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NORDISCHE FREILUFT-MUSEEN
Wermeland. Es sind fünf Blockverbandgebäude: Wohn-
haus älterer Typus, Wohnhaus, jüngerer Typus, Küche,
Speicher und Stallung. Rauchstuben heißen die Häuser,
weil der aus großen Findlingen gemauerte Ofen, der
durch starkes Feuer nachhaltig erhitzt wurde, die Ver-
brennungsprodukte frei in das niedrige Gemach aus-
treten läßt. War die Erwärmung des Ofengemäuers
weit genug gediehen, so wurde durch Öffnung von
Haustür und Wanddurchbrechung ein kräftiger Zug-
wind hergestellt, der den Rauch ableitete, während die
erhitzten Steine noch auf viele Stunden genügende
Wärme von sich gaben. Die Anlage dieser Häuser, die
im frühen Mittelalter wohl so ziemlich die allgemeine
war, wird in Wermeland speziell den im 15. Jahr-
hundert eingewanderten Finnen zugeschrieben. Be-
zeichnend ist auch hier, daß die Küche, vom Wohn-
gelaß getrennt, als eigene Anlage behandelt ist und
einen nach außen führenden, allerdings sehr primitiv
angelegten Schlot besitzt. Die Ausstattung dieser noch
bis weit ins ig. Jahrhundert benutzten Häuser ist
eine sehr einfache, nur den allernotwendigsten Be-
dürfnissen Rechnung tragende. Schmückende Ele-
mente treten nur in höchst bescheidener Form auf.
Bei dem älteren Wohnhause sind sogar die Licht-
öffnungen nur durch hölzerne, horizontal laufende
Schiebeladen verschließbar.
Ein wesentlich anderes Entwickelungsstadium
wird bezeichnet durch die Blecking-Stuga
(Abb. S. 107, vergleiche auch S. 113).
Die ursprüngliche Anlage besteht bloß
aus dem ebenerdigen Mittelbau. Die seit-
lichen Anbauten, gehören sie auch später
für Südschweden zur Charakteristik der
Anlage (die Museen von Jönköping, Lund
und Lyngby besitzen Bauten durchaus ähn-
lichen Charakters), sind ursprünglich durch
Vergrößerungsbedürfnisse entstanden. —
Einen Hinweis auf ältere Bau- bezw. Feue-
rungsweise hat dieser Mittelbau in dem
Oberlichtfensfer, das vor der Anlage von
Schloten als Rauchabzug diente. Nach
dem Erlöschen dieses Zweckes blieb die
Öffnung bestehen als Fenster. Es trägt
nicht wenig bei zum eigenartigen Ein-
drucke des Innenraumes1). Ein Blick auf
den Plan der Anlage genügt, um zu zeigen, daß
räumlich hier nun eine ganz wesentliche Veränderung
gegenüber dem Typus des Fäbodval und der Rauch-
stuben eingetreten ist. Erstens ist dem Hause (es ist
immer noch vom Mittelbau allein die Rede, vergleiche
auch »Morastugan«, Abb. S. 108) auf der Giebel-
seite eine geschlossene Vorhalle beigegeben, der Ein-
gang auf die Langseite verlegt, die Vorhalle selbst
abgeteilt worden, so daß nunmehr neben der großen
Stube noch eine Kammer sich befindet, das Haus
mithin ebenerdig drei Räume, außerdem aber einen,
unter Umständen zwei Dachräume über Vorhalle und
Kammer umschließt. Die Küche ist mit dem Wohn-
raum vereinigt. Nur die »Kronstang«, eine vom
»Gewölbe«1) herabhängende, meist mit geschnitzten
Tierköpfen versehene Andeutung der Trennung von
Zimmer und Kochraum, erinnert an die ursprüngliche
Absonderung. Häufig besteht der Boden dieses Teiles
bloß in gestampftem Lehm, während er jenseits der
Kronstang gedielt ist. Diese sichtliche Grenzlinie hat
übrigens ihre bestimmte Bedeutung, galt es doch für
jeden Fremden als Gebot, sie nicht zu überschreiten:
er war, wenn auch nicht tatsächlich, so doch sym-
bolisch in den Vorraum verwiesen. — Einer späteren
Zeit als der Mittelbau gehören (ursprünglich) die seitlich
angefügten, ein Stockwerk höheren Flügelbauten an,
die als »Herbergen«, im Gegensatz zur »Stuga« (Stube)
bezeichnet werden. Die Gesamtgestalt der solchermaßen
erweiterten Rauchstube ist dann auch bei Neuanlagen
eingehalten worden. — Die Feuer-, zugleich Koch-
stelle und Backofen ist gewöhnlich durch eine Klappe,
in Norwegen »Ljore«, dänisch heißt sie »Vindoue« oder
»Vindöge«. Vind ist der Raum unter dem Dachstuhl, der
übrigens auch in der Ostschweiz als »Winde« bezeichnet
wird. Oue heißt Auge, Vindoue mithin = Dachauge. Im
Englischen bezeichnet dann Window das Fenster überhaupt.
1) So wird der Hohlraum im sichtbaren Dachstuhl
genannt.
