88 DIE AUSSTELLUNO VON THÜRINGER PORZELLANEN IM GRASSIMUSEUM ZU LEIPZIG
Eine gewisse Selbstbeschränkung scheint hier von
Anfang an geherrscht zu haben: man verzichtete auf
die Anfertigung größerer Stücke und begnügte sich
vor allem mit der Befriedigung der Bedürfnisse für
das Tee- und Kaffeetrinken. Man verzichtete auch
auf eine reichere Plastik, die man zwar, da sie da-
mals stark Mode gewesen zu sein scheint, noch nicht
ganz aufgab, aber nur ganz bescheiden und dezent
auftreten läßt. So liegen die Hauptreize dieses Por-
zellans in der Malerei. Es hat hier mehrere Farben-
skalen gegeben, darunter eine merkwürdig weiche,
blasse. Bekannt ist seine Blumenmalerei: flott, geist-
reich und frisch, hat sie fast etwas Persönliches, wie
kaum die Malerei einer anderen Porzellanfabrik dieser
Zeit, und daß hier wirklich an irgend einer Stelle
ein origineller Geist saß, beweist ein kleines Tee-
und Kaffeeservice, das mit leicht, vor allem aber un-
symmetrisch über die ganzen Flächen hingelegten,
von Vögeln besetzten Blumenranken verziert ist, die
von Bandschleifen ausgehen, eine Ornamentik, die
namentlich ihrer Unsymmetrie wegen damals als etwas
ganz Vereinzeltes dasteht. Im übrigen finden sich
hier Amoretten, Landschaften, Ruinen, kurz das ganze
Repertoire der Rokoko- und Louis' XVI.-Zeit.
Den eigentlichen künstlerischen Höhepunkt des
Thüringer Porzellans jedoch möchten wir in einer
Fabrik sehen, die bisher kaum ernstlich beachtet wor-
den ist, der von Gotha. Auch die vom Kammer-
präsidenten Geheimrat Wilhelm von Rotberg gegrün-
dete Fabrik zu Gotha scheint nicht viel später als
jene beiden schon erwähnten ins Leben gerufen zu
sein. Doch ihr eigentlicher Stilcharakter ist Louis XVI.,
dann das Empire, sein Grundton eine Delikatesse und
milde Zartheit, die gleichfalls durch die Nähe des
Hofes erklärt wird und sich bis ins 19. Jahrhundert
erhalten hat. Gotha ist überhaupt diejenige Thüringer
PORZELLAN-
GEFÄSSE
VON
PROFESSOR
K. KORN H AS,
KARLSRUHE
Eine gewisse Selbstbeschränkung scheint hier von
Anfang an geherrscht zu haben: man verzichtete auf
die Anfertigung größerer Stücke und begnügte sich
vor allem mit der Befriedigung der Bedürfnisse für
das Tee- und Kaffeetrinken. Man verzichtete auch
auf eine reichere Plastik, die man zwar, da sie da-
mals stark Mode gewesen zu sein scheint, noch nicht
ganz aufgab, aber nur ganz bescheiden und dezent
auftreten läßt. So liegen die Hauptreize dieses Por-
zellans in der Malerei. Es hat hier mehrere Farben-
skalen gegeben, darunter eine merkwürdig weiche,
blasse. Bekannt ist seine Blumenmalerei: flott, geist-
reich und frisch, hat sie fast etwas Persönliches, wie
kaum die Malerei einer anderen Porzellanfabrik dieser
Zeit, und daß hier wirklich an irgend einer Stelle
ein origineller Geist saß, beweist ein kleines Tee-
und Kaffeeservice, das mit leicht, vor allem aber un-
symmetrisch über die ganzen Flächen hingelegten,
von Vögeln besetzten Blumenranken verziert ist, die
von Bandschleifen ausgehen, eine Ornamentik, die
namentlich ihrer Unsymmetrie wegen damals als etwas
ganz Vereinzeltes dasteht. Im übrigen finden sich
hier Amoretten, Landschaften, Ruinen, kurz das ganze
Repertoire der Rokoko- und Louis' XVI.-Zeit.
Den eigentlichen künstlerischen Höhepunkt des
Thüringer Porzellans jedoch möchten wir in einer
Fabrik sehen, die bisher kaum ernstlich beachtet wor-
den ist, der von Gotha. Auch die vom Kammer-
präsidenten Geheimrat Wilhelm von Rotberg gegrün-
dete Fabrik zu Gotha scheint nicht viel später als
jene beiden schon erwähnten ins Leben gerufen zu
sein. Doch ihr eigentlicher Stilcharakter ist Louis XVI.,
dann das Empire, sein Grundton eine Delikatesse und
milde Zartheit, die gleichfalls durch die Nähe des
Hofes erklärt wird und sich bis ins 19. Jahrhundert
erhalten hat. Gotha ist überhaupt diejenige Thüringer
PORZELLAN-
GEFÄSSE
VON
PROFESSOR
K. KORN H AS,
KARLSRUHE