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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 16.1905

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Schmidkunz, Hans: Javanische Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.4872#0169

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1Ö2

JAVANISCHE KUNST

mächtigen buddhistischen Architektur nur mehr eine
Reihe von Tempelruinen vorhanden; und wie weit
jetzt noch dort eine kunstvolle Bearbeitung der Steine
besteht, ist anderswo bei dem Mangel an Ausfuhr
solcher Produkte schwer zu sagen. Aber wenigstens
eine eigenartige Behandlung von Kleidungsstoffen be-
steht noch, und bei ihr lohnt es sich, zu verweilen.
%i\ Männer und Frauen tragen dort als hauptsäch-
liches Kleidungsstück ein großes Tuch, das um den
Leib gewickelt, etwa auch sackförmig über die Schulter

werden muß. Ist nun das Wachs aufgetragen und
somit die Zeichnung fertig, so wird der Stoff in eine
Farbflüssigkeit getaucht: sie färbt den Stoff überall
dort, wo keine Wachsschicht liegt. Ein abermaliges
Verfahren der Wachszeichnung und ein Bedecken der
Teile, die nun unverändert bleiben sollen, bereitet
eine zweite Färbung in einer anderen Farbe vor.
Braun und Rot, Grün und Gelb, auch Blau u. s. w.
sind beliebt. Knittert man das Tuch stark, so daß
der Wachsüberzug Risse bekommt, so dringt die

BRUNNEN,
ENTWURF

VON
ARCHITEKT

AUGUST
SCHIFFER
IN PRAG-
WEINBERGE

gelegt wird. Der Stoff ist in der Regel aus Baum-
wolle. Musterung und Färbung zeichnen ihn vor
anderen Nationaltrachten aus, und noch mehr tut
dies das Verfahren seiner Zeichnung und Färbung.
Geschmolzenes Wachs wird mit eigentümlichen kleinen
Schöpfzeugen, die einen dünnen, röhrenförmigen Aus-
guß haben, nach einem gegebenen Muster auf den
Stoff aufgetragen, und zwar gewöhnlich aus freier
Hand. Dies muß geschickt, rasch und mit fertigem
Entschlüsse geschehen, sonst verderbt das weiter-
fließende Wachs die ganze Arbeit; ähnlich wie bei
der Freskomalerei rasch und entschieden vorgegangen

Farbe in diese ein, und man erhält nach Entfernung
des Wachses eigens feine Farblinien (eine Art Craquele
wie bei Porzellan und Glas), deren Ungezwungenheit
den Eindruck einer individuell freien Arbeit noch er-
höht. Hauptsächlich jedoch wird dieser Eindruck
durch folgendes erreicht. Die Wachszeichnung schlägt
durch den Stoff durch, erscheint aber auf der anderen
Seite doch nur unvollkommen. Diese Reverszeichnung
wird vervollkommnet, indem man mit dem Wachse
»nachfährt«. Dadurch läßt sich jedoch keine Genauig-
keit in der Deckung des Musters vorn und rück-
wärts erzielen, und diese Ungenauigkeit wirkt nun
 
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