1) Die Entwickelung des Fensters ist
auch in bezug auf den Namen sehr be-
zeichnend. Man nennt so ein Abzugsloch im
Dache, das gleichzeitig als Lichtöffnung dient,
SKANSEN, WOHNRAUM IN LAXBROSTUOA
NORDISCHE FREILUFT-MUSEEN
Wermeland. Es sind fünf Blockverbandgebäude: Wohn-
haus älterer Typus, Wohnhaus, jüngerer Typus, Küche,
Speicher und Stallung. Rauchstuben heißen die Häuser,
weil der aus großen Findlingen gemauerte Ofen, der
durch starkes Feuer nachhaltig erhitzt wurde, die Ver-
brennungsprodukte frei in das niedrige Gemach aus-
treten läßt. War die Erwärmung des Ofengemäuers
weit genug gediehen, so wurde durch Öffnung von
Haustür und Wanddurchbrechung ein kräftiger Zug-
wind hergestellt, der den Rauch ableitete, während die
erhitzten Steine noch auf viele Stunden genügende
Wärme von sich gaben. Die Anlage dieser Häuser, die
im frühen Mittelalter wohl so ziemlich die allgemeine
war, wird in Wermeland speziell den im 15. Jahr-
hundert eingewanderten Finnen zugeschrieben. Be-
zeichnend ist auch hier, daß die Küche, vom Wohn-
gelaß getrennt, als eigene Anlage behandelt ist und
einen nach außen führenden, allerdings sehr primitiv
angelegten Schlot besitzt. Die Ausstattung dieser noch
bis weit ins ig. Jahrhundert benutzten Häuser ist
eine sehr einfache, nur den allernotwendigsten Be-
dürfnissen Rechnung tragende. Schmückende Ele-
mente treten nur in höchst bescheidener Form auf.
Bei dem älteren Wohnhause sind sogar die Licht-
öffnungen nur durch hölzerne, horizontal laufende
Schiebeladen verschließbar.
Ein wesentlich anderes Entwickelungsstadium
wird bezeichnet durch die Blecking-Stuga
(Abb. S. 107, vergleiche auch S. 113).
Die ursprüngliche Anlage besteht bloß
aus dem ebenerdigen Mittelbau. Die seit-
lichen Anbauten, gehören sie auch später
für Südschweden zur Charakteristik der
Anlage (die Museen von Jönköping, Lund
und Lyngby besitzen Bauten durchaus ähn-
lichen Charakters), sind ursprünglich durch
Vergrößerungsbedürfnisse entstanden. —
Einen Hinweis auf ältere Bau- bezw. Feue-
rungsweise hat dieser Mittelbau in dem
Oberlichtfensfer, das vor der Anlage von
Schloten als Rauchabzug diente. Nach
dem Erlöschen dieses Zweckes blieb die
Öffnung bestehen als Fenster. Es trägt
nicht wenig bei zum eigenartigen Ein-
drucke des Innenraumes1). Ein Blick auf
den Plan der Anlage genügt, um zu zeigen, daß
räumlich hier nun eine ganz wesentliche Veränderung
gegenüber dem Typus des Fäbodval und der Rauch-
stuben eingetreten ist. Erstens ist dem Hause (es ist
immer noch vom Mittelbau allein die Rede, vergleiche
auch »Morastugan«, Abb. S. 108) auf der Giebel-
seite eine geschlossene Vorhalle beigegeben, der Ein-
gang auf die Langseite verlegt, die Vorhalle selbst
abgeteilt worden, so daß nunmehr neben der großen
Stube noch eine Kammer sich befindet, das Haus
mithin ebenerdig drei Räume, außerdem aber einen,
unter Umständen zwei Dachräume über Vorhalle und
Kammer umschließt. Die Küche ist mit dem Wohn-
raum vereinigt. Nur die »Kronstang«, eine vom
»Gewölbe«1) herabhängende, meist mit geschnitzten
Tierköpfen versehene Andeutung der Trennung von
Zimmer und Kochraum, erinnert an die ursprüngliche
Absonderung. Häufig besteht der Boden dieses Teiles
bloß in gestampftem Lehm, während er jenseits der
Kronstang gedielt ist. Diese sichtliche Grenzlinie hat
übrigens ihre bestimmte Bedeutung, galt es doch für
jeden Fremden als Gebot, sie nicht zu überschreiten:
er war, wenn auch nicht tatsächlich, so doch sym-
bolisch in den Vorraum verwiesen. — Einer späteren
Zeit als der Mittelbau gehören (ursprünglich) die seitlich
angefügten, ein Stockwerk höheren Flügelbauten an,
die als »Herbergen«, im Gegensatz zur »Stuga« (Stube)
bezeichnet werden. Die Gesamtgestalt der solchermaßen
erweiterten Rauchstube ist dann auch bei Neuanlagen
eingehalten worden. — Die Feuer-, zugleich Koch-
stelle und Backofen ist gewöhnlich durch eine Klappe,
in Norwegen »Ljore«, dänisch heißt sie »Vindoue« oder
»Vindöge«. Vind ist der Raum unter dem Dachstuhl, der
übrigens auch in der Ostschweiz als »Winde« bezeichnet
wird. Oue heißt Auge, Vindoue mithin = Dachauge. Im
Englischen bezeichnet dann Window das Fenster überhaupt.
1) So wird der Hohlraum im sichtbaren Dachstuhl
genannt.
1) Die Entwickelung des Fensters ist
auch in bezug auf den Namen sehr be-
zeichnend. Man nennt so ein Abzugsloch im
Dache, das gleichzeitig als Lichtöffnung dient,
SKANSEN, WOHNRAUM IN LAXBROSTUOA