Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

DOI Artikel:
Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Nordische Freiluft-Museen, [3]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0149

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
142

NORDISCHE FREILUFT-MUSEEN

Kochgeschirre. In späterer Zeit wurde, wie aus
der Abbildung ersichtlich, zu diesem Zwecke ein
ornamental behandeltes Horizontalgerüst ange-
wendet. Der »Krüzbom« blieb, trotzdem er
keine Funktion mehr hatte, bestehen. Nicht der
ganz alten Anlage zugehörig sind weiter die rück-
wärts anschließenden Räume, wovon einer, größ-
tenteils mit Delfter Platten belegt, hier als Schlaf-
zimmer mit Schrankbetten (Abb. S. 147) aus-
gebildet ist, während der andere zum Pracht-
gemach, zur Herrenstube, zum Raum für Familien-
festlichkeiten wurde. Es ist der Pesel, dessen
oft verschwenderisch prächtige Ausstattung —
am berühmtesten ist der jetzt im Museum zu
Meldorf befindliche, geradezu mit fürstlicher
Pracht hergerichtete Pesel des Markus Swin, ein
Renaissancewerk von außerordentlicher Bedeu-
tung1) — in sonderbarem Widerspruche steht zu
den bis in die Neuzeit hinein verbliebenen äußerst
primitiven Erwärmungsvorrichtungen. Der »By-
legger« mit seinen prächtigen Gußplatten war
keine praktisch sehr wirksame Einrichtung und
gab die nötige Wärme nicht von sich, um die
Räume behaglich, wohnlich zu machen.

Die Atmosphäre in der Diele aber war in
der kalten Jahreszeit durch den Rauchgeruch
geradezu schrecklich. Erst seit dem letzten Drittel
des 1 Q.Jahrhunderts bürgerten sich zweckmäßigere
Wärmevorrichtungen ein. Die Entwickelung
dieses Teiles der Wohnungsausstattung ist im
Vergleich zum skandinavischen Bauernhause
direkt mangelhaft.

Über dem Haupttor liest man die Jahreszahl
1685 und den Namen des Erbauers, Hans Petersen,
indes darf wohl angenommen werden, daß die

KOPENHAGEN, DÄNISCHES VOLKSMUSEUM,
ISLÄNDISCHE SCHNITZEREIEN DES 18. JAHRHUNDERTS

1) Eine ausführliche Arbeit über diesen Raum
veröffentlichte Dr. Deneken, Direktor des Kaiser
Wilhelm-Museums zu Krefeld in
dem »Ersten Berichte des Muse-
ums Dithmarsischer Altertümer
in Meldorf«. Das kleine, aber
seinem Bestände nach vorzüg-
liche Museum soll in einem spä-
teren Artikel seine Würdigung
finden. Als Beispiel prächtiger
Pesels seien hier zwei solche
Räume aus dem Museum zu
Altona gegeben, deren Beleuch-
tung mit der Originalanlage
nicht übereinstimmt. Im übrigen
sei auf dieses ebenso vortreff-
lich eingerichtete, als in liberal-
ster Weise zugänglich gemachte
Museum ganz speziell verwie-
sen. Es ist eine Volksbildungs-
stätte im besten Sinne des
Wortes.

MANOELHÖLZER,TRUHEN-
BRETTER MIT KERB-
SCHNITT, HÖLZERNE
LEUCHTER USW.
 
Annotationen