go DIE AUSSTELLUNO VON THÜRINGER PORZELLANEN IM ORASSIMUSEUM ZU LEIPZIG
ebensowenig zu erkennen, wie bei den Erzeugnissen
der beiden anderen Fabriken. Haben sie wirklich
keinen gehabt oder ist die Zahl der zusammenge-
brachten Stücke noch zu klein, um diesen erkennen
zu können? Das bleibt eine Frage, die diese Aus-
stellung noch offen läßt, die aber schwerlich bald
gelöst werden kann.
Was sonst an Porzellanen hier von den Fabriken
von Ilmenau, Rauenstein,
Großbreitenbach und Pds-
neck ausgestellt ist, be-
reichert zwar das Gesamt-
bild dieser Zeit, doch
mehr in kultureller als
künstlerischer Beziehung.
Es sind in der Haupt-
sache Proben jener Massen-
artikel, die Thüringen zu-
erst auf den Markt ge-
schleudert hat. Gedie-
genere, aber ziemlich lang-
weilige Arbeiten zeigt nur
das Empire. Die »Ge-
schenktasse«, ein Produkt
mit viel Gold und feiner
Miniaturmalerei, hat hier,
wie überall, die gänzliche
Verflachung noch für
kurze Zeit aufgehalten.
Einiges Interesse verdient
nur noch die Gruppe der
in Kobaltblau unter Glasur
bemalten Porzellane, unter
denen das Meißener »Blau-
blümchenmuster« eine
weit größere Rolle gespielt
hat, als das Zwiebelmuster. Auch sei noch auf die
feinen Porzellangemälde des ig. Jahrhunderts hin-
gewiesen, als deren wichtigster Vertreter Karl Ens in
Lauscha zu gelten hat.
Dann noch ein Wort über die Porzellanfiguren
Thüringens, von denen gleichfalls hier eine ganze
Anzahl zusammengebracht ist! Auch sie bieten eine
kleine Überraschung dar: Porzellanfiguren scheinen
hier in größerer Anzahl
gemacht worden zu sein,
als man bisher, jedenfalls
vor dem Erscheinen des
Stiedaschen Buches, ver-
muten konnte; selbst Fa-
briken, die, wie z. B. die
von Limbach, sonst künst-
lerisch nicht allzu hoch
strebten, haben auf diesem
Gebiet Rührigkeit gezeigt.
Das ist ein deutliches
Zeichen der damaligen
Beliebtheit dieser Schöp-
fungen, die auf eine rich-
tige Mode schließen läßt.
Gleichfalls überraschend
ist aber auch hier wieder
die große Selbständigkeit
gegenüber den großen Fa-
briken der Zeit, die zwar
nicht immer zur künstleri-
schen Höhe dieser geführt
hat, dafür aber freier von
Kopien gewesen zu sein
scheint, als manche dieser
größeren Fabriken. Die
eigenartigsten Porzellan-
RELIEF UND BÜSTEN
IN LÜSTERFAYENCE
VON PROFESSOR
K. KORNHAS,
KARLSRUHE I. B.
ebensowenig zu erkennen, wie bei den Erzeugnissen
der beiden anderen Fabriken. Haben sie wirklich
keinen gehabt oder ist die Zahl der zusammenge-
brachten Stücke noch zu klein, um diesen erkennen
zu können? Das bleibt eine Frage, die diese Aus-
stellung noch offen läßt, die aber schwerlich bald
gelöst werden kann.
Was sonst an Porzellanen hier von den Fabriken
von Ilmenau, Rauenstein,
Großbreitenbach und Pds-
neck ausgestellt ist, be-
reichert zwar das Gesamt-
bild dieser Zeit, doch
mehr in kultureller als
künstlerischer Beziehung.
Es sind in der Haupt-
sache Proben jener Massen-
artikel, die Thüringen zu-
erst auf den Markt ge-
schleudert hat. Gedie-
genere, aber ziemlich lang-
weilige Arbeiten zeigt nur
das Empire. Die »Ge-
schenktasse«, ein Produkt
mit viel Gold und feiner
Miniaturmalerei, hat hier,
wie überall, die gänzliche
Verflachung noch für
kurze Zeit aufgehalten.
Einiges Interesse verdient
nur noch die Gruppe der
in Kobaltblau unter Glasur
bemalten Porzellane, unter
denen das Meißener »Blau-
blümchenmuster« eine
weit größere Rolle gespielt
hat, als das Zwiebelmuster. Auch sei noch auf die
feinen Porzellangemälde des ig. Jahrhunderts hin-
gewiesen, als deren wichtigster Vertreter Karl Ens in
Lauscha zu gelten hat.
Dann noch ein Wort über die Porzellanfiguren
Thüringens, von denen gleichfalls hier eine ganze
Anzahl zusammengebracht ist! Auch sie bieten eine
kleine Überraschung dar: Porzellanfiguren scheinen
hier in größerer Anzahl
gemacht worden zu sein,
als man bisher, jedenfalls
vor dem Erscheinen des
Stiedaschen Buches, ver-
muten konnte; selbst Fa-
briken, die, wie z. B. die
von Limbach, sonst künst-
lerisch nicht allzu hoch
strebten, haben auf diesem
Gebiet Rührigkeit gezeigt.
Das ist ein deutliches
Zeichen der damaligen
Beliebtheit dieser Schöp-
fungen, die auf eine rich-
tige Mode schließen läßt.
Gleichfalls überraschend
ist aber auch hier wieder
die große Selbständigkeit
gegenüber den großen Fa-
briken der Zeit, die zwar
nicht immer zur künstleri-
schen Höhe dieser geführt
hat, dafür aber freier von
Kopien gewesen zu sein
scheint, als manche dieser
größeren Fabriken. Die
eigenartigsten Porzellan-
RELIEF UND BÜSTEN
IN LÜSTERFAYENCE
VON PROFESSOR
K. KORNHAS,
KARLSRUHE I. B.