Sammlungen — Aus Privatfammlungen
705
ren von Donners Mehlmarklbrunnen, feit
einem halben Jahrhundert in einem ffädti»
fchen Depot vergraben, aufgeftellt werden
konnten,• durch Darleihung diefer Blei»
figuren hat der Wiener Stadtrat nicht nur
dem Mufeum zu einem Höhepunkt ver»
holfen, fondern auch die Möglichkeit ge»
boten, daß dem deutfchen und öfterreichi»
fchen Volke einer feiner beiten Künltler in
ein fiolzes Bewußtfein zurückgebracht wer»
den wird.
An diefen Saal fchließen fich nach ver»
fchiedenen Richtungen das Skizzenkabinett
mit einer Auswahl der beiten Skizzen der
öfterreichifchen Freskanten, das Marmor»
kabinett mit drei Skulpturen von B. Moll,
der Marmorffatue Kaifers Franz I., feiner
Bronzebüfte und der vergoldeten Bronze»
bülte des Feldmarlchalls Pürlten Liechten»
ftein, und endlich der »Grüne Saal« mit
Bildern des »Kremfer»Schmidt« und früh»
barocken Skulpturen. Den Abfchluß bildet
der Landfchaftenraum, wo an den Bildern
von Hartmann, Faiffenberger, Platzer, Jan»
neck, Schinnagl und Brand die große Be»
deutung der barocken Landlchaft für die
naturaliltifche Malerei des 19. Jahrhunderts
erkennbar wird. So klingt das Barock»
mufeum in einen Hinweis auf die neue
Aufhellung der ölterreichifchen Kunft des
19. Jahrhunderts aus, die im »Oberen Bel»
vedere« der Vollendung entgegengeht.
Im Verlag von Anton Schroll in Wien
ilt ein reich illultrierter Katalog des Barock»
mufeums erfchienen, der alle Interieurs und
falt alle Einzelltüdce im Bilde zeigt. Er
ilt — wie das Mufeum fclblt — ein Werk
des Direktors F. M. Haberditzl und fei»
nes Affiltenten B. Grimfchitz. H. Tietze
AUS PRIVATSAMMLUNGEN
Effen. In hiefigen Privatbefitz ilt vor
kurzem ein bedeutfames Frauenbildnis
aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts
gelangt, das, unfigniert, im Frankfurter
Kunlthandel aufgetaucht war und von
Meier»Gräfe mit großer Beltimmtheit auf
Hans von Marees zurückgeführt wird.
Es ilt wahrfcheinlich während des Mün»
ebener Aufenthalts des Malers um 1863
entlfanden, ein Frühwerk des Sechsund»
zwanzigjährigen, das mit feiner klaren,
fauberen Modellierung der Gefichtszüge
Hans von Marees, Frauenbifdnis um 1863
<Privatbefitz in Eflen)
dem etwas konventionellen Porttät der
Frau Lier aus demfelben Jahre nahelteht,
während andererfeits die beltrickendeWeich»
heit, mit der fich fein rötlich gewärmtes
Fleifch und das gleichgetönte Haar aus
der bräunlichen Dämmerung des Hinter-
grunds löfen, an das berühmte rembrandt»
hafte Bild des Präfidenten von Marees aus
1862 gemahnt. Von befonderer Groß-
artigkeit ilt die Raffung der von den Hän-
den ruhevoll zufammengehaltenen Mantille,
im Verein mit dem groß und gleichmütig
eingeftellten Auge der Dame erzeugt das
eine Wirkung der Vornehmheit, der fich
der Belchauer falt betroffen neigt.
*
Budapeff. Dem bekannten Sammler
Friedr. Glück in Budapelt ift vom Reichs»
verwefer Nie, v. Horthy der Titel eines
Oberregierungsrates verliehen worden, was
wohl auch von all jenen ausländifchen
Kunfihiftorikern, die Gelegenheit hatten,
ihn und feine Sammlungen kennen zu
lernen, mit aufrichtiger Genugtuung ent-
gegengenommen wird. Glück hat fich wäh-
rend vieler Jahre als Stadtrepräfentant
große Verdienlte erworben und ilt als ed-
ler Philanthrop und Förderer der fdhönen
Künfte allbekannt und verehrt. Er hat
705
ren von Donners Mehlmarklbrunnen, feit
einem halben Jahrhundert in einem ffädti»
fchen Depot vergraben, aufgeftellt werden
konnten,• durch Darleihung diefer Blei»
figuren hat der Wiener Stadtrat nicht nur
dem Mufeum zu einem Höhepunkt ver»
holfen, fondern auch die Möglichkeit ge»
boten, daß dem deutfchen und öfterreichi»
fchen Volke einer feiner beiten Künltler in
ein fiolzes Bewußtfein zurückgebracht wer»
den wird.
