KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
VERANTWORTLICHE REDAKTION
ALFRED KUHN
NR. 45/46 10./17. AUGUST 1923
EinfcndungfsPtelle für alle Manufkripte, außer Österreich und München: Dr.Alfred Kuhn,
Berlin = Friedenau,Fregeltr. 26, Tel.: Rheingau 170 .Für Ölt erreich: Wien er Redaktion, Prof.
Dr. H. Tietze, Wien XIX, Armbruliergaffe 20 -Für München: Münchener Redaktion, Dr. Hans
Rupe', Münch en, Widenmay erltr. 39III • Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hofpitalitr. 11a
BAALBEK
VON MARTIN SCHEDE
IN dem breiten, fruchtbaren
Hoditale, das den Libanon
vom Antiiibanon fdieidet und
dennatiirlichenVerbindungsweg
von Nordfyrien nach Damaskus
darltellt, nabe der Walferfcheide
der beiden Hauptflüfle Syriens,
des Orontes und des Leontes,
liegt Baalbek, heute ein kleines
medanifcher Bevölkerung. Die
Abb. 1. Die Akropolis von Baalbek <Fliegeraufnahme> Anfiedlung ift Wegen der gün-
Itigen Lage gewiß uralt,- auch der heutige Name, der unverkennbar auf
die Stätte eines einltigen Baalkultes hinweilt, ift älter als die helleniftifch—
römifche Zeit, in der die Stätte zu Heliopolis, der Sonnenltadt, umbenannt
ward. Im übrigen fetzt unfere Kenntnis erlt mit dem Beginn unferer Zeit-
rechnung ein, als Baalbek römifche Kolonie, Colonia Julia Augusta Felix
Heliopolitana, wurde. Von nun an geleiten uns nicht eben bedeutende In-
fchriften durch mehrere Jahrhunderte, aber deutlicher als fie fprechen von dem
Auffchwung der Stadt in der Kaiferzeit die gewaltigen Ruinen ihrer Heilige
tümer. Trotz Erdbeben, Brand und Barbarei zählen diefe Überreite noch immer
zu den anfehnlichlten des Altertums. Seit der erften Nachricht durch Martin
Baumgarten 1508 dringt immer wieder in das Abendland Itaunenerregende
Kunde von den riefenhaften Säulenbauten Baalbeks. Das Publikationswerk
der Dilettanti von Wood, 1757, blieb dann die wefentliche Grundlage unferer
Kenntnis, bis eine deutfche Expedition die entfcheidende Arbeit leiltete <1900
bis 1904)V Die Grabungen waren, wie man freilich im voraus gewußt
1) Die Initiative zu diefem Unternehmen geht auf Kaifer Wilhelm II. zurück,- mit der
Organifation wurde die Generalverwaltung der Berliner Mufeen betraut, wiflenfdiaftlidier
Landltädtchen mit arabifch fpre-
ehender, überwiegend muham-
VERANTWORTLICHE REDAKTION
ALFRED KUHN
NR. 45/46 10./17. AUGUST 1923
EinfcndungfsPtelle für alle Manufkripte, außer Österreich und München: Dr.Alfred Kuhn,
Berlin = Friedenau,Fregeltr. 26, Tel.: Rheingau 170 .Für Ölt erreich: Wien er Redaktion, Prof.
Dr. H. Tietze, Wien XIX, Armbruliergaffe 20 -Für München: Münchener Redaktion, Dr. Hans
Rupe', Münch en, Widenmay erltr. 39III • Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hofpitalitr. 11a
BAALBEK
VON MARTIN SCHEDE
IN dem breiten, fruchtbaren
Hoditale, das den Libanon
vom Antiiibanon fdieidet und
dennatiirlichenVerbindungsweg
von Nordfyrien nach Damaskus
darltellt, nabe der Walferfcheide
der beiden Hauptflüfle Syriens,
des Orontes und des Leontes,
liegt Baalbek, heute ein kleines
medanifcher Bevölkerung. Die
Abb. 1. Die Akropolis von Baalbek <Fliegeraufnahme> Anfiedlung ift Wegen der gün-
Itigen Lage gewiß uralt,- auch der heutige Name, der unverkennbar auf
die Stätte eines einltigen Baalkultes hinweilt, ift älter als die helleniftifch—
römifche Zeit, in der die Stätte zu Heliopolis, der Sonnenltadt, umbenannt
ward. Im übrigen fetzt unfere Kenntnis erlt mit dem Beginn unferer Zeit-
rechnung ein, als Baalbek römifche Kolonie, Colonia Julia Augusta Felix
Heliopolitana, wurde. Von nun an geleiten uns nicht eben bedeutende In-
fchriften durch mehrere Jahrhunderte, aber deutlicher als fie fprechen von dem
Auffchwung der Stadt in der Kaiferzeit die gewaltigen Ruinen ihrer Heilige
tümer. Trotz Erdbeben, Brand und Barbarei zählen diefe Überreite noch immer
zu den anfehnlichlten des Altertums. Seit der erften Nachricht durch Martin
Baumgarten 1508 dringt immer wieder in das Abendland Itaunenerregende
Kunde von den riefenhaften Säulenbauten Baalbeks. Das Publikationswerk
der Dilettanti von Wood, 1757, blieb dann die wefentliche Grundlage unferer
Kenntnis, bis eine deutfche Expedition die entfcheidende Arbeit leiltete <1900
bis 1904)V Die Grabungen waren, wie man freilich im voraus gewußt
1) Die Initiative zu diefem Unternehmen geht auf Kaifer Wilhelm II. zurück,- mit der
Organifation wurde die Generalverwaltung der Berliner Mufeen betraut, wiflenfdiaftlidier
Landltädtchen mit arabifch fpre-
ehender, überwiegend muham-