Literatur
533
Straßenbiid. Von ungarifcben Meiltern einige fehr fcböne Zeichnungen Rippl»
Ronais und endlidt als Gefchenk der Sammlung Hatvany an das Mufeum
ein fdtönes Aquarell aus Picassos Frühzeit.
LITERATUR
Oscar Riicker=Embden, Chinefifdie
Frühkeramik. XII, 174 S. mit 42 Abb.
'im Text, einer Karte und 46 Tafeln, da»
von 24 farbig. 4°. Verlag K. W. Hierfe»
mann, Leipzig 1922.
In diefer betrübten Zeit der chinefifdten
Mode und ihrer bücherldtreibenden An»
beter ilt es eine befondere Freude, über
ein wirklich wertvolles Werk zur chine»
fliehen Kunftgefchichte berichten zu dürfen,
namentlich wenn es wunderbarerweife in
Deutfdiland erfdiienen ift. Der Verfaüer
der»Chinefifdien Frühkeramik« hatte fdion
lange Zeit vor 1918, wo China entdeckt
zu werden pflegte, einen guten Teil feiner
Lebensarbeit, die eigentlich auf ganz andere
Ziele ging, dei Erforfchung der chinelifchen
Töpferei geweiht, ohne vielWefens davon
zu machen. Vor die Öffentlichkeit ift er
m. W. nur mit ein paar wertvollen Be»
fprechungen getreten. Der Mode hat er
mit feinem Buche alfo ficherlich nicht ge»
huldigt. Aber es ift doch bezeichnend, daß
faft gleichzeitig mit der »Frühkeramik«
ein genau dasfelbe Thema behandelndes
englifches Werk1) erfdiienen ift, — bezeichn
nend für den Wandel des Gefchmackes
leit dem Jahre 1906, wo ich in Lehnerts,
allerdings erft 1909 erfchienener Gefchidite
des Kunftgewerbes mehr ahnungs» als ‘
kenntnisreich, aber ficherlich als der erffe,
die frühe chinefifche Töpferei zum Ent»
fetzen der Ming» und Ch'ing»Schwärmer
hoch über das reiche chinefifche Porzellan
der Spätzeit zu (teilen wagte2). Der Ver»
gleich zwifchen den beiden Arbeiten fällt
zweifellos zugunlten des deutfchen For»
fchers aus, obwohl er mit allen Schwierige
keiten der Nachkriegszeit zu kämpfen hatte,
1) Hetherington, The Early Ceramic
Wares of China. London 1922.
2) Nicht ohne ein wohliges Märtyrergefühl
habe ich von Rüdcer=Embden erfahren, daß
ich »wenig Interefle für chinefifche Frühkeramik
zu haben fcheine.«
Nr. 28. 13, IV. 23
die für den Engländer nicht beftehen.
Hetheringtons Ehrgeiz fcheint nicht weiter
gegangen zu fein, als den erften Band von
Flobfons Pottery and Porcelain, das
feit Jahren vergriffen und felbft für den
Engländer kaum zu befchaffen ift, leidlich
zu erfetzen. Rücker»Embden fußt ebenfalls
auf Hobfon, ergänzt und berichtigt ihn
aber vielfach auf Grund felbftändiger Stu»
dien in China und Japan, wie an den
amerikanilch=europäifchen, vor allem aber
den eigenen Sammlungen. Wenn er über
Hobfon auch nicht wefentlich hinauskommt,
was bei dem Stande u. W. wohl überhaupt
unmöglich ilt, fo hat er lieh dodi bemüht,
durch künfflerifche und technifche Beobacht
tungen zu feineren Unterfcheidungen und
klarerer Gruppierung fortzufchreiten. Für
den Liebhaber wird das intereffante Kapitel
über moderneFälfchungen befonderen Wert
haben, in dem der erfahrene Sammler und
gründliche Kenner zu Wort kommt. Ein
genaueres Eingehen auf das Werk muß
ich mir auf eine andere Gelegenheit ver»
fparen, wo ich mich mit dem Verfallet-
über einige grundfätzliche Fragen ausein»
anderzufetzen haben werde. Ein Wort
muß aber über die Tafeln gefagt werden,
die in fehr ftattlicher Größe Originale der
Sammlung des Verfaffers wiedergeben. Die
Aufnahmen und Ätzungen ftammen von
Kirftein 40 Co., der Druck von Ernft
Hedrich Nachf. in Leipzig. Die farbigen
Tafeln [teilen einen wefentlichen Fortfehritt
über die viel bewunderten Abbildungen
desHobfonfchen Werkes dar und geben
Form und Farbe, wie die Oberfläche der
keramifchen Arbeiten fehr gut wieder. Bei»
nahe noch höheres Lob aber verdienen
die fchlichten fchwarzen Netzätzungen. Sie
find geradezu farbiger als die Farbentafeln
und werden auch der »Haut« der Töpfe
fo wunderbar gerecht, daß die Phantafie
felbft die Hand, ein fehr wichtiges Organ
für den Genuß offafiatifcher Keramik, nicht
leer ausgehen läßt. Der Retufche, die ge»
legentlich noch zu verfchönern verflicht hat,
533
Straßenbiid. Von ungarifcben Meiltern einige fehr fcböne Zeichnungen Rippl»
Ronais und endlidt als Gefchenk der Sammlung Hatvany an das Mufeum
ein fdtönes Aquarell aus Picassos Frühzeit.
