148 DIE MODERNE SCHMUCKKUNST IM LICHTE DER WELTAUSSTELLUNG IN ST. LOUIS
MUSEUM ZU ALTONA, PESEL AUS DER WILSTERMARSCH
sonst vielleicht auffällig erscheinen, daß bei einer Ab-
handlung über die moderne Schmuckkunst die Kunst
als solche und gerade die moderne Kunst eigentlich
die Rolle nicht spielt, die wir sonst gewöhnt sind,
sie bei einer derartigen Auseinandersetzung spielen
zu sehen.
Wer in St. Louis die Ausstellung studierte mit
dem Vorsatz, speziell und ausschließlich sich der
Schmuckkunst zu widmen, ein Bild zu gewinnen über
den heutigen Stand der Schmuckkunst, dem drängte
sich zunächst ein Eindruck
stärker auf als alle anderen,
nämlich der Eindruck einer
überwältigenden, einer ganz
auffälligen Überlegenheit der
französischen oder präziser
ausgedrückt der Pariser
Schmuckindustrie, ein Ein-
druck, der dem Laien zwei-
fellos noch stärker und auf-
fälliger erscheinen mußte als
dem Fachmann. Der Fach-
mann war imstande zu be-
urteilen, daß alle andern
Länder außer Frankreich sich
relativ schwach mit Schmuck
beteiligten, daß Frankreich
dagegen sozusagen in voller
Stärke da war, so daß der
Unterschied, der ohne allen
Zweifel zwischen der Lei-
stungsfähigkeit von Paris und
der übrigen Schmuckindustrie
besteht, auf der Weltausstel-
lung in St. Louis wesentlich
schärfer in die Erscheinung
trat, als den tatsächlichen
Verhältnissen nach gerecht-
fertigt wäre. Paris war in
St. Louis annähernd so stark
vertreten als auf der Zentenar-
ausstellung in Paris im Jahre
igoo, und man muß zugeben,
daß, wenngleich man man-
chen alten Bekannten in St.
Louis wiedertraf, Paris eine
kräftige Fortentwickelung ge-
zeigt hat, daß die Blüte
seiner Schmuckkunst seither
nicht zurückgegangen ist.
Das Arrangement der fran-
zösischen Abteilung war
allerdings ein verhältnismäßig
sorgloses und ungünstiges
und in keiner Weise zu ver-
gleichen mit dem, was die
deutsche Ausstellung im Pa-
last für deutsche Industrie ge-
leistet hatte. Waren hier schon
die Ausstellungsschränke
für sich Ausstellungsgegen-
stände, so waren die Schränke, in denen Paris aus-
gestellt hatte, weder einheitlich gestaltet noch sonst
künstlerisch bemerkenswert. Aber die französische
Schmuckausstellung hatte den großen Vorteil vor der
aller anderen Nationen, daß sie ziemlich geschlossen
auftrat, daß man ohne viele Mühe und ohne viel
herumlaufen zu müssen sich einen Überblick ver-
schaffen konnte über das, was vorhanden war. Be-
merkenswert ist, daß die Schmuckkünstler, ein Rene
Lalique, Lucien Oaillard und andere sich von ihren
MUSEUM ZU ALTONA, PESEL AUS NORDFRIESLAND
MUSEUM ZU ALTONA, PESEL AUS DER WILSTERMARSCH
sonst vielleicht auffällig erscheinen, daß bei einer Ab-
handlung über die moderne Schmuckkunst die Kunst
als solche und gerade die moderne Kunst eigentlich
die Rolle nicht spielt, die wir sonst gewöhnt sind,
sie bei einer derartigen Auseinandersetzung spielen
zu sehen.
Wer in St. Louis die Ausstellung studierte mit
dem Vorsatz, speziell und ausschließlich sich der
Schmuckkunst zu widmen, ein Bild zu gewinnen über
den heutigen Stand der Schmuckkunst, dem drängte
sich zunächst ein Eindruck
stärker auf als alle anderen,
nämlich der Eindruck einer
überwältigenden, einer ganz
auffälligen Überlegenheit der
französischen oder präziser
ausgedrückt der Pariser
Schmuckindustrie, ein Ein-
druck, der dem Laien zwei-
fellos noch stärker und auf-
fälliger erscheinen mußte als
dem Fachmann. Der Fach-
mann war imstande zu be-
urteilen, daß alle andern
Länder außer Frankreich sich
relativ schwach mit Schmuck
beteiligten, daß Frankreich
dagegen sozusagen in voller
Stärke da war, so daß der
Unterschied, der ohne allen
Zweifel zwischen der Lei-
stungsfähigkeit von Paris und
der übrigen Schmuckindustrie
besteht, auf der Weltausstel-
lung in St. Louis wesentlich
schärfer in die Erscheinung
trat, als den tatsächlichen
Verhältnissen nach gerecht-
fertigt wäre. Paris war in
St. Louis annähernd so stark
vertreten als auf der Zentenar-
ausstellung in Paris im Jahre
igoo, und man muß zugeben,
daß, wenngleich man man-
chen alten Bekannten in St.
Louis wiedertraf, Paris eine
kräftige Fortentwickelung ge-
zeigt hat, daß die Blüte
seiner Schmuckkunst seither
nicht zurückgegangen ist.
Das Arrangement der fran-
zösischen Abteilung war
allerdings ein verhältnismäßig
sorgloses und ungünstiges
und in keiner Weise zu ver-
gleichen mit dem, was die
deutsche Ausstellung im Pa-
last für deutsche Industrie ge-
leistet hatte. Waren hier schon
die Ausstellungsschränke
für sich Ausstellungsgegen-
stände, so waren die Schränke, in denen Paris aus-
gestellt hatte, weder einheitlich gestaltet noch sonst
künstlerisch bemerkenswert. Aber die französische
Schmuckausstellung hatte den großen Vorteil vor der
aller anderen Nationen, daß sie ziemlich geschlossen
auftrat, daß man ohne viele Mühe und ohne viel
herumlaufen zu müssen sich einen Überblick ver-
schaffen konnte über das, was vorhanden war. Be-
merkenswert ist, daß die Schmuckkünstler, ein Rene
Lalique, Lucien Oaillard und andere sich von ihren
MUSEUM ZU ALTONA, PESEL AUS NORDFRIESLAND