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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

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Kleine Mitteilungen
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KLEINE MITTEILUNGEN

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LILLEHAMMER, RAMLOFTSTUE AUS SKIAKER

gelegt und das sonst temperamentvolle junge Volk
der Amerikaner hat sich an schweren überladenen
Fassaden erfreut. »Gipsfrevel« ist das treffende Wort,
das der Redner für diese Art zu bauen geprägt hat.
— Am 21. Februar sprach der Direktor des Kunst-
gewerbemuseums, Herr Dr. R. Graul über »Die Ein-
flüsse Ostasiens auf die europäische Kunst«. Eine
kurze historische Übersicht ging den geistvollen Aus-
führungen voraus, die Erläuterungen zu einer Anzahl
von Lichtbildern gaben das Besondere zu einer histo-
rischen Entwickelung. Beziehungen zwischen Europa
und Asien sind schon im klassischen Altertum vor-
handen gewesen. Aber sie waren im Grunde ge-
nommen recht äußerlich und so blieben sie bis in
die neuere Zeit. Seit dem 16. Jahrhundert aber haben
die künstlerischen Beziehungen zwischen Ost und
West eigentlich keine Unterbrechung mehr erlitten.
Durch die Vermittelung mohamedanischer Kultur sind
namentlich im 15. Jahrhundert Einflüsse der Kunst
des Ostens auf uns gekommen. Der Redner verwies
beispielsweise auf die Versuche der Medici Porzellan
zu fabrizieren. Tiefere Einwirkungen ergingen im
16. Jahrhundert durch die portugiesischen Handels-
verbindungen mit China und seit dem 17. Jahrhun-
dert infolge der Beziehungen Hollands zu Japan. Es
entstand ein reger Verkehr, die wechselseitigen Be-
ziehungen zwischen morgenländischer und abend-
ländischer Kultur sind namentlich für Europa frucht-
bar geworden. Allerdings was damals bei uns im-
portiert wurde, das ist bei weitem nicht das Beste
gewesen, was der Osten hervorbrachte. Jedenfalls
aber haben wir eine Menge von Anregungen durch
ihn empfangen, und schließlich fanden doch alle die-
jenigen Elemente in den fremden Einwirkungen eine
Stütze, die von dem ausgelebten Klassizismus hinweg-
drängten. Zuerst allerdings geriet man stärker unter

Kunstgewerbeblatt. N. F. XVI. H. 7.

den Einfluß des Ostens als
es gut war. Die Porzellane,
die in Meißen nach den
asiatischen Vorbildern ge-
schaffen wurden, gingen
noch. Form und Dekor
wurde ja dem fremden Por-
zellan entliehen, immerhin
blieb aber der Gesamtcharak-
ter europäisch. Aber auch
an Möbeln usw. wurden ost-
asiatische Motive nachgeahmt,
und auf diesen Gebieten ge-
riet man in einen veritablen
Japanismus und Chinesismus.
Der Vortragende zeigte ein
Barockzimmer unter ost-
asiatischem Einflüsse, er zeigte
die Chineserien des Watteau,
er zeigte ein bei uns in
Europa eingerichtetes so-
genanntes japanisches Zim-
mer. Aber er zeigte auch
ein echtes japanisches Zimmer.
Die vornehme Einfachheit,
die darin herrscht, bewies zur Genüge, wie sehr
man besonders noch vor zehn Jahren den Osten
mißverstanden hatte, wie man mit einer Menge von
Einzelheiten wie Schirme, Fächer, Kästchen, Vasen
und Väschen und mit hundert anderen Kleinigkeiten
gerade von jener Einfachheit abgekommen war, die
uns heute die Kunst Japans so sympathisch macht.
Gestreift wurde der Einfluß, den die japanische Kunst
auf die Kunstauffassung der modernen Impressionisten
und andere Künstler, wie z. B. Whistler ausgeübt hat.
— Andererseits blieb aber die Kunst Europas nicht
ohne,Einfluß auf,den Osten. Eine landschaftliche
Darstellung des 18. Jahrhunderts z. B. zeigte in dem
mächtigen Himmel und der Tiefe der Ebene, kurz
in der gesamten Perspektive, wie ausnahmsweise der
japanische Künstler von der holländischen Malerei
gelernt hatte. D L w

BÜCHERSCHAU

Broekhaus' Konversations-Lexikon. Die neue
revidierte Jubiläumsausgabe ist durch den vor kurzem

vorn LQHRE, 6KIAKER,
«V5EVM iv LlLLEH/\f1M£r\.

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