Das neuentdeckte ägyptifche Königsgrab
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gigantilch: wie jene Zeiten, denen fte zu entflammen Icheinen. David und
Saul: ein täppifcher, klobiger, ungefchlachter, faft mißbildungshafter Saul/ feine
rechte Hand ruht auf dem Kopf Davids, aber er blidct ins Weite, Das Ge»
ficht des jugendlichen Harfenfpielers klug, fein! Ohne daß etwas gefprochen
wird, fpinnen fich die Fäden zwifchen den Menfihen. Geheimnis umwallt
fie. So erhalten die Szenen des Alten Teftaments neuen Inhalt, nicht einen
irgend neumodifchen, intellektuell in fie hineingetragenen, fondern das Primi»
tive, Animalifche ihrer Urherkunft wächfl riefenhaft in ihnen empor.
^ Aff red Ktifm
DAS NEUENTDECKTE
ÄGYPTISCHE KÖNIGSGRAB
VON ALEXANDER SCHARFF
WÄHREND des unlängft in Berlin ftattgehabten deutlchen Orientaliften»
tages hielt der Heidelberger Ägyptologe Herrn. Ranke einen Vortrag
über das im November vorigen Jahres von den Engländern entdeckte ägyp»
tifche Königsgrab, wobei zum erftenmal die darin gefundenen Schätze im Licht»
bilde gezeigt wurden. Ohne ein Referat jenes Vortrags hier geben zu wollen,
follen heute auf Grund der in gewaltiger Menge im Berliner Ägyptifchen
Mufeum zufammengeftrömten Erzeugnilfe der etwas reichlichen englifchen
Zeitungspropaganda frühere Ausführungen über das gleiche Thema1) er»
weitert und in einzelnen Punkten berichtigt werden,
Zunächft ift richtigzuftellen, daß wir es bei dem neuen Funde tatfächlich
mit dem Grabe des Königs Tutanchamon zu tun haben, nicht mit einem
Verfteck nach Art des berühmten von Deir el bahari, in das viele Königs»
mumien des Neuen Reiches famt ihren Särgen und allerlei Beigaben aus Angft
und zum Schutze vor Grabräubern gebracht worden waren. Die Sarg»
kammer, von der weiter unten die Rede fein foll, beweift, daß wir es mit
dem wirklichen Grabe'2) zu tun haben, wenn auch außer in der Sargkammer
die fonft übliche Bemalung der Wände mit religiöfen Darftellungen fehlt,
die Anordnung der Räume recht feltfam ift und in auffallendem Gegenfatz
zu den aus langen, hintereinanderfolgenden Korridoren und Hallen be»
flehenden meiften anderen Königsgräbern des Neuen Reiches fteht. Das
heillofe Durcheinander der in dem erften Hauptraum aufgeftapelten Gegen»
ftände wirkt allerdings fo in unmittelbarer Nähe des gewiß feierlich bei»
1> Der Verfafler in der Kunftchronik 1922, H. 11, S. 212. Dort auch näheres über die
zeitliche Anfetzung des Fundes und die Örtlichkeit.
2) Wie fich das neue Grab zu dem von dem Amerikaner Davis früher entdeckten,
mutmaßlichen Grab des gleichen Königs verhält, bedarf noch eingehender Unterfuchungen.
Nr. 31/32. 4/11. V. 23
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gigantilch: wie jene Zeiten, denen fte zu entflammen Icheinen. David und
Saul: ein täppifcher, klobiger, ungefchlachter, faft mißbildungshafter Saul/ feine
rechte Hand ruht auf dem Kopf Davids, aber er blidct ins Weite, Das Ge»
ficht des jugendlichen Harfenfpielers klug, fein! Ohne daß etwas gefprochen
wird, fpinnen fich die Fäden zwifchen den Menfihen. Geheimnis umwallt
fie. So erhalten die Szenen des Alten Teftaments neuen Inhalt, nicht einen
irgend neumodifchen, intellektuell in fie hineingetragenen, fondern das Primi»
tive, Animalifche ihrer Urherkunft wächfl riefenhaft in ihnen empor.
^ Aff red Ktifm
DAS NEUENTDECKTE
ÄGYPTISCHE KÖNIGSGRAB
VON ALEXANDER SCHARFF
WÄHREND des unlängft in Berlin ftattgehabten deutlchen Orientaliften»
tages hielt der Heidelberger Ägyptologe Herrn. Ranke einen Vortrag
über das im November vorigen Jahres von den Engländern entdeckte ägyp»
tifche Königsgrab, wobei zum erftenmal die darin gefundenen Schätze im Licht»
bilde gezeigt wurden. Ohne ein Referat jenes Vortrags hier geben zu wollen,
follen heute auf Grund der in gewaltiger Menge im Berliner Ägyptifchen
Mufeum zufammengeftrömten Erzeugnilfe der etwas reichlichen englifchen
Zeitungspropaganda frühere Ausführungen über das gleiche Thema1) er»
weitert und in einzelnen Punkten berichtigt werden,
Zunächft ift richtigzuftellen, daß wir es bei dem neuen Funde tatfächlich
mit dem Grabe des Königs Tutanchamon zu tun haben, nicht mit einem
Verfteck nach Art des berühmten von Deir el bahari, in das viele Königs»
mumien des Neuen Reiches famt ihren Särgen und allerlei Beigaben aus Angft
und zum Schutze vor Grabräubern gebracht worden waren. Die Sarg»
kammer, von der weiter unten die Rede fein foll, beweift, daß wir es mit
dem wirklichen Grabe'2) zu tun haben, wenn auch außer in der Sargkammer
die fonft übliche Bemalung der Wände mit religiöfen Darftellungen fehlt,
die Anordnung der Räume recht feltfam ift und in auffallendem Gegenfatz
zu den aus langen, hintereinanderfolgenden Korridoren und Hallen be»
flehenden meiften anderen Königsgräbern des Neuen Reiches fteht. Das
heillofe Durcheinander der in dem erften Hauptraum aufgeftapelten Gegen»
ftände wirkt allerdings fo in unmittelbarer Nähe des gewiß feierlich bei»
1> Der Verfafler in der Kunftchronik 1922, H. 11, S. 212. Dort auch näheres über die
zeitliche Anfetzung des Fundes und die Örtlichkeit.
2) Wie fich das neue Grab zu dem von dem Amerikaner Davis früher entdeckten,
mutmaßlichen Grab des gleichen Königs verhält, bedarf noch eingehender Unterfuchungen.
Nr. 31/32. 4/11. V. 23