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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

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Gerland, Otto: Die Werke der Kleinkunst in der Kirche zum heiligen Kreuze zu Hildesheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0034

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DIE WERKE DER KLEINKUNST IN DER KIRCHE ZUM HEILIGEN KREUZE ZU HILDESHEIM 27

H

1

oder Perlen eingefaßter größerer
Stein eingefügt ist. Eine gleiche
Einfassung zeigen auch die
Ränder des Kreuzbalkens und
der Arme. Wie angedeutet, fehlen
auch an diesem Kunstwerke
verschiedene Steine und Perlen,
die dem jahrhundertelangen
Gebrauche des Reliquiars zum
Opfer gefallen sind. Filigran-
arbeit aus Gold und goldenen
beerenförmigen Verzierungen
umgeben die Steine und Perlen.
Das Kreuz selbst ist mit ge-
stanzten Blattornamenten verziert.
Auf dem unteren Teile des
Stammes ist in späterer, frühe-
stens gotischer, wenn nicht noch
späterer Zeit ein goldenes Kruzifix
angebracht. Unter den, wie bei
era Hezilokreuze, ungeschliffenen
Steinen befinden sich zwei
Gemmen, eine mit einem Skor-
pion an der linken oberen Ecke
der Fußpotenz und eine mit
einem ähnlichen Tiere an der
gleichen Ecke der linken Seiten-
potenz. Die Rückseite des
Kreuzes zeigt in dem Mittel-
quadrat den segnenden Heiland,
auf den vier Potenzen je einen
Engel, alles in Gold getrieben.
Stamm und Arme des Kreuzes
sind in der Mittellinie mit einem
aufgehefteten Streifen von Gold-
blech verziert, der innerhalb einer
gepunzten Fläche eine Reihe
halbkugelförmiger Vertiefungen
enthält, die eine prachtvolle Licht-
spiegelung bewirken. Umgeben
ist alles das von den zierlichsten
Blattornamenten. Da Heinrich
nur den Kreuzessplitter aus Pa-

RELIQUIARIUM AUS EINER MEERNUSS
HILDESHEIM, KREUZKIRCHE

lästina mitbrachte, so ist das
Kreuz in Deutschland verfertigt,
und wir dürfen seine Geburts-
stätte in Braunschweig suchen,
einer Stadt, wo damals die
Künste in hoher Blüte standen,
c) Gleichfalls noch der ro-
manischen Stilperiode entsprun-
gen ist das sogenannte Reliqua-
rium der hl. Katharina (Abb.
S. 27 und 28). Dies ist ähn-
lich dem Hauptheiligtum des
Hildesheimer Domes und viel-
leicht in dessen Nachahmung in
Form einer zusammengedrück-
ten Halbkugel oder eines hal-
ben Brotes aus Eichenholz ver-
fertigt, mit Silberblech überzogen
und mit einer Filigranverzierung
versehen. Es mißt zehn Zenti-
meter in der Höhe und achtzehn
Zentimeter in der Breite. Auf
dem Boden des Gefäßes ist mit
stark verwischten einfachen la-
teinischen Minuskeln, wie sie
bis zu Ende des 13. Jahrhun-
derts üblich waren, die Inschrift
eingeätzt: »Corpora sanctorum
in pace sepulta sunt.« Das Werk
ist an beiden Seiten und oben
auf dem Rande mit Streifen herr-
lichsten silbernen Schnecken-
filigrans versehen, in das größere
und kleinere Edelsteine eingesetzt
sind oder doch waren, wie aus
den Spuren einer Anzahl her-
ausgefallener Steine zu schließen
ist. Die Vorderseite der Kapsel
zeigt, in Gold getrieben, Christus
am Kreuze, umgeben von Maria
und Johannes den Evangelisten,
erstere steht auf einem Drachen,
dem Symbol des überwundenen

RELIQUIARIUM

DER HEILIGEN

KATHARINA

(BARBARA)

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