Literatur
785
fidi uns diefer in feinen Werken felbfi dar als jener Prophet gleichfam, der
von innen heraus, aus dem Urgrund der Seele den Kosmos geltaltet hat.
Denkt man fich fo einen »Manierilten«? Vermutlich ilt mit diefer Stadt unter
der »fchönlten Frühlingsfonne« Rom gemeint,- dann könnte wohl 1570 als
das Jahr der Entltehung jenes Briefes in Betracht kommen. Mehr wage ich
heute nicht zu fagen. Es fcheint die Hoffnung zu beltehen, daß bei einer
richtigen Verwertung dieses Dokuments und auch unter Heranziehung der
Malerei des Clovio neue Erkenntnisse gewonnen werden.
LITERATUR
Meifferwerke der deutfchen Gold»
fchmiedekunffdervorgotifchenZeit
<Erffer Teil: 9. — 12. Jahrhundert. Zweiter
Teil: 12, und 13. Jahrhundert) von Jof.
Braun. München, Riehn 'S) Reufch.
In diefen zwei Bänden — veröffentlicht
in der wertvollen Reihe '»Sammelhände
zur Gefchichte der Kunft und des Kunft»
gewerbes« — gibt der Verfalfer eine klare
Überficht über die außerordentlidie Ent»
widdung der Goldfchmiedekunft in Deutfdi-
land zwifchen dem 9. und der Mitte des
13. Jahrhunderts. Er teilt die Periode in
die drei Gruppen ein, in welche der Stoff
natürlich zerfällt: die primitive, wenn auch
technilch ausgezeichnete Periode der Karo»
lingerzeit, die Periode der fächlifchen Kaifer
und die des 12. und 13. Jahrhunderts, die
beginnt mit den Arbeiten des Rogerus
von Helmarshaufen — der Theophilus der
»Schedula di versarum artium« — und
endigt mit einem folchen Meifferwerk, wie
dem Altar von St. Eleutherius im Tournai»
Dom mit feinem unverkennbar franzöfifch»
gotifchen Einfchlag. Die erften zwei Peri»
öden haben verhältnismäßig nur wenige der
vielen Arbeiten, die die Chronik meldet,
überlebt, und praktifch find keine vorhan-
den, die beftimmten Künftlern zugefchrieben
werden können. Aber während der letzten
Periode, hauptfächlich dank der Unter»
fuchungen von v. Falke, ilt es mehr oder
weniger möglich, die Arbeiten verfchie»
denen Schulen einzuordnen.
Der hauptfächlichffe Teil des vorliegen»
den Werkes ilt vortrefflich dargeffellt und
bietet gutgewählte Illuftrationen, denen
fehr eingehende technifehe Befchreibungen
beigegeben find,- und in der Einleitung zu
jedem Band zeigt der Verfalfer die ver»
fchiedenen Phafen, die diefes Kunfthand»
werk in feiner Entwicklung aufweiff. Aber
es ilt bedauerlich, trotz einer guten Lite»
raturkenntnis eine beinahe vollffändige Ab-
wefenheit kritifdher Erörterung feffffellen
zu müffen, und in dem zweiten Band ilt
es fchwierig, irgend ein Schema zu ent»
decken, unter welches die Kunffwerke ein»
zuordnen wären. Zum Beifpiel den Altar
von St. Heribert in Deutz dem großen
Meilter der Maas »Schule Godefroid de
Claire zuzufchreiben, ilt angeblich grund»
los. Auch wird diefer Künftler nicht er»
wähnt als Verfertiger des Hauptreliquien»
kältchens von St. Alexander in Brüffel, des
Altars von St. Servatius in Maastricht, des
St. Andreas=Triptychons in Trier und des
Kreuzfockeis in St. Omer und vieler
anderer Werke, die ziemlich zuverläffig
aus feiner Werkffatt flammen. Ebenfalls
find dem Nicolas von Verdun nur feine
zwei fignierten Arbeiten zugefchrieben: das
EmaibAltarffück in Klolterneuberg, datiert
1181, und der Schrein von Notre Dame
in Tournai, fertiggelfeilt im Jahre 1205.
Aber beim Vergleich mit diefem fcheint
es höchff wahrfcheinlich, daß der Schrein
von St. Anno in Siegburg und der von
St. Albinus in St, Pantaleon in Köln aus
derfelben Hand Itammen, wie falt gewiß
der Schrein der Dreikönige im Kölner
Dom — ungeachtet der vielen Abenteuer,
die er vielleicht durchmachte, das größte
Beifpiel vorgotifcher Goldfchmiedekunff.
Von diefer letzten Arbeit, die alle Zweige
des Handwerks in feiner vollften Ent»
wicklung darffellt, find 15 gute Abbil»
düngen dem Buche beigefügt, aber der
Verfalfer fagt, daß die Theorie, das Werk
flamme aus der Werkffatt von St. Panta»
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fidi uns diefer in feinen Werken felbfi dar als jener Prophet gleichfam, der
von innen heraus, aus dem Urgrund der Seele den Kosmos geltaltet hat.
