130
NORDISCHE FREILUFT-MUSEEN
IbJ*
WM
CHRISTIANIA,
KUNST-
INDUSTRIE-
MUSEUM, GE-
SCHNITZTES
KIRCHEN-
PORTAL VON
AAL IN
HALLINODAL
(Abb. S. 140). — Die farbig dekorative Be-
handlung des Inneren der Kirche von Gol
(figürliche Darstellungen und Ornamente)
stammt aus dem 17. Jahrhundert, die pla-
stischen Teile dagegen sind alt oder nach
alten Mustern ergänzt, so die Hälfte des
geschnitzten Hauptportals, das zum Sogn-
Typus gehörend, äußerst feine Ornamentik
aufweist, statt der oft vorkommenden
Archivolte aber einen geradlinigen Sturz
bekam. Die ganze Behandlung des
Schnitzwerkes ist ein deutlicher Beweis für
das sicher zutreffende Gefühl seitens der
unbekannten Künstler in bezug auf den
von ihnen bearbeiteten Stoff. Sie geht,
was man so sagt, »aus dem Vollen«.
CHRISTIANIA, SAMMLUNG DER .
UNIVERSITÄT, GESCHNITZTER
KIRCHENSTUHL
Abbildung Seite 130 gibt einen Abschluß mit Rund-
bogen von der Kirche zu Aal in Hallingdal, jetzt im
Kunstindustriemuseum zu Christiania1).
Neu ist das Bautenmuseum zu Lillehammer im
schönen Gudbrandstale, von Christiania in siebenstün-
diger, nordwärts führender Eisenbahnfahrt zu erreichen.
Hoch an waldig-felsigem Berghange, ob dem Mjös-See
gelegen, sind die einzelnen Bauten an passender
Stelle mit dem Gelände äußerst geschickt in Einklang
gebracht. Das Ganze ist die Schöpfung eines Zahn-
arztes, Dr. Sandvigk. Er begann, wie Hazelius in
Stockholm, auf eigene Faust und mit eigenen Mitteln
zu sammeln, wurde aber im weiteren seitens seiner
Mitbürger kräftig unterstützt. Lillehammer zählt drei-
tausend Einwohner und gab als Beitrag zur Errich-
tung dieses kulturhistorischen Museums siebzigtausend
Kronen, beiläufig also etwa achtzigtausend Mark.
Dieses tatkräftige Eingreifen zugunsten einer erziehe-
rischen Idee ist bezeichnend für die skandinavische
Kultur. Anderswo hätte man eine solche Summe
vielleicht zur Errichtung eines Kriegerdenkmals ver-
wendet"). — — —
Die Reihe der im Lillehammer Museum ver-
tretenen Haustypen ist mannigfach und reicht vom
Beginne des 14. Jahrhunderts — Arestube aus Vaage
im Gudbrandstal —■• bis in die Neuzeit hinein. Als
Ofen-Rauchstube von äußerst charakteristischer Er-
1) Ich möchte die kurze Behandlung der Museums-
Anlage von Bygdo nicht beschließen, ohne Herrn Ama-
nuensis Fett für sein liebenswürdiges Entgegenkommen
zu danken.
2) Ein anderes Beispiel dieser nordischen Opferfreudig-
keit zugunsten erziehlicher Maßnahmen bildet die in prak-
tische Wege geleitete Anteilnahme der Kunst an der Schule
und ihren Aufgaben. Stockholm ist der Ausgangspunkt
der Bewegung. Was seit wenigen Jahren in dieser Rich-
tung geschehen ist, spricht von gesunder Anschauung
ebenso sehr wie für den Unternehmergeist der Beteiligten,
die ohne Kongreßreden frisch ans Werk gingen. Vielleicht
bietet sich Gelegenheit, einmal an dieser Stelle speziell
darauf zurückzukommen.
NORDISCHE FREILUFT-MUSEEN
IbJ*
WM
CHRISTIANIA,
KUNST-
INDUSTRIE-
MUSEUM, GE-
SCHNITZTES
KIRCHEN-
PORTAL VON
AAL IN
HALLINODAL
(Abb. S. 140). — Die farbig dekorative Be-
handlung des Inneren der Kirche von Gol
(figürliche Darstellungen und Ornamente)
stammt aus dem 17. Jahrhundert, die pla-
stischen Teile dagegen sind alt oder nach
alten Mustern ergänzt, so die Hälfte des
geschnitzten Hauptportals, das zum Sogn-
Typus gehörend, äußerst feine Ornamentik
aufweist, statt der oft vorkommenden
Archivolte aber einen geradlinigen Sturz
bekam. Die ganze Behandlung des
Schnitzwerkes ist ein deutlicher Beweis für
das sicher zutreffende Gefühl seitens der
unbekannten Künstler in bezug auf den
von ihnen bearbeiteten Stoff. Sie geht,
was man so sagt, »aus dem Vollen«.
CHRISTIANIA, SAMMLUNG DER .
UNIVERSITÄT, GESCHNITZTER
KIRCHENSTUHL
Abbildung Seite 130 gibt einen Abschluß mit Rund-
bogen von der Kirche zu Aal in Hallingdal, jetzt im
Kunstindustriemuseum zu Christiania1).
Neu ist das Bautenmuseum zu Lillehammer im
schönen Gudbrandstale, von Christiania in siebenstün-
diger, nordwärts führender Eisenbahnfahrt zu erreichen.
Hoch an waldig-felsigem Berghange, ob dem Mjös-See
gelegen, sind die einzelnen Bauten an passender
Stelle mit dem Gelände äußerst geschickt in Einklang
gebracht. Das Ganze ist die Schöpfung eines Zahn-
arztes, Dr. Sandvigk. Er begann, wie Hazelius in
Stockholm, auf eigene Faust und mit eigenen Mitteln
zu sammeln, wurde aber im weiteren seitens seiner
Mitbürger kräftig unterstützt. Lillehammer zählt drei-
tausend Einwohner und gab als Beitrag zur Errich-
tung dieses kulturhistorischen Museums siebzigtausend
Kronen, beiläufig also etwa achtzigtausend Mark.
Dieses tatkräftige Eingreifen zugunsten einer erziehe-
rischen Idee ist bezeichnend für die skandinavische
Kultur. Anderswo hätte man eine solche Summe
vielleicht zur Errichtung eines Kriegerdenkmals ver-
wendet"). — — —
Die Reihe der im Lillehammer Museum ver-
tretenen Haustypen ist mannigfach und reicht vom
Beginne des 14. Jahrhunderts — Arestube aus Vaage
im Gudbrandstal —■• bis in die Neuzeit hinein. Als
Ofen-Rauchstube von äußerst charakteristischer Er-
1) Ich möchte die kurze Behandlung der Museums-
Anlage von Bygdo nicht beschließen, ohne Herrn Ama-
nuensis Fett für sein liebenswürdiges Entgegenkommen
zu danken.
2) Ein anderes Beispiel dieser nordischen Opferfreudig-
keit zugunsten erziehlicher Maßnahmen bildet die in prak-
tische Wege geleitete Anteilnahme der Kunst an der Schule
und ihren Aufgaben. Stockholm ist der Ausgangspunkt
der Bewegung. Was seit wenigen Jahren in dieser Rich-
tung geschehen ist, spricht von gesunder Anschauung
ebenso sehr wie für den Unternehmergeist der Beteiligten,
die ohne Kongreßreden frisch ans Werk gingen. Vielleicht
bietet sich Gelegenheit, einmal an dieser Stelle speziell
darauf zurückzukommen.