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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

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Gerland, Otto: Die Werke der Kleinkunst in der Kirche zum heiligen Kreuze zu Hildesheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0029

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22 DIE WERKE DER KLEINKUNST IN DER KIRCHE ZUM HEILIGEN KREUZE ZU HILDESHEIM

hat man es sehr verständigerweise nicht »restauriert«,
sondern durch einen Vorhang verdeckt und auf diese
Weise erhalten. Links vom Beschauer, also auf der
rechten Seite des Bildes thront Maria, ein Buch in
der Hand haltend; soweit man es noch erkennen
kann, ist ihre Kleidung in den traditionellen Farben
rot und blau gehalten. Ihr Gesicht voll edelster
Jungfräulichkeit zeigt deutlich den mächtigen Eindruck
der Botschaft des Engels. Dieser in heller Gewandung
trägt äußerst zierlich in der Linken den Lilienstab,
um den sich ein Spruchband mit dem in spätgotischer
Schrift wiedergegebenen englischen Gruße windet.

einen reizenden Altarschrein, der jetzt in einer der
seitlichen Seitenkapellen Aufstellung gefunden hat
(Abb. S. 21). Dieser Schrein ist 0,90 Meter hoch und
1,55 Meter breit, entbehrt einer Predella und Be-
krönung, die wohl verloren gegangen sind, wie auch
die Außenseiten seiner Flügel eine Malerei nicht mehr
zeigen. Er entstammt der spätesten gotischen Zeit,
und es spricht viel dafür, daß er wie das bereits be-
sprochene Freskogemälde um 1503 angefertigt wor-
den ist. Der Schrein enthält in der Mitte die ver-
klärt gen Himmel blickende Mutter Gottes, rechts
und links von ihr stehen die Apostel Simon und

WANDGEMÄLDE, DIE VERKÜNDIGUNG DARSTELLEND. HILDESHEIM, KREUZKIRCHE

Die Rechte hält der Engel zum Zeichen der Anrede
geöffnet auf die Jungfrau gerichtet. Beide Figuren
sind unten und an den Seiten mit einem Rahmen
umgeben, auf dessen dunkeim Grunde ein romanisches
Muster, aus grünen und roten Kränzen und Bändern
bestehend, angebracht ist. Auf den Kreuzungen der
Bänder befindet sich eine einfache Rose, das beliebte
Hildesheimer Ornament, das hier bei einer Marien-
darstellung doppelt am Platze ist.

II. Die Bildhauerkunst ist durch vier Werke
vertreten und zwar

1. zunächst durch ein solches, das den Übergang
von der Malerei zur Bildhauerei darstellt, nämlich

Judas mit ihren Marterwerkzeugen, auf den Flügeln
befinden sich die Heiligen Agnes und Lucia. Die
Figuren sind in Holz geschnitzt und stehen farbig
bemalt vor einem glatten Goldgrund, die Malerei ist
zwar 1889 erneuert, entspricht aber vollständig der
ursprünglichen Farbengebung. Merkwürdig ist, daß
die beiden Flügel so schmal sind und stets waren,
daß sie nur die neben der heiligen Jungfrau darge-
stellten beiden Apostel bedecken, Maria also auch
bei geschlossenen Flügeln stets sichtbar bleibt, den
Besuchern des ursprünglichen Aufstellungsortes also
nie verdeckt werden sollte.

2. In der Westwand der Kirche ist ein aus Sand-
 
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