Denkt man fich fo einen »Manierilten«? Vermutlich ilt mit diefer Stadt unter
der »fchönlten Frühlingsfonne« Rom gemeint,- dann könnte wohl 1570 als
das Jahr der Entltehung jenes Briefes in Betracht kommen. Mehr wage ich
heute nicht zu fagen. Es fcheint die Hoffnung zu beltehen, daß bei einer
richtigen Verwertung dieses Dokuments und auch unter Heranziehung der
Malerei des Clovio neue Erkenntnisse gewonnen werden.
LITERATUR
Meifferwerke der deutfchen Gold»
fchmiedekunffdervorgotifchenZeit
<Erffer Teil: 9. — 12. Jahrhundert. Zweiter
Teil: 12, und 13. Jahrhundert) von Jof.
Braun. München, Riehn 'S) Reufch.
In diefen zwei Bänden — veröffentlicht
in der wertvollen Reihe '»Sammelhände
zur Gefchichte der Kunft und des Kunft»
gewerbes« — gibt der Verfalfer eine klare
Überficht über die außerordentlidie Ent»
widdung der Goldfchmiedekunft in Deutfdi-
land zwifchen dem 9. und der Mitte des
13. Jahrhunderts. Er teilt die Periode in
die drei Gruppen ein, in welche der Stoff
natürlich zerfällt: die primitive, wenn auch
technilch ausgezeichnete Periode der Karo»
lingerzeit, die Periode der fächlifchen Kaifer
und die des 12. und 13. Jahrhunderts, die
beginnt mit den Arbeiten des Rogerus
von Helmarshaufen — der Theophilus der
»Schedula di versarum artium« — und
endigt mit einem folchen Meifferwerk, wie
dem Altar von St. Eleutherius im Tournai»
Dom mit feinem unverkennbar franzöfifch»
gotifchen Einfchlag. Die erften zwei Peri»
öden haben verhältnismäßig nur wenige der
vielen Arbeiten, die die Chronik meldet,
überlebt, und praktifch find keine vorhan-
den, die beftimmten Künftlern zugefchrieben
werden können. Aber während der letzten
Periode, hauptfächlich dank der Unter»
fuchungen von v. Falke, ilt es mehr oder
weniger möglich, die Arbeiten verfchie»
denen Schulen einzuordnen.
Der hauptfächlichffe Teil des vorliegen»
den Werkes ilt vortrefflich dargeffellt und
bietet gutgewählte Illuftrationen, denen
fehr eingehende technifehe Befchreibungen
beigegeben find,- und in der Einleitung zu
jedem Band zeigt der Verfalfer die ver»
fchiedenen Phafen, die diefes Kunfthand»
werk in feiner Entwicklung aufweiff. Aber
es ilt bedauerlich, trotz einer guten Lite»
raturkenntnis eine beinahe vollffändige Ab-
wefenheit kritifdher Erörterung feffffellen
zu müffen, und in dem zweiten Band ilt
es fchwierig, irgend ein Schema zu ent»
decken, unter welches die Kunffwerke ein»
zuordnen wären. Zum Beifpiel den Altar
von St. Heribert in Deutz dem großen
Meilter der Maas »Schule Godefroid de
Claire zuzufchreiben, ilt angeblich grund»
los. Auch wird diefer Künftler nicht er»
wähnt als Verfertiger des Hauptreliquien»
kältchens von St. Alexander in Brüffel, des
Altars von St. Servatius in Maastricht, des
St. Andreas=Triptychons in Trier und des
Kreuzfockeis in St. Omer und vieler
anderer Werke, die ziemlich zuverläffig
aus feiner Werkffatt flammen. Ebenfalls
find dem Nicolas von Verdun nur feine
zwei fignierten Arbeiten zugefchrieben: das
EmaibAltarffück in Klolterneuberg, datiert
1181, und der Schrein von Notre Dame
in Tournai, fertiggelfeilt im Jahre 1205.
Aber beim Vergleich mit diefem fcheint
es höchff wahrfcheinlich, daß der Schrein
von St. Anno in Siegburg und der von
St. Albinus in St, Pantaleon in Köln aus
derfelben Hand Itammen, wie falt gewiß
der Schrein der Dreikönige im Kölner
Dom — ungeachtet der vielen Abenteuer,
die er vielleicht durchmachte, das größte
Beifpiel vorgotifcher Goldfchmiedekunff.
Von diefer letzten Arbeit, die alle Zweige
des Handwerks in feiner vollften Ent»
wicklung darffellt, find 15 gute Abbil»
düngen dem Buche beigefügt, aber der
Verfalfer fagt, daß die Theorie, das Werk
flamme aus der Werkffatt von St. Panta»