KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
VERANTWORTLICHE REDAKTION
ALFRED KUHN
NR. 30 27. APRIL 1923
Ein fendungs (teile für alle Manufkripte, außer Österreich und München: Dr.AIfred Kuhn,
Berli n-Friedenau,F regelt r. 26, Tel.: Rheingau 170 *FürÖ(terreidi:WienerRedaktion,Prof.
Dr. H. Tie tze, Wien XIX, Armbrultergaffe 20 *Für München: Münchener Redaktion, Dr, Hans
Rupe, München, Widenmayerftr. 39III • Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hofpitalltr. 11a
SKULPTUREN GEORG PETELS
VON KARL FEUCHTMAyR
DURCH das weitgehende Entgegenkommen der Kirchenverwaltungen beider
Konfeffionen und des Stiftungsfenates des Stadtrates i(t es dem Direktor
des Stadtarchivs Dr. Wiedenmann ermöglicht worden, Gemälde und Skulpturen
des 15., 16. und 17. Jahrhunderts, die bisher fchwer zugänglich oder ungünltig
aufgeltellt waren, fowie gleichzeitige graphifche Arbeiten dem Augsburger
Publikum im Kunltvereinshaufe vorzuführen. Befonders dankenswert war
die Ausheilung von Holzfkulpturen des Bildhauers Georg Petel.
Der Name Petel hatte einmal einen guten Klang. Sandrart fpricht von
dem Meilter ausführlich in feiner »Teutfchen Akademie«, felblt ein Italiener,
der Genuefer Rafaele Soprani, hat ihm ein literarifches Denkmal gefetzt und
noch im 18. Jahrhundert pries man ihn als den »teutfchen Michelangelo«. Heute
ilt er foviel wie unbekannt. Von Modern und Oldenbourg wurde zwar einiges
Neues über ihn beigebracht, aber diefe Hinweife haben in der modernen Kunlt-
gefchichtsfchreibung kein Echo gefunden.1)
Gleich den berühmten in München tätigen Bildhauern Hans Krümper
und Chriltoph Angermair wurde Petel in dem oberbayerifchen Städtchen
Weilheim geboren. Nach der üblichen Lehrzeit bei einem einheimifchen Meilter
—- bei Degler oder Steinle — zog der junge Bildhauergefelle nach Rom, wo
er offenbar in enge Beziehungen zu Francpois Duquesnoy getreten ilt, dann —
nach dem Bericht Sopranis — nach Genua, wo er van Dydc kennengelernt
hat. Im Verlaufe der weiteren Wanderfchaft gelangte er fchließlich in die
Niederlande. Im perfönlichen Verkehr mit Rubens hat er hier die für feine
künftlerifche Entwicklung entfcheidenden Anregungen erfahren.
Nachdem er noch an verfchiedenen deutfchen Fürltenhöfen verweilt hatte,
tauchte er 1625 in Augsburg auf. In kurzer Zeit ilt er der führende Meilter,
er gelangt zu Anfehen und wird fogar in den Rat gewählt. Um 1630 be-
gibt er lieh ein zweites Mal zu Rubens. Van Dyck hat ihn damals gemalt.
1) Mein Buch »Bayerifche und fchwäbifche Bildhauer des frühen 17. Jahrhunderts«, das
Anfang 1924 im Verlag Dr. Benno Filfers in Augsburg herauskommen wird, enthält ein
ausführliches Kapitel über Petel und feine Kunlt.
VERANTWORTLICHE REDAKTION
ALFRED KUHN
NR. 30 27. APRIL 1923
Ein fendungs (teile für alle Manufkripte, außer Österreich und München: Dr.AIfred Kuhn,
Berli n-Friedenau,F regelt r. 26, Tel.: Rheingau 170 *FürÖ(terreidi:WienerRedaktion,Prof.
Dr. H. Tie tze, Wien XIX, Armbrultergaffe 20 *Für München: Münchener Redaktion, Dr, Hans
Rupe, München, Widenmayerftr. 39III • Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hofpitalltr. 11a
SKULPTUREN GEORG PETELS
VON KARL FEUCHTMAyR
DURCH das weitgehende Entgegenkommen der Kirchenverwaltungen beider
Konfeffionen und des Stiftungsfenates des Stadtrates i(t es dem Direktor
des Stadtarchivs Dr. Wiedenmann ermöglicht worden, Gemälde und Skulpturen
des 15., 16. und 17. Jahrhunderts, die bisher fchwer zugänglich oder ungünltig
aufgeltellt waren, fowie gleichzeitige graphifche Arbeiten dem Augsburger
Publikum im Kunltvereinshaufe vorzuführen. Befonders dankenswert war
die Ausheilung von Holzfkulpturen des Bildhauers Georg Petel.
Der Name Petel hatte einmal einen guten Klang. Sandrart fpricht von
dem Meilter ausführlich in feiner »Teutfchen Akademie«, felblt ein Italiener,
der Genuefer Rafaele Soprani, hat ihm ein literarifches Denkmal gefetzt und
noch im 18. Jahrhundert pries man ihn als den »teutfchen Michelangelo«. Heute
ilt er foviel wie unbekannt. Von Modern und Oldenbourg wurde zwar einiges
Neues über ihn beigebracht, aber diefe Hinweife haben in der modernen Kunlt-
gefchichtsfchreibung kein Echo gefunden.1)
Gleich den berühmten in München tätigen Bildhauern Hans Krümper
und Chriltoph Angermair wurde Petel in dem oberbayerifchen Städtchen
Weilheim geboren. Nach der üblichen Lehrzeit bei einem einheimifchen Meilter
—- bei Degler oder Steinle — zog der junge Bildhauergefelle nach Rom, wo
er offenbar in enge Beziehungen zu Francpois Duquesnoy getreten ilt, dann —
nach dem Bericht Sopranis — nach Genua, wo er van Dydc kennengelernt
hat. Im Verlaufe der weiteren Wanderfchaft gelangte er fchließlich in die
Niederlande. Im perfönlichen Verkehr mit Rubens hat er hier die für feine
künftlerifche Entwicklung entfcheidenden Anregungen erfahren.
Nachdem er noch an verfchiedenen deutfchen Fürltenhöfen verweilt hatte,
tauchte er 1625 in Augsburg auf. In kurzer Zeit ilt er der führende Meilter,
er gelangt zu Anfehen und wird fogar in den Rat gewählt. Um 1630 be-
gibt er lieh ein zweites Mal zu Rubens. Van Dyck hat ihn damals gemalt.
1) Mein Buch »Bayerifche und fchwäbifche Bildhauer des frühen 17. Jahrhunderts«, das
Anfang 1924 im Verlag Dr. Benno Filfers in Augsburg herauskommen wird, enthält ein
ausführliches Kapitel über Petel und feine Kunlt.