762-
Baalbek
delTen Stil man gern, aber nicht ganz zutreffend als »barock« bezeichnet hat
und das übrigens bautechnifch mit bedenklicher Sorglofigkeit ausgeführt und
in vielen Einzelheiten unvollendet geblieben ift, entfprechend der .jeweiligen
Einltellung mit entziidcter oder ablehnender Verwunderung betrachtet. Auf
jeden Fall darf man rückhaltlos anerkennen, wie die antike Baukunfi in einer
Zeit fchwerlten wirtfchaftlichen Niederganges unbeirrt und erfolgreich um neue
Ideen ringt. Denn daß der Rundtempel in das 3. Jahrhundert n. Chr., etwa in
die Zeit des Philippus Arabs <244 — 248 n. Chr.) gehört, ift recht wahrfcheinlich.
Zuverläffige Überlieferungen über
die Bntftehung der Bauten von Baal»
bek befitzen wir ja leider überhaupt
nicht. Durch ftilvergleichende Unter»
fuchungen ift es neuerdings glaubhaft
geworden, daß der große Tempel be»
reits in der erften Hälfte des 1. Jahr»
hunderts n.Chr. entftanden ift1 2). Für
die Höfe und den kleineren Tempel
empfiehlt fich etwa die Zeit des An»
toninus Pius<138 —161 n. Chr.)/ unter
Caracalla <211 — 217 n.Chr.) dürften
die vielleicht fchon früher begonnenen
Propyläen und damit der gefamte
Baukomplex der Akropolis vollendet
fein. Aus diefer langen Baugefchichte
ergeben fich natürlich unverkennbare Unterfchiede in der ornamentalen Formen»
gebung, die fich, wenn auch gelegentlich von weftrömifdien Einflülfen ftärker
durchfetzt, im großen Rahmen der römifch=fyrifchen Kunlt entwickelt.
In ihrer Größe und ihrer Erhaltung, und, wie wir jetzt endlich Tagen
dürfen, durch ihre ausgiebige wiffenfchaftliche Verarbeitung, find diefe Ruinen v
eine Hauptquelle kunltgefchichtlicher Erkenntnis. Der herrliche, allen gemein»
fame Bauftoff, ein feiner Kalkftein von warmer, gelblicher Tönung, fteigert
ihre künftlerifche Wirkung ganz außerordentlich. Das Berliner Mufeum darf
fich glüddich fchätzen, ausreichende Proben der Architektur von Baalbek in
feinem Befitze zu willen. Sie werden fpäterhin im Neubau, zufammen mit
dem Trajaneum von Pergamon und dem Eingangstor des Südmarktes von
Milet, einen unvergleichlichen Überblick über die öftliche römifche Reichskunlt
ermöglichen, deren Ichwere, reiche Pracht noch in der bereits aufgeltellten
Faflade von Mfchatta hundertfach nachklingt.
1) Weigand im Jahrbuch des Ardiäol. Inftituts XXIX 1914, 37 ff.
2) Pudiffein im Ardiäol. Anzeiger 1906, 224 ff.
Abb.4, Der Rundtempel, Riickanficht
Baalbek
delTen Stil man gern, aber nicht ganz zutreffend als »barock« bezeichnet hat
und das übrigens bautechnifch mit bedenklicher Sorglofigkeit ausgeführt und
in vielen Einzelheiten unvollendet geblieben ift, entfprechend der .jeweiligen
Einltellung mit entziidcter oder ablehnender Verwunderung betrachtet. Auf
jeden Fall darf man rückhaltlos anerkennen, wie die antike Baukunfi in einer
Zeit fchwerlten wirtfchaftlichen Niederganges unbeirrt und erfolgreich um neue
Ideen ringt. Denn daß der Rundtempel in das 3. Jahrhundert n. Chr., etwa in
die Zeit des Philippus Arabs <244 — 248 n. Chr.) gehört, ift recht wahrfcheinlich.
Zuverläffige Überlieferungen über
die Bntftehung der Bauten von Baal»
bek befitzen wir ja leider überhaupt
nicht. Durch ftilvergleichende Unter»
fuchungen ift es neuerdings glaubhaft
geworden, daß der große Tempel be»
reits in der erften Hälfte des 1. Jahr»
hunderts n.Chr. entftanden ift1 2). Für
die Höfe und den kleineren Tempel
empfiehlt fich etwa die Zeit des An»
toninus Pius<138 —161 n. Chr.)/ unter
Caracalla <211 — 217 n.Chr.) dürften
die vielleicht fchon früher begonnenen
Propyläen und damit der gefamte
Baukomplex der Akropolis vollendet
fein. Aus diefer langen Baugefchichte
ergeben fich natürlich unverkennbare Unterfchiede in der ornamentalen Formen»
gebung, die fich, wenn auch gelegentlich von weftrömifdien Einflülfen ftärker
durchfetzt, im großen Rahmen der römifch=fyrifchen Kunlt entwickelt.
In ihrer Größe und ihrer Erhaltung, und, wie wir jetzt endlich Tagen
dürfen, durch ihre ausgiebige wiffenfchaftliche Verarbeitung, find diefe Ruinen v
eine Hauptquelle kunltgefchichtlicher Erkenntnis. Der herrliche, allen gemein»
fame Bauftoff, ein feiner Kalkftein von warmer, gelblicher Tönung, fteigert
ihre künftlerifche Wirkung ganz außerordentlich. Das Berliner Mufeum darf
fich glüddich fchätzen, ausreichende Proben der Architektur von Baalbek in
feinem Befitze zu willen. Sie werden fpäterhin im Neubau, zufammen mit
dem Trajaneum von Pergamon und dem Eingangstor des Südmarktes von
Milet, einen unvergleichlichen Überblick über die öftliche römifche Reichskunlt
ermöglichen, deren Ichwere, reiche Pracht noch in der bereits aufgeltellten
Faflade von Mfchatta hundertfach nachklingt.
1) Weigand im Jahrbuch des Ardiäol. Inftituts XXIX 1914, 37 ff.
2) Pudiffein im Ardiäol. Anzeiger 1906, 224 ff.
Abb.4, Der Rundtempel, Riickanficht