LITERATUR
Oscar Riicker=Embden, Chinefifdie
Frühkeramik. XII, 174 S. mit 42 Abb.
'im Text, einer Karte und 46 Tafeln, da»
von 24 farbig. 4°. Verlag K. W. Hierfe»
mann, Leipzig 1922.
In diefer betrübten Zeit der chinefifdten
Mode und ihrer bücherldtreibenden An»
beter ilt es eine befondere Freude, über
ein wirklich wertvolles Werk zur chine»
fliehen Kunftgefchichte berichten zu dürfen,
namentlich wenn es wunderbarerweife in
Deutfdiland erfdiienen ift. Der Verfaüer
der»Chinefifdien Frühkeramik« hatte fdion
lange Zeit vor 1918, wo China entdeckt
zu werden pflegte, einen guten Teil feiner
Lebensarbeit, die eigentlich auf ganz andere
Ziele ging, dei Erforfchung der chinelifchen
Töpferei geweiht, ohne vielWefens davon
zu machen. Vor die Öffentlichkeit ift er
m. W. nur mit ein paar wertvollen Be»
fprechungen getreten. Der Mode hat er
mit feinem Buche alfo ficherlich nicht ge»
huldigt. Aber es ift doch bezeichnend, daß
faft gleichzeitig mit der »Frühkeramik«
ein genau dasfelbe Thema behandelndes
englifches Werk1) erfdiienen ift, — bezeichn
nend für den Wandel des Gefchmackes
leit dem Jahre 1906, wo ich in Lehnerts,
allerdings erft 1909 erfchienener Gefchidite
des Kunftgewerbes mehr ahnungs» als ‘
kenntnisreich, aber ficherlich als der erffe,
die frühe chinefifche Töpferei zum Ent»
fetzen der Ming» und Ch'ing»Schwärmer
hoch über das reiche chinefifche Porzellan
der Spätzeit zu (teilen wagte2). Der Ver»
gleich zwifchen den beiden Arbeiten fällt
zweifellos zugunlten des deutfchen For»
fchers aus, obwohl er mit allen Schwierige
keiten der Nachkriegszeit zu kämpfen hatte,
1) Hetherington, The Early Ceramic
Wares of China. London 1922.
2) Nicht ohne ein wohliges Märtyrergefühl
habe ich von Rüdcer=Embden erfahren, daß
ich »wenig Interefle für chinefifche Frühkeramik
zu haben fcheine.«
Nr. 28. 13, IV. 23
die für den Engländer nicht beftehen.
Hetheringtons Ehrgeiz fcheint nicht weiter
gegangen zu fein, als den erften Band von
Flobfons Pottery and Porcelain, das
feit Jahren vergriffen und felbft für den
Engländer kaum zu befchaffen ift, leidlich
zu erfetzen. Rücker»Embden fußt ebenfalls
auf Hobfon, ergänzt und berichtigt ihn
aber vielfach auf Grund felbftändiger Stu»
dien in China und Japan, wie an den
amerikanilch=europäifchen, vor allem aber
den eigenen Sammlungen. Wenn er über
Hobfon auch nicht wefentlich hinauskommt,
was bei dem Stande u. W. wohl überhaupt
unmöglich ilt, fo hat er lieh dodi bemüht,
durch künfflerifche und technifche Beobacht
tungen zu feineren Unterfcheidungen und
klarerer Gruppierung fortzufchreiten. Für
den Liebhaber wird das intereffante Kapitel
über moderneFälfchungen befonderen Wert
haben, in dem der erfahrene Sammler und
gründliche Kenner zu Wort kommt. Ein
genaueres Eingehen auf das Werk muß
ich mir auf eine andere Gelegenheit ver»
fparen, wo ich mich mit dem Verfallet-
über einige grundfätzliche Fragen ausein»
anderzufetzen haben werde. Ein Wort
muß aber über die Tafeln gefagt werden,
die in fehr ftattlicher Größe Originale der
Sammlung des Verfaffers wiedergeben. Die
Aufnahmen und Ätzungen ftammen von
Kirftein 40 Co., der Druck von Ernft
Hedrich Nachf. in Leipzig. Die farbigen
Tafeln [teilen einen wefentlichen Fortfehritt
über die viel bewunderten Abbildungen
desHobfonfchen Werkes dar und geben
Form und Farbe, wie die Oberfläche der
keramifchen Arbeiten fehr gut wieder. Bei»
nahe noch höheres Lob aber verdienen
die fchlichten fchwarzen Netzätzungen. Sie
find geradezu farbiger als die Farbentafeln
und werden auch der »Haut« der Töpfe
fo wunderbar gerecht, daß die Phantafie
felbft die Hand, ein fehr wichtiges Organ
für den Genuß offafiatifcher Keramik, nicht
leer ausgehen läßt. Der Retufche, die ge»
legentlich noch zu verfchönern verflicht hat,