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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

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Schmidt, Robert: Das Paradies des Guariento im Dogen-Palaste zu Venedig
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https://doi.org/10.11588/diglit.5810#0243

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4Ö3

Das Paradies des Ouariento im Dogenpalaste zu Venedig

464

Jacobello del Fiore: Krönung Maria (Venedig Acc.J. Kopie nach Guariento

Werk kurz, Ridolfi (Ven. 1648, S. 17) giebt eine
flüchtige Beschreibung. Nachbildungen existieren
zwei. Ein Stich von Paolo Furlano vom Jahre 1566
in der Marciana bei Gelegenheit der Darstellung
einer Ratssitzung (publiziert bei Franc. Zanotto, II
Palazzo Ducale, Ven. 1853. Tom. III. Tav. 125) und
ein anderer Stich, anonym und ohne Datum im Museo
Correr (publiziert bei Giambatt. Lorenzi, Monumenti
per servire alla storia dell Palazzo Ducale di Venezia,
Venedig 1868, S. 180). Beide weichen unter sich
wieder stark ab und geben nur ungefähr einen
Begriff von der Anordnung des Ganzen. Eine Be-
schreibung des Freskos nach den genannten Quellen
zu geben, ist unnötig, da eine getreue Kopie des
Gemäldes existiert und zwar in Venedig selbst. Die
Krönung Maria von Jacobello del Fiore in der
Akademie ist ein bis ins einzelne genaues Abbild
der Paradiesesdarstellung des Guariento. Jacobello
kopierte das Fresko im Jahre 1430 für den Dom zu
Ceneda und fügt dabei nur noch eine untere Zone
an: auf jeder Seite vier in kleinerem Massstab ge-
haltene Figuren, links vier kluge Jungfrauen und
rechts einen Bischof und drei heilige Mönche mit
je einem aufwartenden Engel, und mehr nach
der Mitte zu — den knieenden Bischof Antonio
Correr, den Besteller der Tafel.

Gerade jetzt, da die Holztäfelung des Dogen-
thrones entfernt war, konnte man sich von der evi-
denten Identität der musizierenden Engelreihe, die in
den unteren Öffnungen des mächtigen Thronbaues

eingezwängt sitzt, auf beiden
Darstellungen überzeugen. Ein
Zweifel an der Übereinstim-
mung des Ganzen, die übrigens
schon Crowe und Cavalcaselle
vermutet haben, ist ausge-
schlossen.

Nur dass der Kopist alle
Schönheit der Typen und
Weichheit der Linien, die jetzt
noch aus den Trümmern des
Originals hervorleuchten, ver-
härtet und steif gemacht hat.
Vom Kolorit lässt sich nur
wenig noch erkennen; die vor-
handenen Farbenreste machen
fast den Eindruck einer blossen
Untermalung in Braun. Jedoch
scheint der ganze Thronbau
rot und weiss gewesen zu
sein; was jetzt braun ist, war
wohl ursprünglich rot. So
zeigt es auch die Kopie.

An Änderungen des Ko-
pisten ist sonst, abgesehen
von den seiner inferioren In-
dividualität entsprechenden
Vergröberungen, nicht viel
hervorzuheben. Er gab seinen
Propheten nur die Namens-
inschriften bei, während sie
im Original auf den Bändern Sprüche vorweisen.
Der untere Abschluss, in der Kopie durch den apo-
kryphen Holzrahmen ersetzt, bestand aus einer
steinernen Brüstung mit kleinen Feldern, die mit Or-
nament verziert waren. Darüber, etwa an der Stelle
des knieenden Stifters und an dem entsprechenden
Orte links, sieht man im Original die Reste zweier
Wappen, die, vertikal geteilt, Grünweiss und Gelb-
grün als Farben zu tragen scheinen. Daneben, im
Grün des Rasens, nicht mehr zu entziffernde Inschriften,
die aber nach Sanudo (b. Muratori Rer. ital. script.
vol. XXII, col. 664): Marcus Cornario dux et miles
fecit fieri hoc opus gelautet haben.

Die Inschrift in der Mitte des Bildes, zu Füssen
der Krönungsgruppe, findet sich übereinstimmend
im Stich des Furlano, bei Sansovino und in der
Kopie Jacobello's. Sie lautet:

L'amor che mosse gia I'eterno padre
Per figlia haver di sua deitä trina
Chostei che fu del suo figliuol poi madre
Del' universo qui la fa Regina.

Nach Sansovino machte Dante diese Verse »quando
venne Oratore ä Venetia p. i Signori di Ravenna«.

Noch sei erwähnt, dass Sansovino mitteilt, der
Thron des Dogen und der Signorie habe früher an
der Stelle der beiden Fenster gestanden, die nach
dem Hofe hinschauen, das heisst an der Breitseite des
Saales. Aber schon vor dem Brande von 1577 hat
 
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