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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 58.1923 (April-Septembert)

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Nr. 49/50
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39788#0337

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Kleinfltulpturen Stefano Madernos

833


das mag die Ver»

Stefano Maderno., Herkules und Kakus
fevati dattepiu bette statue anticbe. Auch
Bronzegüfie laden dch darauf hin dem Ma»
derno zuweifen.
Von den fig»
nierten Stücken
greife ich »Her»
kules, den Kakus
zerprefiend« her-
aus (Abbildung).
Die Signatur
wurde A w/^gelefen -0
kennung begründen. Meine Aufnahme ent-
hebt midi der Befchreibung. Das Motiv
ilt bekannt. Eine altertümlidie Kleinbronze
wird Pollajuolo zugefchrieben, hier liegen
die Leiber renaiflancemäßig getrennt wie
Konvexkurven einander gegenüber. Micheb
angelo und Bandinelli haben in böfem Wett»
fireit das Motiv behandelt, die Gruppe
Bandinellis ließ (ich in einem Berliner Bozzetto
nachweifen. De' Rossi hat einen ähnlichen
Ringkampf im Palazzo vecchio zu Florenz,
Herkules und Diomedes genannt, und auch
Ammanati verwandte die Gruppe für einen
Brunnen der Villa di Quarto. Nun faßt

Maderno das Motiv neu. Kakus ver»
klammert fich mit dem rechten Bein an
Herkules, fdireiend ßemmt er fich mit der
rechten Hand von feinem Kopf, mit der
linken Hand von feiner Schulter ab.
Voh diefem Bozzetto findet fich ein
Bronzenachguß in der für die Kenntnis der
Kleinfkufptur des 17. italienifchen Jahr»
hunderts fo ungemein wichtigen Sammlung
des Dresdener Albertinum. Er Itimmt
genau mit dem Bozzetto überein — eines
alfo der moctetti gettati di meiatto per
servigio di varij Personaggi. Unterfucht
man Stil und Gußtechnik genau, fo läßt
fich auch für einige andere Dresdener Klein»
bronzen auf die Autorfchaft Madernos
fchließen. Doch foll hier ein befiimmter
Nachweis nicht durch eine Reihe hypo»
thetilcher Zufdireibungen getrübt werden.
Hin weifen möchte ich aber auf einen Bozzetto
des Victoria and Albert Mufeum, der
in ungebranntem Ton roher geformt das
Motiv wiederholt. Der Katalog bezeichnet
ihn als Florentinifch 16. Jahrhundert und
vermutet als Autor Ammanati. Selblt wenn
man diefeZulchreibung als Itililtifch durchaus
unbegründet ablehnte, behielt das Stück
etwas Rätfelhaftes. Die Bozzettiforfchung
— wenn ich diefen Titulus prägen darf —
bringt auch hier auf die richtige Spur: ich
möchte das Stück als eine Schülerarbeit
anfprechen, gearbeitet nach einer Bronze
des Stefano Maderno.
Hier ilt eine der Möglichkeiten gewonnen,
um in die Werkfiätten der Kleinbronzen
des italienilchen Barocks einzutreten. Sich»
tung und Ordnung, wie fie für die Klein»
bronzen des 15. und 16. Jahrhunderts mög»
lieh waren, werden fich aber diefem kompli»
zierteren Organismus gegenüber kaum er»
reichen lallen. A. E. Brinctmann
•k
Eine Zeichnung Michelangelos
für die Vorfahren Chrilti in der
Sixtinifchen Kapelle
In feinem ausgezeichneten Katalog der
Zeichnungen alter Meifier in der Chrifi»
Church» Library in Oxford bringt C. F.
Bell unter Michelangelo eine Zeichnung,
die höhere Beachtung verdient, als ihr bis»
her zuteil geworden ilt, Er nennt fie kurz:
 
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