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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 58.1923 (April-Septembert)

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Nr. 30
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Feuchtmayr, Karl: Skulpturen Georg Petels
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https://doi.org/10.11588/diglit.39788#0080

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578

Skulpturen Georg Petels


Abb. 1. Georg Petel, Grabchriltus <Augsburg, St. Stephan)

1634, nach einer nur neunjährigen Tätigkeit in Augsburg, ift er im beiten
Manne'salter ein Opfer der Pelt geworden.
Petel fand in Augsburg einen giinltigen Boden für die Ausübung feiner
Kunlt. Chriltoph Murmann war um 1625 bereits ein vergleichsweife rück-
Itändiger Meilter und auch jüngere Bildhauer wie Kafpar Menneler, die einen
etwas leeren Kfaffizismus vertraten, zehrten immer noch von dem Erbe der
einlt am Münchener Hofe tätigen »italienifterenden Niederländer«. Petel war
ihnen nicht nur durch feine Begabung, fondern auch durch feinen Bildungs-
gang überlegen. Seine Tätigkeit bedeutet denn auch in der Gefchichte der
Augsburger Plaltik eine Blütezeit, freilich nur eine kurze und — die letzte.
In der Maffigkeit und Schwere der Körperformen, in der Steigerung der
Plaltizität und malerifchen Wirkung und in der naturaliltifdhen OberfIächen-
behandlung verraten fich bei Petel Tendenzen, die fich zu feiner Zeit in der
gefamten abendländifchen Kunlt durchzufetzen begannen. Ein Barock im Sinne
Berninis, des fpäten Rubens oder eines vlämifchen Bildhauers wie Arturs
Quellinus ift es jedoch nicht. Eher käme als kunltgefchichtliche Parallele jener
plaltifch gerichtete Stil in Betracht, wie er für Rubens in der Zeit zwilchen
1610 und 1615 bezeichnend ist. Der Umltand, daß Petel von einer Kunlt,
die von der der italienifterenden Niederländer abgeleitet war, feine erlten Ein-
drücke empfangen hat, daß er dann mit Künltlern wie Duquesnoy und van
Dyck in Berührung gekommen ift, blieb eben nicht ohne Folge. Auch bei
ihm macht fich eine akademifche Note geltend, ein Streben nach Eleganz im
Sinne eines allgemein gültigen Klaffizismus. In seiner Kunlt find aber auch
noch in hohem Maße, heimifche, füddeutfche Traditionen lebendig geblieben.
 
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