Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

DOI Artikel:
Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Nordische Freiluft-Museen, [1]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0126

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
NORDISCHE FREILUFT-MUSEEN

ng

LUND, BURGERHAUS VON MALMÖ

tume eingerichteten Häusern niedersächsischer Bau-
weise der Fall, wie das vortreffliche, im Museum zu
Lyngby bei Kopenhagen aufgestellte mächtige Gebäude,
der Ostenfelder Hof (Abb. S. 143,144,145,147), dartut.
— Nirgends sind vorspringende Sparrenköpfe, Tür-
oder Fenstereinfassungen und dergleichen ornamental
behandelt. ? Man wollte das offenbar gar nicht; an der
nötigen Fähigkeit, es machen zu können, fehlte es
keineswegs. In Norwegen dagegen ist der Hang zur
plastischen Dekorationsweise überall zum Ausdruck
gekommen. Nirgends jedoch tritt jene eigenartig zweck-
entsprechende Schmuckbehandlung der Konstruktions-
teile auf wie z. B. am Schweizer, am Schwarzwälder
Bauernhaus.

Skansen enthält außer der umfangreichen Reihe der
bereits genannten, als Beispiele äußerst bezeichnenden
Bauten, zu denen auch eine größere Windmühlenanlage
älterer Art zu zählen ist, noch Verschiedenes, das kultur-
geschichtlich von ebenso großer Bedeutung ist wie
künstlerisch. An den Wegen finden sich zahlreiche
Runensteine (Abb. S. 116, 117) und auf einer flach-
gewölbten Felskuppe sind die wesentlichen Repräsen-
tanten der Erinnerungszeichen an Verstorbene in Form
eines kleinen Kirchhofes zusammengestellt: Alte Holz-
mäler, Steinkreuze mit der Sonnenscheibe, originelle
Schmiedeeisenarbeiten, behängt mit Klapperblechen,
Grabplatten usw. Bei den Bauernhäusern finden sich
die vorzugsweise früher gezogenen Blumen, kurzum
der Rahmen, innerhalb dessen sich hier die Volks-
kunst zeigt, ist so umfassend, wie nur möglich. Nichts
erinnert an den Begriff der Sammlung, nicht einmal
das Aufsichtspersonal: Es sind schmucke Dalekarlie-
rinnen in ihrer Landestracht1).

1) Herrn Intendent Ounnar Hazelius, dem Sohne des
Begründers von Skansen, schulde ich vielen Dank für das
außerordentlich liebenswürdige Entgegenkommen, mit dem
er~mir meine Studien erleichterte. Nicht weniger gilt dies

Natürlicherweise konnte
die Begründung verwandter
Anlagen nicht ausbleiben
in einem Lande, wo man
bei aller Modernität des
Denkens in aktuellen Dingen
doch das Losungswort des
Gründers dieser vortreff-
lichen Museen: »Kann Dig
själf« (kenne Dich selbst)
auch in bezug auf die Ver-
gangenheit beherzigt. So
entstand ein weiteres Bau-
tenmuseum in der süd-
schwedischen Universitäts-
stadt Lund. Der Bebauungs-
plan zeigt, daß der Umfang
gegenüber dem jetzigen
Bestände noch wesentliche
Erweiterungen bekommen
soll, vor allem durch die
Aufstellung typischer Stadt-
häuser älterer Art. Neben
einer Reihe von bezeichnen-
den Speicherbauten (Sammlungsräume für ältere land-
wirtschaftliche Geräte) ist dort ein großes Haus vom Typus
der Blecking-Stuga in Skansen aufgestellt (Abb. S. 118),
weiter ein höchst originelles Wirtshaus (Blockhausbau)
aus Smäland, Niels Dackes Stuga, bei dem das Erd-
geschoß als Stallung und Verkaufsladen (jetzt Billet-
schalter) ausgebildet ist, während Zechstube (mit
originellem, nach einem alten Vorbild hergestelltem
Büffet) und Wohnraum (mit eingebauten Betten) von
einer an der Längswand sich hinziehenden, von außen
zugänglichen Galerie aus betreten werden. Als be-
zeichnende Erscheinung einer schwedischen Landkirche
aus dem Ende des 17. Jahrhunderts kann die hier auf-
gestellte Kirche von Bosebo, Smäland — mit viereckiger
Vorhalle (3X2,60), rechteckigem, flach überwölbtem
Schiff (6,95X9,40) und viereckigem Chor (5,40X4,77)
mit Sakristei — gelten. Wesentlich vollkommener
wird sich die ganze Anlage zeigen, wenn neben dieser
turmlosen Holzkirche der im Bebauungsplan vor-
gesehene Klockstapel zur Aufstellung gekommen sein
wird. Ein stattlicher Fachwerkbau mit reizendem
Renaissancedetail ist das »Bürgerhaus von Malmö«
(Abb. S. 119). Die innere Ausstattung dürfte mit der
ursprünglichen Einrichtung wohl nicht ganz über-
einstimmen, was um so bedauerlicher ist, als die
Raumverhältnisse der Zimmer zum Teil sehr originell
wirken. Die große Stube, ein Raum von siebenein-
halb auf zehn Meter mit reichlichem Lichteinfall durch
hochliegende, mehr in horizontaler Richtung ent-
wickelte Fenster, müßte, einheitlich ausgestattet, einen
vortrefflichen Eindruck machen. Bezeichnend für die
Art des Herrensitzes im 18. Jahrhundert ist ein eben-
falls hier stehendes, durchaus in Mauerwerk ausgeführtes
Gebäude aus Lund selbst (Abb. S. 119). Die innere Ein-
teilung ist zwar geblieben, indes sind die Gelasse zur

Herrn Amanuensis A. Nilson, sowie dem Leiter des Nor-
dischen Museums, Herrn Dr. Salin.
 
Annotationen