DIE AUSSTELLUNG VON THÜRINGER PORZELLANEN IM GRASSIMUSEUM ZU LEIPZIG 87
zeigt, ihre künstlerische Entwickelung vor allem
in der Zeit des Rokoko gehabt. Der Rokoko-
stil hat ihr daher ihren besonderen Charakter ge-
geben; er ist, da später neue Modelle nicht allzuviel
gemacht zu sein scheinen, auch bis ins ig. Jahr-
hundert hinein der herrschende geblieben. Ein ge-
randes das Universalmittel der plastischen Ver-
zierung zu sein. Auch die Malerei ist weder
sehr wirksam, noch sehr originell, erhebt sich
aber bisweilen doch zu einer überraschenden
Qualität. Ein Service mit Chodowieckifiguren
in eisenroter Malerei, eine verwandte Anbiet-
platte mit Porträtmedaillons sind schon recht
feine Leistungen. Durchaus delikat erscheint das
kleine mit Watteauszenen verzierte Kaffeeservice,
das, wie die Wappen zeigen, für eine Prinzessin
bestimmt war. Es ist für uns bis jetzt die
höchste Qualität, zu der diese Fabrik gelangt ist.
Ein künstlerisch schwankendes Bild ist,
was die Volkstedter Fabrik mit ihren Er-
zeugnissen darbietet. Viel einheitlicher, gleich-
wertiger offenbart sich die vom Prinzen
Friedrich Wilhelm Eugen von Hildburg-
hausen um dieselbe Zeit begründete Fabrik von
Kloster Vellsdorf. Hier hatten den Porzellanfreund
schon immer einige erstaunlich gute Schöpfungen
überrascht, das Ausland dieselben bereits gesammelt.
Die Ausstellung bestätigt nur, was man bisher ge-
ahnt hat: das Porzellan von Kloster Veilsdorf ist eine
Qualitätskunst gewesen, die sich zum größten Teil
TOPFEREIEN
PROFESSOR
M. LÄUGER,
KARLSRUHE
wisser plastischer Stil ist hier, wie von keiner anderen
Fabrik Thüringens, erstrebt worden, aller Wahrschein-
lichkeit nach veranlaßt durch Anlehnung an ein noch
jetzt im Besitz des schwarzburg-rudolstädtischen Hauses
befindliches Eßservice von Meißener Porzellan mit
dem bekannten sogenannten »Neubrandensteinschen«
Gitterrand. Doch sei nun, daß man das Vorbild
übertreffen wollte, sei es, daß Geschmack und
Technik in diesen Waldgegenden damals noch
zu plump waren, Nach- und Weiterbildung
haben hier trotz aller originellen Zutaten etwas
Derbes, Schwerfälliges, Überladenes bekommen,
das dann allen derartigen plastischen Versuchen
bleibt. Es ist echt deutsches Rokoko geworden.
Hauptstücke dieser Art sind ein Tafelservice
mit dem fürstlich schwarzburgischen Wappen,
dessen Modelle später ganz allgemein für der-
artige Service verwandt wurden, besonders ori-
ginell darunter die in Delphinköpfen endigenden
Terrinen, ferner die mehr originelle als schöne
Plat-de-Menage in Form eines Schiffes, dann
mehrere sehr krause Leuchter. Im übrigen
scheint das Gittermuster des Neubrandenstein-
durchaus mit der mancher größeren Fabrik der Zeit
messen kann. Es hat Charakter, Delikatesse, durch-
aus Geschmack, aber gleichfalls als Kunst eigentlich
nur eine Stilphase durchgemacht: es ist gleichfalls fast
ausschließlich Rokokokunst gewesen, um später dann
gänzlich herabzusinken und ganz in die Massen-
produktion hineinzugeraten.
zeigt, ihre künstlerische Entwickelung vor allem
in der Zeit des Rokoko gehabt. Der Rokoko-
stil hat ihr daher ihren besonderen Charakter ge-
geben; er ist, da später neue Modelle nicht allzuviel
gemacht zu sein scheinen, auch bis ins ig. Jahr-
hundert hinein der herrschende geblieben. Ein ge-
randes das Universalmittel der plastischen Ver-
zierung zu sein. Auch die Malerei ist weder
sehr wirksam, noch sehr originell, erhebt sich
aber bisweilen doch zu einer überraschenden
Qualität. Ein Service mit Chodowieckifiguren
in eisenroter Malerei, eine verwandte Anbiet-
platte mit Porträtmedaillons sind schon recht
feine Leistungen. Durchaus delikat erscheint das
kleine mit Watteauszenen verzierte Kaffeeservice,
das, wie die Wappen zeigen, für eine Prinzessin
bestimmt war. Es ist für uns bis jetzt die
höchste Qualität, zu der diese Fabrik gelangt ist.
Ein künstlerisch schwankendes Bild ist,
was die Volkstedter Fabrik mit ihren Er-
zeugnissen darbietet. Viel einheitlicher, gleich-
wertiger offenbart sich die vom Prinzen
Friedrich Wilhelm Eugen von Hildburg-
hausen um dieselbe Zeit begründete Fabrik von
Kloster Vellsdorf. Hier hatten den Porzellanfreund
schon immer einige erstaunlich gute Schöpfungen
überrascht, das Ausland dieselben bereits gesammelt.
Die Ausstellung bestätigt nur, was man bisher ge-
ahnt hat: das Porzellan von Kloster Veilsdorf ist eine
Qualitätskunst gewesen, die sich zum größten Teil
TOPFEREIEN
PROFESSOR
M. LÄUGER,
KARLSRUHE
wisser plastischer Stil ist hier, wie von keiner anderen
Fabrik Thüringens, erstrebt worden, aller Wahrschein-
lichkeit nach veranlaßt durch Anlehnung an ein noch
jetzt im Besitz des schwarzburg-rudolstädtischen Hauses
befindliches Eßservice von Meißener Porzellan mit
dem bekannten sogenannten »Neubrandensteinschen«
Gitterrand. Doch sei nun, daß man das Vorbild
übertreffen wollte, sei es, daß Geschmack und
Technik in diesen Waldgegenden damals noch
zu plump waren, Nach- und Weiterbildung
haben hier trotz aller originellen Zutaten etwas
Derbes, Schwerfälliges, Überladenes bekommen,
das dann allen derartigen plastischen Versuchen
bleibt. Es ist echt deutsches Rokoko geworden.
Hauptstücke dieser Art sind ein Tafelservice
mit dem fürstlich schwarzburgischen Wappen,
dessen Modelle später ganz allgemein für der-
artige Service verwandt wurden, besonders ori-
ginell darunter die in Delphinköpfen endigenden
Terrinen, ferner die mehr originelle als schöne
Plat-de-Menage in Form eines Schiffes, dann
mehrere sehr krause Leuchter. Im übrigen
scheint das Gittermuster des Neubrandenstein-
durchaus mit der mancher größeren Fabrik der Zeit
messen kann. Es hat Charakter, Delikatesse, durch-
aus Geschmack, aber gleichfalls als Kunst eigentlich
nur eine Stilphase durchgemacht: es ist gleichfalls fast
ausschließlich Rokokokunst gewesen, um später dann
gänzlich herabzusinken und ganz in die Massen-
produktion hineinzugeraten.