Literatur
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des Grabes nodi bringen. Aber foviel kann gegenüber der allzu über»
fchwenglichen Begeilterung der Entdecker beute fchon ruhig behauptet werden:
die Schätze des Grabes, überreich an Zahl und äußerem Prunk, liehen rein
künftlerifch betrachtet anderen Erzeugnilfen des ägyptifchen Kunltgewerbes —
und darum handelt es lieh ja zumeilt — höchftens ebenbürtig gegenüber.
Der nicht hoch genug anzulchlagende hauptfächliche Wert des Fundes liegt
indeffen in feiner Gefamtheit, denn hier zum erlten Male haben wir ein fo
gut wie völlig unberührtes ägyptifches Königsgrab aus der Zeit um 1350 v.
Chr. kennen gelernt.
LITERATUR
Kurt Steinbart, Die Tafelgemälde
des Jacob Cornelisz von Amfter»
dam. Studien z.deutfcfienKunftgefchichte
Heft 221. Straßburg, Heitz, 1922.
Diefe Schrift über den Meilter Jacob,
der uns die Amfterdamer Malerei der Zeit
zwilchen 1500 und 1533 repräfentiert, ift
eine tüchtige, nach der guten, auf den deut-
Ichen Univerfitäten heimilchen Methode
durchgeführte und als Doktordiflertation
verwendete Arbeit. Solche Bemühungen,
die Ergebniffe der Stilkritik mit lückenlofer
Kenntnis der Literatur und felbßändigem
Urteil überfichtlich zufammenzußellen, mö-
gen nicht nachgelaffen haben und nicht
lchlechter ausfallen als früher, fie kommen
aber der Forlchung nicht mehr fo reichlich
und regelmäßig zugute wie ehemals, weil
die Gelehrten heutzutage ihre erften Ar»
beiten, die gewöhnlich auch ihre letzten
find, zumeift nicht drucken laßen können.
Wir find der Firma Heitz dankbar da»
für, daß fie in der Periode des Prachtwerks
ihrer Pflicht gegenüber wiflenfchaftlich nütz»
liehen Veröffentlichungen eingedenk bleibt.
Die wefentliche Leiftung des Verfaffers
befteht in forgfamer Sammlung, Sichtung
und Ordnung des Materials an Tafelbildern.
Jacobs Zeichnungen, Wandbilder und Holz»
fchnitte beachtet er nur im Zufammenhange
mit feiner eng und lieber gefaßten Auf»
gäbe. Scheiblers Bilderliße von 1882 — im
Jahrbuch der preußilchen Kunftfammlungen
— bot die Grundlage. Für Steinbarts
Urteilsfähigkeit fpricht, daß er fleh der
Solidität diefer Vorarbeit bewußt wurde.
Alles, was nach 1882 aufgetaucht ift, wird
angefügt oder abgeßoßen, foweit ich fehe,
in allen Fällen mit vollem Rechte. Der
Verfaffer hat eine deutliche und genügend
bewegliche Vorßellung von der freilich
ziemlich konßanten und relativ leicht kennt»
liehen Art feines Meifters gewonnen und
legt den Maßltab diefer Vorftellung mit
Befonnenhe't an alle Gemälde, die mit
Jacob in Verbindung gebracht worden
find. Die Entwicklung des Malers ift ihm
klar geworden, fo daß feine Gliederung
des Werkes nach drei Perioden einleuch»
tend erfcheint. Die Ausfonderung einiger
fchwächerer Stücke zeugt von fidlerem
Kunftempfinden.
Ein wenig gar zu leicht hat es Geh
Steinbart gemacht, als er die Verpflichtung
fühlte, dem holländifthen Meilter einen
Platz anzuweifen im hißorifchenZufammen»
hang. Er verfährt dabei ganz nach der
Schulkonvention. Jacob, der um 1500 be»
ginnt, wird mit dem Meilter des Amfter»
damer Lucia=Bildes verknüpft und als ein
Enkellchüler Geertgens betrachtet, der als
der Lehrer des Lucia» Meifters gilt. Der
Bau der holländifchen Malerei beftand aus
taufend Steinen, von denen der Zufall
uns zehn bewahrt hat, mit diefen zehn
Steinen zu hantieren in dem Wahne, fo
den zerftörten Bau errichten zu können:
diefe Gepflogenheit der Kunfthiftoriker er»
innert an kindliche Spiele.
