JAVANISCHE KUNST
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besonders günstig zu dem Eindruck einer freien
Natürlichkeit.
Das Wachs wird entweder stehen gelassen oder
weggenommen. In jenem Falle bewirkt es eine eigen-
tümlich milde, ölige Leuchtkraft der von ihm be-
deckten Stellen, namentlich wenn man den Stoff im
durchfallenden Lichte betrachtet. Der andere Fall er-
gibt einen sozusagen trockeneren Anblick. Hier wird
das Wachs in heißem Wasser weggeschmolzen, und
man erhält einen zu allem Falten bequemen Stoff,
siegt: die Eingeborenen verschmähen diesen Spott.
Und eine solche europäische Fabrikware sieht sich
neben der javanischen Handware wohl noch gewöhn-
licher an, als es schon bei unseren eigenen Fabrik-
produkten gegenüber unseren Handprodukten der Fall
ist: namentlich die Sattheit und Milde der dortigen
Farben ist mit den unsrigen schwerlich zu erreichen.
Das Zeichnungsmuster, der Dessin, ersichtlich ein
überlieferter und geläufiger Besitz der diese Arbeiten
ausführenden Javanerinnen, enthält vorwiegend stark
BRUNNEN,
ENTWURF
VON
ARCHITEKT
AUGUST
SCHIFFER
IN PRAG-
WEINBERGE
der anfangs und äußerlich scheinbar unseren Kattun-
drucken ähnelt, in der Tat aber gerade durch seinen
künstlerisch individuellen Gegensatz gegen sie seine
besondere Bedeutung erhält. Zeichnung vermittelst
Stempel kommt nun auch da vor, namentlich wenn
größere Flächenteile gleichmäßig behandelt werden
sollen. Immer jedoch ist das Werk Handarbeit. In
Holland selber hat man angefangen, diese Kunst durch
gewöhnlichen mehrfarbigen Druck nachzuahmen und
diesen nach Java zu importieren; doch trotz seiner
Billigkeit und trotz der geringen Mittel des Volkes
hat dabei die Industrie das Kunsthandwerk nicht be-
stilisierte Pflanzenmotive. Daneben finden sich ähn-
lich behandelte Tiermotive, besonders von Schmetter-
lingen und Vögeln (z. B. Pfauen); Flügeiförmiges,
Segeiförmiges und dergleichen kehrt besonders wieder.
Auch der Drache kommt häufig vor. Von menschen-
ähnlichen Gestalten gibt es z. B. Skizzen der Figuren
javanischer Puppenspiele. Geometrische Motive stehen
hinter den Naturmotiven zurück. Sie finden sich an
den Rändern und namentlich in der Mitte: hier ist
das ziemlich langgestreckte Rechteck, dessen Form
der Stoff für das javanische Kleidungsstück bildet,
quergeteilt durch einen sehr breiten, dunkler abge-
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besonders günstig zu dem Eindruck einer freien
Natürlichkeit.
Das Wachs wird entweder stehen gelassen oder
weggenommen. In jenem Falle bewirkt es eine eigen-
tümlich milde, ölige Leuchtkraft der von ihm be-
deckten Stellen, namentlich wenn man den Stoff im
durchfallenden Lichte betrachtet. Der andere Fall er-
gibt einen sozusagen trockeneren Anblick. Hier wird
das Wachs in heißem Wasser weggeschmolzen, und
man erhält einen zu allem Falten bequemen Stoff,
siegt: die Eingeborenen verschmähen diesen Spott.
Und eine solche europäische Fabrikware sieht sich
neben der javanischen Handware wohl noch gewöhn-
licher an, als es schon bei unseren eigenen Fabrik-
produkten gegenüber unseren Handprodukten der Fall
ist: namentlich die Sattheit und Milde der dortigen
Farben ist mit den unsrigen schwerlich zu erreichen.
Das Zeichnungsmuster, der Dessin, ersichtlich ein
überlieferter und geläufiger Besitz der diese Arbeiten
ausführenden Javanerinnen, enthält vorwiegend stark
BRUNNEN,
ENTWURF
VON
ARCHITEKT
AUGUST
SCHIFFER
IN PRAG-
WEINBERGE
der anfangs und äußerlich scheinbar unseren Kattun-
drucken ähnelt, in der Tat aber gerade durch seinen
künstlerisch individuellen Gegensatz gegen sie seine
besondere Bedeutung erhält. Zeichnung vermittelst
Stempel kommt nun auch da vor, namentlich wenn
größere Flächenteile gleichmäßig behandelt werden
sollen. Immer jedoch ist das Werk Handarbeit. In
Holland selber hat man angefangen, diese Kunst durch
gewöhnlichen mehrfarbigen Druck nachzuahmen und
diesen nach Java zu importieren; doch trotz seiner
Billigkeit und trotz der geringen Mittel des Volkes
hat dabei die Industrie das Kunsthandwerk nicht be-
stilisierte Pflanzenmotive. Daneben finden sich ähn-
lich behandelte Tiermotive, besonders von Schmetter-
lingen und Vögeln (z. B. Pfauen); Flügeiförmiges,
Segeiförmiges und dergleichen kehrt besonders wieder.
Auch der Drache kommt häufig vor. Von menschen-
ähnlichen Gestalten gibt es z. B. Skizzen der Figuren
javanischer Puppenspiele. Geometrische Motive stehen
hinter den Naturmotiven zurück. Sie finden sich an
den Rändern und namentlich in der Mitte: hier ist
das ziemlich langgestreckte Rechteck, dessen Form
der Stoff für das javanische Kleidungsstück bildet,
quergeteilt durch einen sehr breiten, dunkler abge-
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