschnitten alter Meister, Dubletten der Kunsthalle in
Bremen und des Fürstlich Waldburg-Wolfegg'schen Kupfer-
stichkabinetts.

Eine noch umfangreichere und ebenfalls sehr kostbare
Sammlung von Kupferstichen, Radierungen, Holzschnitten
und Clairobscurs alter und ältester Meister, zum Teil Du-
bletten aus dem Königlich preussischen Kupferstichkabinett
wird bei Amsler & Ruthardt in Berlin am 4. Mai und fol-
gende Tage versteigert. Ein illustrierter Katalog darüber
ist erschienen.

Bei Christie in London erreichte neulich eine Serie
von zwölf Illustrationen in Kohle und Tusche von Fragonard
die hohe Summe von 39775 Mark.

In der Versteigerung der Gibson-Carmichael-Biblio-
thek gab Quaritch für ein prächtig illuminiertes englisch-
normannisches Manuskript einer Vulgatabibel aus dem
13. Jahrhundert 12500 Mark. Ein schön illuminiertes
Boccacciomanuskript »Des Nobles et Cläres Dames«, i5.Jahr-
hundert, erzielte 5000 Mark.

VERMISCHTES

Das am Fünferplatze in Nürnberg nach den Plänen
des Architekten Professor Hans Pylipp in den Formen
der deutschen Frührenaissance erbaute Amtsgebäude hat
jetzt im Sitzungssaale durch Wandmalereien von Professor
Heim einen würdigen Schmuck erhalten. Der Künstler hat
die Entwickelung Nürnbergs im 19. Jahrhundert bildlich
darzustellen versucht und als wichtigstes Kulturereignis
des 19. Jahrhunderts die Eröffnung der Ludwigseisenbahn
zwischen Nürnberg und Fürth (1835), der ersten Bahn
Deutschlands, dargestellt. Als Gegenstück sieht man die
Eröffnung des Ludwig-Donau-Main-Kanales mit der Be-
freiungshalle als Hintergrund. Die Westseite schmücken zwei
Darstellungen, die das Interesse des bayerischen Königs-
hauses und des deutschen Kaisers zum Ausdruck bringen.
Das eine Bild zeigt den Einzug König Max Joseph's und
der Königin Karoline im Jahre 1823, das andere schildert
den Empfang des deutschen Kaisers und des Prinzregenten
durch die städtischen Kollegien mit dem Bürgermeister an
der Spitze im Jahre 1897. Die Ostseite und die Fenster-
wand nehmen Bilder vorwiegend dekorativen Charakters
ein; dieselben zeigen trauliche Partien der Stadt und die
berühmten Söhne der Stadt: Hans Sachs, Albrecht Dürer
Adam Kraft und Martin Beheim.

Im Kunstgewerbemuseum in Köln ist nunmehr im
Pallenbergsaale das Wandbild Melchior Lechter's angebracht
worden. Es giebt der feierlichen Saaldekoration nicht nur
einen Abschluss, sondern eigentlich den Ausgangspunkt
der beabsichtigten Stimmung, das Leitmotiv. Das grosse
farbenprächtige Temperagemälde knüpft inhaltlich an ein
Gedicht Stephan George's an, das den »mystischen Quell«
preist, aus dem der Dichter den »heiligen Rausch« trinkt.

Prähistorische Zeichnungen im Museum von
Saint-Germain. Seit dem Monat August 1902 ist die
 
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