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NORDISCHE FREILUFT-MUSEEN
SKANSEN, FATBUR AUS BJÖRKVIK
für sich, wie die Schenkung
seines bald ins Riesenhafte
gewachsenen Werkes »an das
schwedische Volk« bewies1).
Im Jahre 1872 wurden
die ersten sichtbaren Resul-
tate unter dem Namen »Skan-
dinavisch - ethnographisches
Museum« weiteren Kreisen
zugänglich. Untergebracht
waren sie in einem zu diesem
Zwecke an der Drottning-
Gatan zu Stockholm gemie-
teten Hause. Was von Pri-
vatleuten, von Gemeinde-
behörden, von Zünften und
Gilden, aus Herrensitzen und
Schlössern — sogar der Adel
interessierte sich für das
volkstümliche Werk — da
zusammengetragen wurde
an Gegenständen aller Art,
ging ins Riesenhafte. Am
meisten fiel eine Reihe
von Bauernstuben auf, die,
nach Möglichkeit eingebaut, in charakteristischer Weise
die Art der Wohnungseinrichtung mitsamt dem um-
1) Ein in den Sälen der Sammlungen befindlicher An-
schlag sagt: »Da das Nordische Museum Eigentum des
schwedischen Volkes ist, so muß die Überwachung der
Ordnung bei der Besichtigung der Sammlung, sowie deren
Schonung und Erweiterung jedem Schweden warm am
Herzen liegen.« Man hat mit diesem Appell vollauf das
Richtige getroffen. Bekanntermaßen wird in vielen ameri-
kanischen Museen dadurch, daß man sie als »Volksgut«
erklärte, das Aufsichtspersonal auf eine ganz geringe Ziffer
beschränkt. Es bedarf keiner umherwandelnden Strafan-
drohungen, um Ordnung zu halten. Die Besucher selbst
üben Kontrolle.
Hausrates unterschieden, mußten unter der Gleich-
artigkeit der nunmehr eingeführten Waren allmählich
an Bedeutung verlieren. Niemand wuchs nach, der am
Alten festhielt. Die Tradition ging verloren; die noch
vorhandenen Originale aber folgten dem Gesetz der
Dauer jeglichen Dinges nach seinem Stoffe oder sie
wurden schon früher zum Opfer der Nichtachtung,
kurzum all das, was nicht als anerkannt wertvolle Anti-
quität längst seinen sicheren Platz in einer Raritäten- oder
Schatzkammer, in einer Galerie usw. gefunden hatte,
weil es in den Augen der Maßgebenden zur Aufbe-
wahrung nicht wertvoll genug erschien, war dem
sicheren Untergange geweiht. Noch gab es vieles, vieles
— es handelte sich nur darum,
zuzugreifen. Das tat nun Hazelius
in einer Weise, daß sich der Stoff
bald in unglaublichen Mengen an-
häufte. Zunächst arbeitete er mit
eigenen Mitteln, indes stellte sich
bald die Notwendigkeit der Bei-
ziehung von Helfern ein. Sie
wurden gewonnen, vor allem in
der Frauenwelt, die sich in Skan-
dinavien durch Beteiligung an all-
gemeinen Fragen hervortut, und
zwar durch positive Arbeitslei-
stungen, nicht durch die ander-
wärts so vielfach beliebte Patro-
nessenwirtschaft. — Hazelius riß
im Enthusiasmus seines Schaffens
alle mit sich fort. Es war keine
Unehre, daß man ihn den »ersten
Bettler« nannte, wußte er doch
überall in den Besitz der Dinge
zu kommen, die ihm wichtig er-
schienen. Dabei sammelte er nicht SKANSEN, STÜHLE UND BANK AUS DEM FATBUR VON BJÖRKVIK
NORDISCHE FREILUFT-MUSEEN
SKANSEN, FATBUR AUS BJÖRKVIK
für sich, wie die Schenkung
seines bald ins Riesenhafte
gewachsenen Werkes »an das
schwedische Volk« bewies1).
Im Jahre 1872 wurden
die ersten sichtbaren Resul-
tate unter dem Namen »Skan-
dinavisch - ethnographisches
Museum« weiteren Kreisen
zugänglich. Untergebracht
waren sie in einem zu diesem
Zwecke an der Drottning-
Gatan zu Stockholm gemie-
teten Hause. Was von Pri-
vatleuten, von Gemeinde-
behörden, von Zünften und
Gilden, aus Herrensitzen und
Schlössern — sogar der Adel
interessierte sich für das
volkstümliche Werk — da
zusammengetragen wurde
an Gegenständen aller Art,
ging ins Riesenhafte. Am
meisten fiel eine Reihe
von Bauernstuben auf, die,
nach Möglichkeit eingebaut, in charakteristischer Weise
die Art der Wohnungseinrichtung mitsamt dem um-
1) Ein in den Sälen der Sammlungen befindlicher An-
schlag sagt: »Da das Nordische Museum Eigentum des
schwedischen Volkes ist, so muß die Überwachung der
Ordnung bei der Besichtigung der Sammlung, sowie deren
Schonung und Erweiterung jedem Schweden warm am
Herzen liegen.« Man hat mit diesem Appell vollauf das
Richtige getroffen. Bekanntermaßen wird in vielen ameri-
kanischen Museen dadurch, daß man sie als »Volksgut«
erklärte, das Aufsichtspersonal auf eine ganz geringe Ziffer
beschränkt. Es bedarf keiner umherwandelnden Strafan-
drohungen, um Ordnung zu halten. Die Besucher selbst
üben Kontrolle.
Hausrates unterschieden, mußten unter der Gleich-
artigkeit der nunmehr eingeführten Waren allmählich
an Bedeutung verlieren. Niemand wuchs nach, der am
Alten festhielt. Die Tradition ging verloren; die noch
vorhandenen Originale aber folgten dem Gesetz der
Dauer jeglichen Dinges nach seinem Stoffe oder sie
wurden schon früher zum Opfer der Nichtachtung,
kurzum all das, was nicht als anerkannt wertvolle Anti-
quität längst seinen sicheren Platz in einer Raritäten- oder
Schatzkammer, in einer Galerie usw. gefunden hatte,
weil es in den Augen der Maßgebenden zur Aufbe-
wahrung nicht wertvoll genug erschien, war dem
sicheren Untergange geweiht. Noch gab es vieles, vieles
— es handelte sich nur darum,
zuzugreifen. Das tat nun Hazelius
in einer Weise, daß sich der Stoff
bald in unglaublichen Mengen an-
häufte. Zunächst arbeitete er mit
eigenen Mitteln, indes stellte sich
bald die Notwendigkeit der Bei-
ziehung von Helfern ein. Sie
wurden gewonnen, vor allem in
der Frauenwelt, die sich in Skan-
dinavien durch Beteiligung an all-
gemeinen Fragen hervortut, und
zwar durch positive Arbeitslei-
stungen, nicht durch die ander-
wärts so vielfach beliebte Patro-
nessenwirtschaft. — Hazelius riß
im Enthusiasmus seines Schaffens
alle mit sich fort. Es war keine
Unehre, daß man ihn den »ersten
Bettler« nannte, wußte er doch
überall in den Besitz der Dinge
zu kommen, die ihm wichtig er-
schienen. Dabei sammelte er nicht SKANSEN, STÜHLE UND BANK AUS DEM FATBUR VON BJÖRKVIK