An diefen Saal fchließen fich nach ver»
fchiedenen Richtungen das Skizzenkabinett
mit einer Auswahl der beiten Skizzen der
öfterreichifchen Freskanten, das Marmor»
kabinett mit drei Skulpturen von B. Moll,
der Marmorffatue Kaifers Franz I., feiner
Bronzebüfte und der vergoldeten Bronze»
bülte des Feldmarlchalls Pürlten Liechten»
ftein, und endlich der »Grüne Saal« mit
Bildern des »Kremfer»Schmidt« und früh»
barocken Skulpturen. Den Abfchluß bildet
der Landfchaftenraum, wo an den Bildern
von Hartmann, Faiffenberger, Platzer, Jan»
neck, Schinnagl und Brand die große Be»
deutung der barocken Landlchaft für die
naturaliltifche Malerei des 19. Jahrhunderts
erkennbar wird. So klingt das Barock»
mufeum in einen Hinweis auf die neue
Aufhellung der ölterreichifchen Kunft des
19. Jahrhunderts aus, die im »Oberen Bel»
vedere« der Vollendung entgegengeht.
Im Verlag von Anton Schroll in Wien
ilt ein reich illultrierter Katalog des Barock»
mufeums erfchienen, der alle Interieurs und
falt alle Einzelltüdce im Bilde zeigt. Er
ilt — wie das Mufeum fclblt — ein Werk
des Direktors F. M. Haberditzl und fei»
nes Affiltenten B. Grimfchitz. H. Tietze
AUS PRIVATSAMMLUNGEN
Effen. In hiefigen Privatbefitz ilt vor
kurzem ein bedeutfames Frauenbildnis
aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts
gelangt, das, unfigniert, im Frankfurter
Kunlthandel aufgetaucht war und von
Meier»Gräfe mit großer Beltimmtheit auf
Hans von Marees zurückgeführt wird.
Es ilt wahrfcheinlich während des Mün»
ebener Aufenthalts des Malers um 1863
entlfanden, ein Frühwerk des Sechsund»
zwanzigjährigen, das mit feiner klaren,
fauberen Modellierung der Gefichtszüge
Hans von Marees, Frauenbifdnis um 1863
<Privatbefitz in Eflen)
dem etwas konventionellen Porttät der
Frau Lier aus demfelben Jahre nahelteht,
während andererfeits die beltrickendeWeich»
heit, mit der fich fein rötlich gewärmtes
Fleifch und das gleichgetönte Haar aus
der bräunlichen Dämmerung des Hinter-
grunds löfen, an das berühmte rembrandt»
hafte Bild des Präfidenten von Marees aus
1862 gemahnt. Von befonderer Groß-
artigkeit ilt die Raffung der von den Hän-
den ruhevoll zufammengehaltenen Mantille,
im Verein mit dem groß und gleichmütig
eingeftellten Auge der Dame erzeugt das
eine Wirkung der Vornehmheit, der fich
der Belchauer falt betroffen neigt.
*
Budapeff. Dem bekannten Sammler
Friedr. Glück in Budapelt ift vom Reichs»
verwefer Nie, v. Horthy der Titel eines
Oberregierungsrates verliehen worden, was
wohl auch von all jenen ausländifchen
Kunfihiftorikern, die Gelegenheit hatten,
ihn und feine Sammlungen kennen zu
lernen, mit aufrichtiger Genugtuung ent-
gegengenommen wird. Glück hat fich wäh-
rend vieler Jahre als Stadtrepräfentant
große Verdienlte erworben und ilt als ed-
ler Philanthrop und Förderer der fdhönen
Künfte allbekannt und verehrt. Er hat