IN DEN SCHULEN DER VEREINIGTEN STAATEN VON NORDAMERIKA
185
ERNST RIEGEL, MÜNCHEN, SILBERNER JAODAUF-
SATZ UND SILBERBECHER »DIE 7 RABEN«
Gewerbeschule oder Fachschule anzusehen. Das ist
sie aber keineswegs, sondern sie soll unter allen Um-
ständen eine Erziehungsschule sein und soll die
praktischen Werkstattarbeiten nur als ein Element der
allgemeinen Bildung auffassen und pflegen. Der
Schüler einer solchen Schule kann nach dem Ver-
lassen derselben in irgend einen praktischen Beruf
übergehen oder er kann sich dem Studium widmen;
wie mir in der genannten Schule mitgeteilt wurde,
tun das letztere etwa 30 Prozent ihrer Zöglinge. Der
Lehrplan ist im allgemeinen so gestaltet, daß etwa
ein Drittel der Unterrichtszeit auf die praktischen
Arbeiten verwendet wird. Die Lehrgegenstände sind
für die Unterklasse: Literatur, Geschichte, Deutsch
oder Französisch, Algebra, Geometrie, Naturwissen-
schaft, konstruktives und Freihandzeichnen und die
praktischen Arbeiten an der Hobelbank und an dem
Schraubstock, in der Gießerei und Modellschreinerei.
Im zweiten Schuljahre werden Sprachen und Ge-
schichte fortgeführt, die Mathematik wird durch Tri-
gonometrie erweitert und die Naturwissenschaft durch
Physik und Chemie. Die praktischen Werkstattarbeiten
werden wie auf der vorigen Stufe mit zehn Stunden
wöchentlich fortgesetzt. Das nächste Schuljahr bringt
eine Erweiterung des technischen Unterrichts durch
Staatskunde und Volkswirtschaftslehre, der Mathematik
durch praktische Buchführung, der Naturwissenschaft
durch Dampfmaschinenlehre und Elektrizität, des
Zeichnens durch Architektur und Perspektive und der
Werkstattarbeiten durch Maschinenbau und angewandte
Elektrizität. Dabei wird bis ins einzelne die Tendenz
verfolgt, allen Unterricht so anschaulich wie möglich
zu gestalten und soweit als möglich den Bedürfnissen
des praktischen Lebens entsprechend auszubauen. Es
werden z. B. Sonderkurse eingerichtet im Maschinen-
bau, und zwar in der Form, daß eine kleine Gruppe
von etwa vier Schülern durch einen Maschineningenieur
ganz speziell in den Bau einer einfachen Dampfma-
schine und Kesselanlage eingeführt wird. Diese Unter-
weisungen finden unmittelbar im praktischen Betriebe
statt, da jede Schule derartige Anlagen hat, die für
Heizungs- und Beleuchtungszwecke Verwendung finden.