Bei diefer Gelegenheit notiere ich die
mir bekannt gewordenen Tafelbilder Jacobs,
die in Steinbarts Lifte fehlen:
1. Johannes Evang. und Maria mit dem
Kinde, Außenfeite eines Altarflügels,
und zwar desjenigen Altarflügels, der
zu dem in der Buickhardt»Bachofen»
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des Grabes nodi bringen. Aber foviel kann gegenüber der allzu über»
fchwenglichen Begeilterung der Entdecker beute fchon ruhig behauptet werden:
die Schätze des Grabes, überreich an Zahl und äußerem Prunk, liehen rein
künftlerifch betrachtet anderen Erzeugnilfen des ägyptifchen Kunltgewerbes —
und darum handelt es lieh ja zumeilt — höchftens ebenbürtig gegenüber.
Der nicht hoch genug anzulchlagende hauptfächliche Wert des Fundes liegt
indeffen in feiner Gefamtheit, denn hier zum erlten Male haben wir ein fo
gut wie völlig unberührtes ägyptifches Königsgrab aus der Zeit um 1350 v.
Chr. kennen gelernt.
LITERATUR
Kurt Steinbart, Die Tafelgemälde
des Jacob Cornelisz von Amfter»
dam. Studien z.deutfcfienKunftgefchichte
Heft 221. Straßburg, Heitz, 1922.
Diefe Schrift über den Meilter Jacob,
der uns die Amfterdamer Malerei der Zeit
zwilchen 1500 und 1533 repräfentiert, ift
eine tüchtige, nach der guten, auf den deut-
Ichen Univerfitäten heimilchen Methode
durchgeführte und als Doktordiflertation
verwendete Arbeit. Solche Bemühungen,
die Ergebniffe der Stilkritik mit lückenlofer
Kenntnis der Literatur und felbßändigem
Urteil überfichtlich zufammenzußellen, mö-
gen nicht nachgelaffen haben und nicht
lchlechter ausfallen als früher, fie kommen
aber der Forlchung nicht mehr fo reichlich
und regelmäßig zugute wie ehemals, weil
die Gelehrten heutzutage ihre erften Ar»
beiten, die gewöhnlich auch ihre letzten
find, zumeift nicht drucken laßen können.
Wir find der Firma Heitz dankbar da»
für, daß fie in der Periode des Prachtwerks
ihrer Pflicht gegenüber wiflenfchaftlich nütz»
liehen Veröffentlichungen eingedenk bleibt.
Die wefentliche Leiftung des Verfaffers
befteht in forgfamer Sammlung, Sichtung
und Ordnung des Materials an Tafelbildern.
Jacobs Zeichnungen, Wandbilder und Holz»
fchnitte beachtet er nur im Zufammenhange
mit feiner eng und lieber gefaßten Auf»
gäbe. Scheiblers Bilderliße von 1882 — im
Jahrbuch der preußilchen Kunftfammlungen
— bot die Grundlage. Für Steinbarts
Urteilsfähigkeit fpricht, daß er fleh der
Solidität diefer Vorarbeit bewußt wurde.
Alles, was nach 1882 aufgetaucht ift, wird
angefügt oder abgeßoßen, foweit ich fehe,
in allen Fällen mit vollem Rechte. Der
Verfaffer hat eine deutliche und genügend
bewegliche Vorßellung von der freilich
ziemlich konßanten und relativ leicht kennt»
liehen Art feines Meifters gewonnen und
legt den Maßltab diefer Vorftellung mit
Befonnenhe't an alle Gemälde, die mit
Jacob in Verbindung gebracht worden
find. Die Entwicklung des Malers ift ihm
klar geworden, fo daß feine Gliederung
des Werkes nach drei Perioden einleuch»
tend erfcheint. Die Ausfonderung einiger
fchwächerer Stücke zeugt von fidlerem
Kunftempfinden.
Ein wenig gar zu leicht hat es Geh
Steinbart gemacht, als er die Verpflichtung
fühlte, dem holländifthen Meilter einen
Platz anzuweifen im hißorifchenZufammen»
hang. Er verfährt dabei ganz nach der
Schulkonvention. Jacob, der um 1500 be»
ginnt, wird mit dem Meilter des Amfter»
damer Lucia=Bildes verknüpft und als ein
Enkellchüler Geertgens betrachtet, der als
der Lehrer des Lucia» Meifters gilt. Der
Bau der holländifchen Malerei beftand aus
taufend Steinen, von denen der Zufall
uns zehn bewahrt hat, mit diefen zehn
Steinen zu hantieren in dem Wahne, fo
den zerftörten Bau errichten zu können:
diefe Gepflogenheit der Kunfthiftoriker er»
innert an kindliche Spiele.
Bei diefer Gelegenheit notiere ich die
mir bekannt gewordenen Tafelbilder Jacobs,
die in Steinbarts Lifte fehlen:
1. Johannes Evang. und Maria mit dem
Kinde, Außenfeite eines Altarflügels,
und zwar desjenigen Altarflügels, der
zu dem in der Buickhardt»Bachofen»