KAYSERZINN
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kunstvolle Arrangement der Zweige
oder Blumen. So hat man an den
Arbeiten in Kayserzinn durchweg
eine dauernde Befriedigung, weil das
sachliche Denken mit dem künstle-
rischen Instinkt eine glückliche Ehe eingegangen ist.
An einer zweiten Gruppe von Erzeugnissen in
Kayserzinn erkennt man auf den ersten Blick ein
durchaus neuartiges System, was die Modellierung,
die Profile und die Ornamentik anlangt. Soweit es
ästhetisch zulässig ist, hat man hier versucht, die
Schwere des Materials durch eine elegante oder aparte
oder auch kapriziöse Form zu überwinden. Das
kommt namentlich in dem Mokka-Service und in dem
Heißwasserkännchen zur Anschauung. Diese Tisch-
geräte entsprechen allen Anforderungen moderner
Eleganz, sie athmen eine leichte, lichte Grazie, ohne
dabei ihren Zinncharakter zu verleugnen oder gar
mit dem biegsameren Silber rivalisieren zu wollen.
Hier gewahren wir auch eine wesentlich neue
Linienführung in den Ornamenten. Die Reliefs
sind schärfer geprägt, sie kokettieren stellenweise
mit dem Reiz des Eckigen, was ja auch dem Glocken-
blumenmotiv auf dem Mokka-Service wohl ansteht.
Die eckig entwickelten Dekors er-
scheinen auch in dem Lorbeerfries
an einem Becher von ebenso schlich-
ten wie großgedachten Profilen. Seit
jeher hatte Engelbert Kayser auf die
Verbindung von Kristall und Zinn sein Augen-
merk gerichtet, von Jahr zu Jahr kommen neue
Variationen dieses wichtigen Themas heraus. So
in Gestalt eines Kabaretts mit schwerem, mollig mo-
delliertem Bügel und schöngelagerten Schotenorna-
menten auf dem Rande. Die Schönheit des ohne
Umschweif Zweckdienlichen wäre hier als springen-
der Punkt des Kunstwerks hervorzuheben. Die Kri-
stallschale für Früchte auf Eis, die durch ein Linien-
muster und grüne Pfauenaugen in Glasfluß dekoriert
ist, ist aus dem Untergestell mit den flechtenartig
kapriziösen Reliefs herauszuheben und in der Höh-
lung darunter lagert das Eis. Nun sehen wir eine
Bierkanne von ausgesuchter Gestaltung und Orna-
mentierung, so ein augenfällig geistreiches Stück,
dessen wuchtende Schwere an die Seßhaftigkeit der
Alke und Pinguine gemahnt und im ganzen halb
phantastisch, halb humoristisch anmutet. Von allen
Seiten zeigt gerade diese Kanne eine interessante Sil-
J. P. KAYSER
SOHN, BOCHl'M
BEI KREFELD,
KAYSERZINN,
TISCHGLOCKE,
BECHER,
HEISSWASSER-
KÄNNCHEN,
MOKKA-
SERVICE
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kunstvolle Arrangement der Zweige
oder Blumen. So hat man an den
Arbeiten in Kayserzinn durchweg
eine dauernde Befriedigung, weil das
sachliche Denken mit dem künstle-
rischen Instinkt eine glückliche Ehe eingegangen ist.
An einer zweiten Gruppe von Erzeugnissen in
Kayserzinn erkennt man auf den ersten Blick ein
durchaus neuartiges System, was die Modellierung,
die Profile und die Ornamentik anlangt. Soweit es
ästhetisch zulässig ist, hat man hier versucht, die
Schwere des Materials durch eine elegante oder aparte
oder auch kapriziöse Form zu überwinden. Das
kommt namentlich in dem Mokka-Service und in dem
Heißwasserkännchen zur Anschauung. Diese Tisch-
geräte entsprechen allen Anforderungen moderner
Eleganz, sie athmen eine leichte, lichte Grazie, ohne
dabei ihren Zinncharakter zu verleugnen oder gar
mit dem biegsameren Silber rivalisieren zu wollen.
Hier gewahren wir auch eine wesentlich neue
Linienführung in den Ornamenten. Die Reliefs
sind schärfer geprägt, sie kokettieren stellenweise
mit dem Reiz des Eckigen, was ja auch dem Glocken-
blumenmotiv auf dem Mokka-Service wohl ansteht.
Die eckig entwickelten Dekors er-
scheinen auch in dem Lorbeerfries
an einem Becher von ebenso schlich-
ten wie großgedachten Profilen. Seit
jeher hatte Engelbert Kayser auf die
Verbindung von Kristall und Zinn sein Augen-
merk gerichtet, von Jahr zu Jahr kommen neue
Variationen dieses wichtigen Themas heraus. So
in Gestalt eines Kabaretts mit schwerem, mollig mo-
delliertem Bügel und schöngelagerten Schotenorna-
menten auf dem Rande. Die Schönheit des ohne
Umschweif Zweckdienlichen wäre hier als springen-
der Punkt des Kunstwerks hervorzuheben. Die Kri-
stallschale für Früchte auf Eis, die durch ein Linien-
muster und grüne Pfauenaugen in Glasfluß dekoriert
ist, ist aus dem Untergestell mit den flechtenartig
kapriziösen Reliefs herauszuheben und in der Höh-
lung darunter lagert das Eis. Nun sehen wir eine
Bierkanne von ausgesuchter Gestaltung und Orna-
mentierung, so ein augenfällig geistreiches Stück,
dessen wuchtende Schwere an die Seßhaftigkeit der
Alke und Pinguine gemahnt und im ganzen halb
phantastisch, halb humoristisch anmutet. Von allen
Seiten zeigt gerade diese Kanne eine interessante Sil-
J. P. KAYSER
SOHN, BOCHl'M
BEI KREFELD,
KAYSERZINN,
TISCHGLOCKE,
BECHER,
HEISSWASSER-
KÄNNCHEN,
MOKKA-
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