Es liegt auf der Hand, daß durch Übungen der ge-
dachten Art, die ja auch in unseren Gewerbeschulen
und ähnlichen Anstalten jetzt allmählich eingeführt
werden, eine ausgezeichnete Vorbereitung für den
späteren Beruf eines Maschineningenieurs geboten
wird. Nach unseren deutschen Anschauungen würde
man aber einen derartigen Unterricht in einer Schule
allgemeinen Charakters kaum gutheißen, während der
Amerikaner im
Gegenteil nur
einen Vorteil
darin sieht, daß
jede Schule so-
weit als mög-
lich den Be-
dürfnissen und
Anforderungen,
die das Leben
stellt, entgegen-
kommt. Erträgt
deshalb auch
kein Bedenken,
örtlichen Be-
dürfnissen oder
auch persön-
lichen Wün-
schen maßge-
bender Leute
entsprechend
hier und da
noch andere
Lehrgegenstän-
de einzuführen,
z.B.Buchdruck,
Photographie,
Handweberei,
Gravieren und
Ziselieren und
anderes. Nach
der ganzen Or-
ganisation der
amerikanischen
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ERNST RIEGEL, MÜNCHEN, SILBERNER JAODAUF-
SATZ UND SILBERBECHER »DIE 7 RABEN«
Gewerbeschule oder Fachschule anzusehen. Das ist
sie aber keineswegs, sondern sie soll unter allen Um-
ständen eine Erziehungsschule sein und soll die
praktischen Werkstattarbeiten nur als ein Element der
allgemeinen Bildung auffassen und pflegen. Der
Schüler einer solchen Schule kann nach dem Ver-
lassen derselben in irgend einen praktischen Beruf
übergehen oder er kann sich dem Studium widmen;
wie mir in der genannten Schule mitgeteilt wurde,
tun das letztere etwa 30 Prozent ihrer Zöglinge. Der
Lehrplan ist im allgemeinen so gestaltet, daß etwa
ein Drittel der Unterrichtszeit auf die praktischen
Arbeiten verwendet wird. Die Lehrgegenstände sind
für die Unterklasse: Literatur, Geschichte, Deutsch
oder Französisch, Algebra, Geometrie, Naturwissen-
schaft, konstruktives und Freihandzeichnen und die
praktischen Arbeiten an der Hobelbank und an dem
Schraubstock, in der Gießerei und Modellschreinerei.
Im zweiten Schuljahre werden Sprachen und Ge-
schichte fortgeführt, die Mathematik wird durch Tri-
gonometrie erweitert und die Naturwissenschaft durch
Physik und Chemie. Die praktischen Werkstattarbeiten
werden wie auf der vorigen Stufe mit zehn Stunden
wöchentlich fortgesetzt. Das nächste Schuljahr bringt
eine Erweiterung des technischen Unterrichts durch
Staatskunde und Volkswirtschaftslehre, der Mathematik
durch praktische Buchführung, der Naturwissenschaft
durch Dampfmaschinenlehre und Elektrizität, des
Zeichnens durch Architektur und Perspektive und der
Werkstattarbeiten durch Maschinenbau und angewandte
Elektrizität. Dabei wird bis ins einzelne die Tendenz
verfolgt, allen Unterricht so anschaulich wie möglich
zu gestalten und soweit als möglich den Bedürfnissen
des praktischen Lebens entsprechend auszubauen. Es
werden z. B. Sonderkurse eingerichtet im Maschinen-
bau, und zwar in der Form, daß eine kleine Gruppe
von etwa vier Schülern durch einen Maschineningenieur
ganz speziell in den Bau einer einfachen Dampfma-
schine und Kesselanlage eingeführt wird. Diese Unter-
weisungen finden unmittelbar im praktischen Betriebe
statt, da jede Schule derartige Anlagen hat, die für
Heizungs- und Beleuchtungszwecke Verwendung finden.
Es liegt auf der Hand, daß durch Übungen der ge-
dachten Art, die ja auch in unseren Gewerbeschulen
und ähnlichen Anstalten jetzt allmählich eingeführt
werden, eine ausgezeichnete Vorbereitung für den
späteren Beruf eines Maschineningenieurs geboten
wird. Nach unseren deutschen Anschauungen würde
man aber einen derartigen Unterricht in einer Schule
allgemeinen Charakters kaum gutheißen, während der
Amerikaner im
Gegenteil nur
einen Vorteil
darin sieht, daß
jede Schule so-
weit als mög-
lich den Be-
dürfnissen und
Anforderungen,
die das Leben
stellt, entgegen-
kommt. Erträgt
deshalb auch
kein Bedenken,
örtlichen Be-
dürfnissen oder
auch persön-
lichen Wün-
schen maßge-
bender Leute
entsprechend
hier und da
noch andere
Lehrgegenstän-
de einzuführen,
z.B.Buchdruck,
Photographie,
Handweberei,
Gravieren und
Ziselieren und
anderes. Nach
der ganzen Or-
ganisation der
amerikanischen