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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

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Kleine Mitteilungen
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KLEINE MITTEILUNGEN

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Gelegenheit zu eingehendem Studium dieser Methode
zu geben, wurde für sie ein besonderer Kursus ein-
gerichtet. Parallel mit dem Studium der lebenden
Pflanze ging das Zeichnen nach lebenden Tieren.
Zu der bereits bestehenden Werkstatt für Keramik
sind solche für Lithographie und Buchdruck getreten,
wozu mit Beginn des Schuljahres 1904 noch eine
Werkstatt für Handweberei und Stickerei kam. Zur
Einrichtung der Druckerei hat die Magdeburger Buch-
druckerinnung die Hälfte der Kosten beigetragen. Die
Handwerkerschule hat in ihren Verhältnissen gegen
das Vorjahr keine sonderliche Änderung erfahren.
Die Frequenz geht stetig zurück infolge des weiteren
Ausbaues der gewerblichen Fortbildungsschule. Die
Anstalt wurde im Sommer von 1230 (1388 im Vor-
jahre) Schülern und 67 (47) Schülerinnen und im
Winter von 1227 (1370) Schülern und 66 (50) Schü-
lerinnen besucht. In der Zeit vom
14. bis 27. Dezember fand eine all-
gemeine Ausstellung von Schüler-
arbeiten statt, die ein umfassendes
Bild von dem Wirken der Schule
zeigte. Wenn die Schule auch mit
Befriedigung auf das Ergebnis des
Berichtsjahres zurückblicken kann,
so sieht sie doch mit einer gewissen
Sorge in die Zukunft; denn das
Schulhaus, das seiner ganzen Anlage
nach nicht mehr den Anforderungen
entspricht, die an die Baulichkeiten
einer Kunstgewerbeschule zu stellen
sind, bietet der Anstalt keinen ge-
eigneten Boden für eine gedeih-
liche Weiterentwickelung. -u-

STRASSBURG. Kunstgewerbe-
schale. Die Anstalt war im
Sommersemester 1903 von 164
Schülern, darunter 46 Schülerinnen,
im Wintersemester 1903/04 von
216 Schülern, darunter 56 Schüle-
rinnen, besucht. Der Besuch der ge-
werblichen Zeichenschule belief sich
auf 105 Schüler im Sommerhalbjahr
1903 und 140 Schüler im Winterhalb-
jahr 1903/04. 20 Schüler der Kunst-
gewerbeschule, 25 der gewerblichen
Zeichenschule erhielten im Sommer-
halbjahr seitens des Gemeinderats
Freistellen, während im Winterhalb-
jahr 1903/04 diese Zahlen 31 bezw.
26 betrugen und außerdem 5 Schüler
der Kunstgewerbeschule seitens des
Bezirks Unter-Elsaß Freistellen er-
hielten. Zu Ostern 1903 waren
14 verschiedene Preisaufgaben aus-
geschrieben. Das Ergebnis der Preis-

WELTAUSSTELLUNG ST. LOUIS

1904, UHR IM MUSIKRAUM
VON PROFESSOR H. BILLING,

bewerbung war ein sehr erfreuliches. Im Oktober
bezw. November 1903 wurde an der Anstalt die
Prüfung für Zeichenlehrer und Zeichenlehrerinnen ab-
gehalten. Die Schule beteiligte sich an der vom Ver-
bände elsaß-lothringischer Gewerbe- und Handwerks-
vereine in Weißenburg veranstalteten Lehrlingsaus-
stellung. Die Goldschmiedewerkstätte erhielt eine
räumliche Erweiterung, um praktische Versuche mit
Vergoldungen machen zu können. —r

PARIS. Alljährlich finden, bei Gelegenheit der
Preisverteilungen, in Paris Ausstellungen von
Arbeiten der Schüler der kunstgewerblichen

Unterrichtsanstalten einschließlich der Schule der

National-Manufaktur von Sevres statt.

Aus den im letzten Jahre veranstalteten Ausstellungen

der Schülerarbeiten hat M. P. Verneuil Anlaß ge-
nommen, einer kurzen Würdigung
derselben in »Art et Decoration«
Betrachtungen über das Publikum
und den kunstgewerblichen Unter-
richt in Frankreich vorauszuschicken.
Er hält darin beiden mit dem glei-
chen rückhaltlosen Freimut einen
Spiegel vor, wie er ihn den Künst-
lern bei der im Novemberhefte des
»Kunstgewerbeblattes« wiedergege-
benen Besprechung der Ausstellun-
gen der letztjährigen Pariser Salons
vorgehalten hat. Ebensowenig wie
dort die lobenden Hinweise auf
Deutschland und Österreich gefehlt
haben, ist dies hier der Fall, und
die Kunstgewerbeschulen beider
Länder werden geradezu als Muster
aufgestellt. Die Kernpunkte dieser
sehr bemerkenswerten und vielfach
mit einem frischen und drastischen
Humor geschriebenen Betrachtungen
folgen hier.

Wir müssen bekennen, so be-
ginnt der Verfasser, daß die künst-
lerische Entwickelung, die sich im
Laufe der letzten Jahre so hübsch
angekündigt hatte und die beachtens-
werte Arbeiten zu zeitigen begann,
das Publikum nicht mehr in gleichem
Maße zu interessieren scheint. Wenn
dieses zwischen einer Kunstausstel-
lung und einer solchen von Auto-
mobilen zu wählen hat, so denkt es
gar nicht daran zu zögern: es läuft
zu den Automobilen. Und von da
ist es nur ein Schritt, um eher zwanzig
Pferde als ein einziges Kunstwerk zu
erwerben — dieser Schritt wird aber
meistenteils mit Begeisterung getan.

AUSGEFÜHRT VON FRIEDRICH

LANG, KUNSTSCHLOSSER,

KARLSRUHE
 
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